Tanulmányok Budapest Múltjából 13. (1959)
Sándor Vilmos: A budapesti malomipar kialakulása, 1839-1880 = Die Entwicklung der Mühlenindustrie Budapests, 1839-1880 315-422
die 1850er Jahre ansetzende Maschinenfabrikation — ebenso wie die Textilindustrie — bis an das Ende des Zeitalters des Absolutismus sozusagen vollständig zugrunde. Von der Auflassung der zur Walzmühle gehörenden Gießerei und Maschinenfabrik, sowie der Dobb'sehen Maschinenwerkstatt war schon früher -die Rede. Weiters wurde die Maschinen Werkstatt Friedrich Werthers zu Beginn der 60er Jahre eingestellt. Zwei Jahre im ganzen, von 1854 bis 1856 war die Maschinen Werkstatt Heinrich Georg Rußwurms in Ofen tätig gewesen und ein änliches Schicksal war der Maschinenwerkstatt Joseph Hoffmanns beschieden, •die von 1852 bis 1863 existierte. Die Werkstätten von Bernhard Wittwindsch (seit 1851) und H. G. Knutzen wurden in der zweiten Hälfte der 1860er Jahre stillgelegt. Alle diese Werkstätten befaßten sich auch mit Dampfmaschinenbau und auf Grund der bisher zutage gekommenen lückenhaften Aufzeichnungen kann man annehmen, daß ein nicht allzu geringer Teil der in Budapest und in der Provinz bis 1863 in Betrieb gesetzten kleineren Dampfmaschinen in den oben aufgezählten Pester Werkstätten erzeugt wurden. Der Bestand an Dampfmaschinen wuchs in der Gesamtindustrie Budapests ^on den 258 Pferdestärken des Jahres 1851 auf 1469 Pferdekräfte bis 1863.Unter den Großstädten der Gesamtmonarchie schritt in diesem Zeitraum die Mechanisierung der Industrie in Budapest am raschesten vorwärts. Bis 1863 erreichte die Budapester Mühlenindustrie den ersten Platz unter den Großstädten der Gesamtmonarchie. Zur selben Zeit aber erlangte in der großindustriellen Entwicklung Budapests die Mühlenindustrie ein immer größeres Übergewicht, während in Wien, Brunn und Prag in kleinerem oder größerem Maße die Maschinenfabrikation, die Eisen- und Metallindustrie, beziehungsweise andere Industriezweige in den Vordergrund traten. Die in der ersten Hälfte der sechziger Jahre auftretenden wirtschaftlichen und politischen Krisen und Kriegsgefahren hatten das System des Absolutismus allmählich aufgerieben. Parallel damit ließ auch der Druck der österreichischen Regierung langsam nach. Nun machte letztere bereits zahlreiche Zugeständnisse im Zeichen des wirtschaftlichen Liberalismus. In der freieren Atmosphäre nahm .auch die wirtschaftliche Entwicklung Ungarns — wenn von den verschiedensten Krisen, besonders von der Dürre der Jahre 1863 und 1864 auch beeinträchtigt — ein schnelleres Tempo an und aus der ungarischen kaufmännischen Bourgeoisie sonderte sich allmählich die Schichte der industriellen Großkapitalisten aus. Das Zeitalter des habsburgischen Absolutismus hatte für die Entwicklung des Handels und für die Akkumulation des Handelskapitals verhältnismäßig günstige Bedingungen geschaffen. Die Tendenz des freien Handels, die immer mehr vorherrschend wurde, und vor allem die Abschaffung der Zollgrenze zwischen Österreich und Ungarn waren vom Gesichtspunkt des Handels aus äußerst günstig. Die kaufmännische Bürgerschaft von Pest und Ofen war langsam, aber sichtlich erstarkt. Das sichtbare Zeichen dafür war u. a., daß 1851 die Pester Lloyd Gesellschaft gegründet, seit 1854 ihr Presseorgan herausgegeben, 1856 eine Handelskademie ins Leben gerufen und 1863 die Börse in Pest eröffnet wurde. Von großem Nutzen war auch die Organisierung der Handelskammern. Überdies sicherte die Regierung des Absolutismus den kaufmännischen und gewerbetreibenden Schichten der Pester und Ofner Bürgerschaft auch eine Vertretung im städtischen Magistrat. Was die industrielle Entwicklung betraf, so gab es zwischen den Pester Kauf leuten und der industriellen Bourgeoisie keine wesentlichen Gegensätze, denn in diesem Zeitraum wurde der Kaufmann immer mehr zum Industrieunternehmer. Vom Gesichtspunkt der Kapitalakkumulation hatte unter den Pester Handelszweigen der Getreidehandel erstklassige Bedeutung. Der Getreidehandel Tests stand bis Ende der 1850er Jahre hinter Wien und Raab an dritter Stelle in der Monarchie. Zu Beginn der 1860er Jahre begann zwischen Pest und Raab — und da Raab nichts anderes als eine vorgeschobene Stellung Wiens war —, eigentlich zwischen Pest und Wien um die Konzentrierung des Getreidehandels der Wettbewerb. In diesem Kampf brachte das Jahr 1861 die Entscheidung, als die 416