Tanulmányok Budapest Múltjából 13. (1959)
Sándor Vilmos: A budapesti malomipar kialakulása, 1839-1880 = Die Entwicklung der Mühlenindustrie Budapests, 1839-1880 315-422
Als man 1839 den Grund zur Pester Walzmühle legte, war es um die Verbreitung der Dampfmülüen auf dem europäischen Kontinent noch gar schlecht bestellt. Obwohl einzelne Regierungen Deutschlands, sich bemühten, die Gründung; von Dampfmühlen zu fördern, sogar gewisse Belohnungen in Aussicht stellten, entstanden bis um die Mitte der 1830er Jahre alles in allem nur fünf kleinere Dampfmühlen. Die Verwendung der Dampfkraft bei der Mehlerzeugung schaltete weder den Steingang, die traditionelle Arbeitsmaschine der Müllerei, noch die überlieferte Mahltechnik aus. Die industrielle Revolution brachte beim mahlen nur eine Änderung in bezug auf die Triebkraft, wodurch die Produktivität auf das Vielfache gehoben wurde. Eine weitere Steigerung der Produktivität hing ab von der Mechanisierung der Reinigung und der Sortierung, also der beiden zusätzlichen Arbeitsprozesse der Mehlerzeugung. Die Erfindertätigkeit war in erster Linie darauf gerichtet, diese Arbeitsprozesse zu mechanisieren, daneben suchte man aber auch den Steingang durch eine andere Arbeitsmaschine zu ersetzen. Im Laufe solcher Bestrebungen kam es zur Ersetzung der Steingänge durch die Walzengänge, deren industrielle Verwendbarkeit durch den von Sulzberger konstruierten Walzenstuhl und mittels des damit verbundenen Frauenfelder (Schweiz) Mahlverfahrens möglich wurde. Die Inbetriebsetzung der ersten mit Walzenstühlen ausgestatteten Dampfmühle erfolgte in Frauenfeld im Jahre 1835. Als Széchenyi» Plan bezüglich der Errichtung der Pester Dampfmühle in das Stadium der Verwirklichung gelangte, ließ er sich eingehend über mehrere ausländische Mühlen und die dort angewandten Methoden unterrichten, und entschied sich schließlich, für die Frauenfelder Methode. Die Pester Walzmühle entstand 1839 als Eigentum einer Aktiengesellschaft mit 300 000 Gulden Grundkapital. Der Hauptaktionär der Unternehmung, mit 50%iger Anteilschaft, wurde der Fabrikant der Sulzberger'schen Walzenstühle, die Bozner Firma Holzhammer, welche auch die Sulzberger'schen Walzenstühle herstellte, und auch die technische und wirtschaftliche Leitung der Mühle übernahm. Die andere Hälfte des Aktienkapitals wurde von zwei Pester Großhändlern, zwei Fabrikanten und fünf aristokratischen Großgrundbesitzern gezeichnet. Die Mühle wurde in der Valerogasse der Leopoldstadt, eines Pester Bezirkeserrichtet und im September des Jahres 1841 in Betrieb gesetzt. Obwohl das erzeugte Mehl von ausgezeichneter Güte war, weiß und trocken, war der finanzielle Erfolg der Unternehmung nicht befriedigend. Die Schuld für die Erfolglosigkeit im Geschäftsgang mochte größtenteils an der feudalen Gebundenheit gelegen haben, die jeder freieren geschäftlichen Regung im Wege stand ; dazu gesellten sich aber auch noch das veralterte Verkehrs- und Ttransportwesen, sowie ziemlich häufig auftretende Störungen in der maschinellen Einrichtung der Mühle. Die unausgesetzt mit finanziellen Schwierigkeiten kämpfende Pester Walzmühlengesellschaft war zehn Jahre hindurch nicht imstande eine erweiterte Stufe der Reproduktion zu erzielen. Als Absatzmarkt kam hauptsächlich Pest und Ofen zum Teil auch die Umgebung in Frage, und innerhalb dieses engen Marktbezirkes konnte sie nur mit Not die Konkurrenz der auf d er Donau betriebenen 400 Schiffsmühlen aushalten, deren Mehl zwar von viel gerin gerer Güte, aber billiger war. So wie die Dinge also damals standen, muß schon die Tatsache, daß die Mühle weiter bestand, als ein bedeutender Erfolg angesehen werden. Der bis 1850 reichende Abschnitt der Geschichte der Pester Walzmühle hing aber nicht nur mit der Entstehung der Budapester Mühlenindustrie organische zusammen und wurde somit bahnbrechend für die Mühlenindustrie Ungarns,, sondern nahm einen ähnlichen und eine Zeitlang sogar noch vornehmeren Platz. in der Entwicklung der Budapester Maschinenbauindustrie ein. Nachdem es in den 1840er Jahren weder in Pest noch in Ofen Maschinenbauwerkstätten gab, welche die Ausbesserung und Instandhaltung der Maschinen der Mühlers hätten besorgen können, mußte die Walzmühle eine solche Werkstätteselbst ins Leben rufen. Die Maschinenbauwerkstatt der Walzmühle beschäftigte sich anfangs nur mit Ausbesserung und Ergänzung der maschinellen Einrichtung des 40$