Tanulmányok Budapest Múltjából 13. (1959)

Sándor Vilmos: A budapesti malomipar kialakulása, 1839-1880 = Die Entwicklung der Mühlenindustrie Budapests, 1839-1880 315-422

Im Jahre 1862 entstand unter dem Namen »Pannónia Dampfmühlen­gesellschaft« die zweite Pester Mühlenaktiengesellschaft. Für die Mühle kaufte die Gesellschaft ein Grundstück von 4860 Quadratklafter, von Anfang an in der Absicht, 2600 Quadratklafter davon durch Parzellierung zu verwerten. Ende 1862 begann die Mühle ihre Tätigkeit mit 20 Mahlgängen. Auch der Pester Mühlenbau der Ersten Pest-Ofner Dampfmühlengesellschaft hatte mit spekula­tiven Grundstückkäufen begonnen. Ende 1866 wurde die fünfstöckige Mühle mit 24 Mahlgängen in Betrieb gesetzt. Die folgende Mühle — ebenfalls in der I^eopold­stadt — wurde von Samuel L,ord, einem Holzhändler erbaut. Die Mühle mit 16 Mahlgängen war mit einer Holzsägerei verbunden. — Heinrich Haggenmacher ließ 1865 in der Nähe seiner Mühle in der I,eopoldstadt noch eine zweite Mühle erbauen. Die fünfstöckige Mühle nahm Ende 1866 mit 16 Mahlgängen die Tätig­keit auf. Zur selben Zeit wurde die erste Mühle Haggenmachers, welche mit sie­ben Mahlgängen ausgestattet war, auf 16 Gänge erweitert. Die Reihe der vor 1867 von Aktiengesellschaften ins lieben gerufenen Mühlen wird von der Concordia Dampfmühle abgeschlossen. Pester Kaufleute hatten sie 1865 mit einem Aktienkapital von 500 000 Gulden gegründet. Ihr Standort war nicht mehr in der I^eopoldstadt, sondern in der Franzstadt, und damit öffnete sich ein neuer Siedlungsbereich für die Mühlenindustrie und zugleich für die Budapester Industrie. Die Mühle selbst wurde mit 20 Mahlgängen in Gang gesetzt Zwischen 1862—1865 entstanden insgesamt fünf neue Großmühlen in Budapest, und damit erhöhte sich die Zahl der Budapester Mühlen auf 11. In der raschen Entwicklung der Mühlenindustrie spielte neben den günsti­gen Absatzmöglichkeiten die immer schnellere Akkumulation des Handelskapitals die entscheidende Rolle. Die Konzentrierung des Produktenmarktes der Monarchie in Pest hatte nicht nur eine Beschleunigung der Akkumulation des lokalen Han­delskapitals zur Folge, sie übte eine nicht unbeträchtliche Anziehungskraft auf die Kaufleute der größeren Provinzstädte aus und lockte sogar Kaufleute jenseita der Uandesgrenzen hierher. Bis 1866 erreichte das in die Mühlen der Aktien­gesellschaften investierte Geldkapital die Höhe von 3 850 000 Gulden. Außer den neuen Momenten, wie Verbreitung der Aktiengesellschaften und Bau der Mühlen, fand das sog. »hohe« Mahlverfahren gegen Mitte der 60er Jahre eine endgültige Annahme in der Budapester Mühlenindustrie. Das Mehl der Budapester Mühlen hatte im Ausland auch weiterhin ihre Konkurrenzfähig­keit behauptet. Das ungarische Mehl wurde zu dieser Zeit als das zum Backen am besten geeignete Feinmehl in Westeuropa bekannt ; wollten die Bäcker, Kondi­toren und Hausfrauen in Wien, Berlin oder Paris feinschmeckendes Gebäck berei­ten, so besorgten sie sich ungarisches Mehl dazu. Die Vermahlungskapazität der Budapester Mühlen stieg von den jährlich 616 000 q im Jahre 1862 bis Ende 1866 auf jährlich 1 830 000 q, also auf annähernd das Dreifache der Kapazität von 1862 an. Die Kapazitäten der drei größten Mühlen betrugen je 240 000 q. Die Leistung der Dampfmaschinen der Buda­pester Mühlen kann für das Jahr 1866 mit 2400—2500 PS angenommen werden. Die neueren Dampfmaschinen kamen ohne Ausnahme aus dem Ausland, waren zum größeren Teil Erzeugnisse des Prager Unternehmens Ruston, zum kleineren Teil der Brünner Firma Gillain A. E. Der technische Fortschritt zeigte sich — außer dem größeren Ausmaße — vor allen in der stärkeren Mechanisierung der Reinigung des Getreides ; in einigen Mühlen waren bereits Trieure und Tarare in Gebrauch. In den Jahren nach 1867 stellten sich noch günstigere Bedingungen für die Mühlenindustrie ein, zum Teil, weil auf den Ausgleich von 1867 ein ruhigere poli­tische Ära folgte, teils aber auch weil sich in Ungarn ein allgemeiner wirtschaft­licher Aufschwung zu entfalten begann, der von einer fieberhaften Gründungstätig­keit und Spekulation begleitet war. Der wirtschaftliche Aufschwung dauerte bis 1873, als die Wirtschaftskrise sich wie ein Zusammenbruch meldete. Von den 1866 noch im Besitz von Privatpersonen stehenden Mühlen wurde die Ofner Mühle »Barber und Klusemann« von der Uouise Dampfmühlen A. G. 418

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