Tanulmányok Budapest Múltjából 13. (1959)

Sándor Vilmos: A budapesti malomipar kialakulása, 1839-1880 = Die Entwicklung der Mühlenindustrie Budapests, 1839-1880 315-422

richtungen und die verwendete Maschinenkraft. So vergrößerte Johann Blum seine Dampfmühle, die 1856 noch mit fünf Mahlgängen arbeitete, im Jahre 1859 mit drei, 1862 mit 6 weiteren Gängen. Die Dampfmühle von Barbers Söhnen, welche 1851 mit 6 Mahlgängen zu arbeiten begonnen hatte, wurde 1856 mit 6, 1857 mit 4, I860 mit 6 weiteren Mahlgängen ausgestattet und erreichte somit die Anzahl von 22 Mahlgängen. 1862 arbeiteten neben den sechs Walzenstühlen der Walzmühle noch 83 Mahlgänge in den Mühlen der Stadt. Der Zuwachs an Mahl­gängen machte es notwendig, daß weitere Dampfmaschinen in Betrieb gesetzt werden mußten, demzufolge 1863 in den Pester und Ofner Dampfmühlen bereits insgesamt 20 Dampfmaschinen mit einer Leistung von 810 PS betrieben wurden. Auch die Arbeiterzahl der Dampfmühlen hatte zugenommen, und war seit 1856 in der Walzmühle von 110 bis Ende 1862 auf 550 gestiegen. Nun erreichten aber neben der Walzmühle auch die Mühle von Barbers Söhnen, sowie die Friedrich Werthers eine Arbeiterzahl von je 120. Über die Arbeitsverhältnisse in den Dampfmühlen besitzen wir nur wenige Angaben. Aufschlußreichere Aufzeichnungen blieben über die Teufelsmühle und die Walzmühle erhalten. In der Teufelsmühle arbeiteten 1861 36 Angestellte bei einem Taglohn zwischen 60 Heller bis 2 Gulden. Das Personal bestand aus einem Obermüllner (2 Gulden) und 3 Untermüllnern (1,50 u. 1,25 Gulden), 12 »Reini­gern« (0,60-1,15 Gulden), 2 »Beutler« (Sichter) (0,95 Gulden), 2 Aufschüttern (0,90 G) und 3 Absäckern (1 Gulden). Neben diesen gab es noch 1 Maschinisten und 2 Heizer (1,10 G), 1 Steinschleifer (1,25 G), 1 Magazinär (1,35 G), 3 Magazin­arbeiter und 4 Fuhrleute (IG), sowie 1 Säckeabstauber (80 Heller). Der durch­schnittliche Taglohn war etwas über 1 Gulden. — Der Taglohn der Arbeiter der Walzmühle bewegte sich gegen Ende der 30er Jahre zwischen 64—95 Heller und außerdem gehörten 50 Pfund 3er Mehl ebenfalls zu den monatlichen Bezügen. Die Arbeiter arbeiteten in zwei 12stündigen Schichten, und zwar auch an Sonn­und Feiertagen. In der zur Mühle gehörenden technischen Werkstatt betrug die Arbeitszeit der Schmiede, Schlosser, Dreher, Zimmerleute, Maurer, Maschinen­wärter und Heizer 12% Stunden, mit y 2 Stunde Rastzeit. Das Arbeitsverhältnis war in der »Arbeitsordnung« festgelegt. Die Walzmühle verfügte über eine eigene Krankenkasse, die von den Mitgliedern je 2 y 2 Heller nach je einem Gulden des Lohnes in Abzug nahm. Die Zunahme in der Mehlerzeugung machte die die Konkurrenz des unga­rischen Mehls im Ausland von den 1860er Jahren an fühlbar, worüber die aus­ländische besonders die deutsche Fachliteratur Kunde gibt. 1862 stellte die Pester Handelskammer fest, daß die Mühlenindustrie unter Ausnützung der vom freien Wettbewerb gebotenen Möglichkeiten in ganz kurzer Zeit und ohne jede Unter­stützung der höheren Instanzen in aller Stille erstarkt und erblüht war. Auf die 1856 gestellte Frage, ob die Mühlenindustrie für die zugrundegegangenen Gewerbe­zweige eine Entschädigung bieten könne, gab nun die Kammer im Jahre 1862 die anerkennend bejahende Antwort. Die spontan entstandene Geschäftsmöglichkeit bewog die Pester Kapitalisten, die Mühlenindustrie, die bis dahin bloß einen Nebenzweig der kapitalistischen Industrialisierung darstellte, statt der Textil­industrie als Hauptrichtung der Industrialisierung zu wählen. Sie verlegten sich also auf jene Richtung der wirtschaftlichen Entwicklung, die nur in einem agra­rischen Ungarn existieren konnte. Im allgemeinen muß aber gesagt werden, daß die seit den 1850er Jahren eingetretene Wandlung des Wirtschaftslebens den Zeitgenossen viel erfolgreicher erschien, als sie in Wirklichkeit war, und als sie sich dann aus der Perspektive von weiteren zwei Jahrzehnten zeigte. Die tatsächlichen Ergebnisse der großindustriellen Entwicklung, die seit Beginn der 1850er Jahre vor sich ging, können wir richtig erst dann beurteilen, wenn wir wissen, daß z. B. von den 1863 in der Industrie verwendeten Dampfma­schinen in dem mit Ungarn zum selben Staat gehörenden böhmischen Ländern auf je 1000 Einwohner siebenmal soviel, in den österreichischen Ländern vierundein­halbmal soviel Pferdestärken entfielen als in Ungarn. Wahr ist, daß die ungarische Mühlenindustrie schöne Fortschritte machte, zur selben Zeit aber ging die um 415

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