Tanulmányok Budapest Múltjából 13. (1959)

Sándor Vilmos: A budapesti malomipar kialakulása, 1839-1880 = Die Entwicklung der Mühlenindustrie Budapests, 1839-1880 315-422

nisse gestalteten sich wieder günstig, was auch in den Geschäftsresultaten der Mühlen zum Ausdruck kam. 1877 konnten sie einen Reingewinn von 1,7, in 1878 einen von 2,5 Millionen Gulden aufweisen. Mit dem Abschluß der Epoche der Spekulationen besserte sich auch die finanzielle Lage der Mühlen, wozu nicht allerletzt auch ihre von Grund auf veränderte Geschäftspolitik beigetragen hatte. Man zog sich die Erfahrungen der früheren Jahre zunutze, indem man die zur Produktionserweiterung nötigen Geldkapitalien nicht mehr durch Kapitalerhöhung zu beschaffen suchte, sondern mittels Anlegen von ergiebigen offenen und gehei­men Reservefonds diese unmittelbar aus dem eigenen Profit schöpfte und sie zur Sicherung diese Profits, zur Auffrischung und Erweiterung der technischen Ein­richtungen verwendete. Wohl hatten auch die ausgezeichnete Konjunktur am Markte und andere Umstände viel dazu beigetragen, daß man die Krisen allmählich überwand, die sichere Basis aber, auf der die Konsolidation und weitere Ent­wicklung dieser Unternehmungen nun fußte, war der Technologie des Mahlens und der ununterbrochenen Verbesserung der Arbeitsmaschinen zu verdanken. Das in der Budapester Mühlenindustrie angewendete »hohe« Manhlver­f ahren und die auf den Gebrauch des Mühlsteins gegründete Technik, blieben ein Viertel Jahrhundert lang im wesentlichen unverändert bestehen. Bei den Neben­prozessen bedeutete für das Sichten des Mahlgutes der von Karl Haggenmacher, dem technischen Direktors der Ersten Budapester Dampfmühlen A. G. in der ersten Hälfte der 1870er Jahre erfundene Plansichter einen wesentlichen Fort­schritt. Eine epochale Wandlung vollzog sich aber in der Budapester und in der Mühlenindustrie schlechthin mit der Vervollkommung der Walzenstühle, die Friedrich Wegmann in seinem mit der Frauenfelder Fabrik geführten Wett­bewerb ausgearbeitet hatte. Wegmann rüstete den Walzenstuhl mit Walzen aus Porzellan aus und wendete mittels Übersetzung eine Differenzialgeschwindig­keit an. Sein Patent wurde von der Budapester Ganz-Fabrik gekauft. Andreas Mechwart, der Ingenieur der Ganz-Fabrik ersetzte die Porzellanwalze durch eine Walze aus Stahl, und arbeitete an der von Wegmann begonnenen Riffelung der Walzen weiter fort. Seine Idee war die Anpassung der Zahl und des Dralls der Riffeln, sowie der Übersetzung des Walzenpaares an die Korngröße des Mahlgutes. Die technischen Leiter einzelner Budapester Mühlen wirkten mit Rat­schlägen und Experimenten aktiv an der Ausbildung des Walzenstuhles und an der Entwicklung neuerer, dem praktischen Bedarf entsprechender verschiedener Typen mit. Gegen Ende der 1870er Jahre war auch die Technologie der mit dem Ganzschen Walzenstuhl durchgeführten Vermahlung im wesentlichen ent­wickelt und verbreitete sich nun von Budapest aus auf der ganzen Welt. Bis 1880 waren sämtliche Budapester Weizenmühlen zum Gebrauch des Walzenstuhls übergegangen ; von diesem waren 1884 bereits 804 Stück in Ge­brauch. Damit war auch in der Budapester Mühlenindustrie die industrielle Revolution abgeschlossen. 4 Jahrzehnte waren verflossen, seit in Pest die erste Dampfmühle in Betrieb gesetzt wurde und seit Stefan Széchenyi den Standort der Pester Walzmühle bestimmt, die Produktion auf Qualität eingeführt, das Unternehmen als eine Aktiengesellschaft eingerichtet und die Technik des Ver­mahlens festgelegt hatte, wodurch er den Bedürfnissen seiner eigenen Zeit aller­dings weit vorausgegangen war, für die weitere Entwicklung der Mühlenindustrie den richtigen Weg gewiesen hatte. Seit der Mitte der 1870er Jahre nahm die Budapester Mühlenindustrie einen vornehmen Platz in der europäischen Mühlenindustrie ein und erfreute sich eines internationalen Ansehens. Die hier verwendete Mühleneinrichtung-diente auch im Ausland als Vorbild. Als die Budapester Großindustrie am Beginn ihrer Entwicklung stand, schlössen sich Mühlindustrie und Maschinenbau innerhalb ein und derselben Unternehmung, nämlich der Pester Walzmühle notwendigerweise zusammen. Nach drei Jahrzehnten förderten die Bedürfnisse der nun schon zum Riesen erstarkten Budapester Mühlenindustrie die Entwicklung des Walzenstuhls von Ganz, also des ersten Erzeugnisses der einheimischen Maschinenfabrikation, was 420

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