Tanulmányok Budapest Múltjából 13. (1959)

Sándor Vilmos: A budapesti malomipar kialakulása, 1839-1880 = Die Entwicklung der Mühlenindustrie Budapests, 1839-1880 315-422

Bahnlinie Ofen-Triest eröffnet wurde, sowie die Bahn der Theißgegend, welche die getreidereichen Gegenden jenseits der Theiß durchquerte. Das Presseorgan der Pester Bourgeoisie, der Pester Lloyd, stellt bereits 1864 fest, daß Pest im Getreidehandel des Habsburgerreiches den ersten Platz erreicht hat. Daß sich der einheimische Produktenhandel in Pest konzentrierte, war natürlich nicht ohne weitreichendste Bedeutung für die weitere Entwicklung der Pester und Ofner Mühlenindustrie, während die Erstarkung der Mühlen­industrie ihrerseits wiederum die Konzentrierung des Getreidehandels in Pest aufrechterhielt. In den Jahren zwischen 1862—67 entschied sich auch der Wettbewerb zwischen den ungarischen und den österreichischen Mühlen zugunsten der unga­rischen. Das alles trug dazu bei, daß die Handelskapitalisten ein sehr lebhaftes Interesse für Mühlengründungen bewiesen. Zwischen 1851 — 55 entstanden sieben, zwischen 1855—60 zwölf und zwischen 1861 —75 vierundzwanzig größere Dampf­mühlen im Land. Bei dem technischen Fortschritt in der Maschineneinrichtung erheischte jede Gründung einer neuen Mühle stets größere Geldkapitalanlagen, wo zu die damals verbreitete individuelle Form der Unternehmung sich immer weniger eignete. Nach 1862 können wir bereits feststellen, daß die weitere Entwicklung der Buda­pester Mühlenindustrie überwiegend in der Form von Aktiengesellschaften vor sich ging. Auch die schon bestehenden, den Besitz Einzelner bildenden Mühlen geraten nach und nach in den Besitz von Aktiengesellschaften. Als erste in der Reihe wurde die 1862 entstandene Bergersche Mühle von seinem bankrott gewordenen Besitzer durch die Erste Ofner Danipfmühlengesell­schaft übernommen, die von Pester Kaufleuten mit einem Grundkapital von 250 000 Gulden gegründet wurde. Im Jahre 1863 erhöhte die Gesellschaft ihr Anlagekapital auf 500 000 Gulden und kündigte an, daß sie in Pest ein Tochter­unternehmen zu errichten beabsichtige. 1865 änderte sie ihren Namen auf »Pest­Ofner Dampfmühlengesellschaft«. Während die günstige Konjunktur in der Mühlenindustrie solchen Unter­nehmungen im allgemeinen großen Schwung verlieh, wurde Friedrich, Werther im Jahre 1864 bankrott und trat aus der Reihe der individuellen Unternehmer. Seine Mühle wurde von der Ofner Fabrikshof A. G. übernommen, einer Unter­nehmung, die ebenfalls von Pester und Ofner Kaufleuten mit einem Grundkapital von 500 000 Gulden gegründet worden war. Bald kam die Reihe auch an die Mühle Johann Blums, die 1867 in den Besitz der Blumschen Dampfmühle A. G. die eine Gründung der Pester Getreidehändler mit einem Grundkapital von 750 000 Gulden überging. Von den Ofner Mühlen waren also drei bereits in den Besitz von Aktien­gesellschaften gekommen. Die vierte Ofner Mühle, die der »Barbers Söhne«, war 1864 niedergebrannt. Ende 1865 wurde sie aber neuerrichtet und nahm die Arbeit unter dem Namen »Barber und Klusemann« wieder auf. Von den schon in älterer Zeit bestehenden Mühlen erhöhte im Jahre 1864 die Pester Walzmühle zwecks Modernisierung der Anlagen ihr Grundkapital von 300 000 auf 450 000 Gulden. Gleichzeitig mit den Veränderungen die sich in der Form der Unternehmun­gen der Pester Mühlenindustrie abspielten, trat nun auch in der Wahl der Standorte der größere Grundflächen beanspruchenden Dampfmühlen eine Wandlung ein. Von 1862 an, also seit dem Zeitpunkt, da Heinrich Haggenmacher seine Mühle in Pest, in der Nähe der Walzmühle erbaut hatte, wurden die nach ihm entstande­nen Mühlen in der Mehrzahl ebenfalls in diesen, zwischen dem Bahnhof und dem Donaukai sich ausbreitenden Stadtteil errichtet. Ein Industriegleis führte von der Eisenbahn bis zum Donaukai, bzw. bis zur Walzmühle. Die günstigen Transport­möglichkeiten, die durch die Nähe der Donau und der Eisenbahn sich boten, sowie die Möglichkeit einer Spekulation mit Baugründen übten eine große Anziehungs­kraft aus, und lenkten die Mühlen auf dieses Gebiet, wo in den folgenden Jahr­zehnten das Fabriksviertel von Angyalföld entstand. 27 Tanulmányok Budapest múltjából 417

Next

/
Thumbnails
Contents