Tanulmányok Budapest Múltjából 21. (1979)

Gerelyes Ibolya: Török hagyatéki összeírások mint kultúrtörténeti források = Türkische Hinterlassenschaftsregister als kulturgeschichtliche Quellen 200-218

Leben, der Erkenntniss der Lebensweise näherkommen können. Wenn man die Hinterlassenschaften von sonstigen Gesichtspunkten aus prüft, werfen sie ein Licht auf die materielle Lage der verschiedenen Gesell­schaftsschichten, ja selbst auf ihre Lage im Verhältnis zueinander. Besonders interessant sind diese Verzeichnisse, die den Nachlass ein­zelner Handwerker registrieren. Die Beschreibung der Werkzeuge oder des Rohstoffbestandes einer Werkstatt aus dem 16. Jahrhundert vermag uns einzelne Handwerkszweige jener Zeit zu erschliessen. In der Arbeit wird als Beispiel die Hinterlassenschaft eines in Buda im Jahre 1569 verstorbenen, aus Damaskus stammenden Ker­zengiessermeisters, namens Hadschi Achmed, angeführt und analysiert. Das aus 140 Posten bestehende Verzeichnis bietet nicht nur zum Kennenlernen des verhältnismassig einfachen Handwerks der Ker­zengiesserei reichliche Angaben, sondern auch zu jener der Kleidung, der Gefässe, der Speisen, Tischgebräuche, der unterschiedlichsten Ausstattungsgegenstände des Haushalts, der Möbel und Wohnungsein­richtungen. Aus dem Nachlass erschliesst sich uns das Leben eines mehr oder minder wohlhabenden Menschen, der ein Eigenes Haus, ein Geschäft, einen Weingarten, Sklaven und Tiere sass, und dem es auch noch dazu langte einen relativ grösseren Betrag von 3 250 Aktsche zu verleihen. Die Einrichtung seiner Verkstatt war sehr einfach. Eine grosse Menge an Talg, Kerzengussformen, rauhes Garn und eventuell zwei grosse, teure Kessel können hierher gezählt werden. Vielleicht der teuerste Teil seines Haushaltes war der sehr abwechslungsreiche Geschirrbestand. Fast sämtliche Typen, die aus dem archäologischen Material bekannt sind, sind im Verzeichnis anzutreffen, darunter einige Gegenstände, deren Bezeichnung in der ungarischen Sprache auch heute noch lebendig ist, einzelne werden sogar jetzt noch benutzt. Solche waren beispielsweise tepsi, kas an , bakratsch, teknő usw. Auf­grund des Nachlasses kristallisiert sich das Bild eines charakteristi­schen türkischen Heims heraus. Möbel waren kaum vorhanden, mit Ausnahme von kleinen und grossen Kisten, Hingegen war sein Haus mit Teppichen, Kissen und Decken reichlich ausgestattet. Einige Posten des Verzeichnisses liefern Angaben zur tür­kischen Männerbekleidung. Aus dem trockenen, objektiven Hinter­lassenschaftsinventar entwickelten sich allmälich die Züge und Lebens­verhältnisse eines Menschen, und durch ihn gewannen wir einen Einblick auch in das Leben ihm ähnlicher Menschen. 218

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