Tanulmányok Budapest Múltjából 12. (1957)
Berlász Jenő: A Ganz-gyár első félszázada, 1845-1895 = Die ersten fünfzig Jahre der Ganz-Werke, 1845-1895 349-458
die Karl Zipernowsky gegen Ende der 70er Jahre auf dem Gebiet der Starkstromtechnik zwecks der praktischen Anwendung der elektrischen Beleuchtung machte, wurden alsbald mit einem außerordentlichem Erfolg gekrönt. Im Laufe der Jahre 1880—1884 gelang es ihm und seinen beiden Mitarbeitern. Maximilian Déri und Titus Otto Bláthy, zwei anderen Ingenieuren der Fabrik, sich von der praktischen Verwendbarkeit des Wechselstromes zu überzeugen. Im Jahre 1885 (nachdem sie bereits eine Reihe von Dynamos konstruiert hatten, die sich zur Wechselstromerzeugung eigneten) traten sie mit der epochemachenden Erfindung vor die Öffentlichkeit, die von der Technik den Namen Transformator erhalten hat. Damit wurde das Problem, ob und auf welche Weise es möglich sei, den in große Entfernungen geleiteten Hochspannungsstrom an seinem Bestimmungsort in einem für den Verbrauch geeigneten Niederspannungsstrom zu verwandeln, erfolgreich gelöst. Nachdem diese hochwichtige und patentierte Erfindung auf der Budapester Ivandesausstellung vorgeführt wurde, trat sie in Bälde ihren Eroberungszug durch die ganze Welt an. Von überallher, sowohl aus Ungarn, als auch aus dem Ausland erhielt die Fabrik zahlreiche Aufträge zur Einrichtung von selbständigen Energiezentralen und von städtischen Elektrizitätswerken. Die erste Zentrale für Wechselstromerzeugung erbauten die Ganzwerke in Rom, im Jahre 1886. Dieser folgte noch im selben Jahre die Einrichtung achtzehn weiterer Zentralen. Die folgenden Jahre brachten der Elektrotechnischen Abteilung noch mehr Bestellungen, die alle der Erfindung Zipernowskys zu verdanken waren. Diese mächtige Entwicklung führte gegen Ende des Jahrzehnts dazu, daß dier Firma Ganz für die großen Unternehmungen der damals bereits selbständigen elektrotechnischen Fabrik nicht mehr genügend Geldmittel zur Verfügung stellen konnte und gemeinsam mit der Wiener Union die Internationale Elektrische Gesellschaft als Finanzierungsgesellschaft ins Leben rief. Zu Beginn der 90er Jahre zählten die Ganz-Werke zu den bedeutendsten Schwerindustriebetrieben Mittel- und Osteuropas, und stützten sich immer mehr auf die ausländischen Märkte. Der Kundenkreis dehnte sich weit über die Grenzen der Nachbarländer Ungarns hinaus. Die Fabrik hatte ständige Vertretungen in entfernten Weltteilen (Melbourne, Bombay), die in Maschinen und Maschinenteilen keine unbedeutende Geschäfte vermittelten. In diesem Jahrzehnt wurden 80—85 Prozent der Maschinenproduktion und 50—60 Prozent der Produktion der elektrotechnischen Fabrik ausgeführt. Die Aktiengesellschaft besaß sechs Fabrikanlagen : die Budapester Maschinenfabrik, die Maschinenfabrik in Ratibor und Deobersdorf, die Waggonfabrik, die elektrotechnische Fabrik und das Montan- und Hüttenwerk in Petrovagora. Die zahl der Arbeiter stieg zwischen 1890 und 1900 von 3100 auf 6500 an. Der Gesamtumlauf der Kompagnie in den Jahren 1890 und 1894 betrug beiläufig 123 Millionen Kronen, zwischen 1894 und 1899 über 140Millionen Kronen. Der ausgewiesene Reinertrag bewegte sich sowohl in der ersten als auch in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts um die 8 Millionen Kronen. Diese großartige Entwicklung hatte die Fabrik hauptsächlich dem Umstand zu verdanken, daß sie in der Produktion jahrzehntelang mit Erfolg ihre technische Selbständigkeit zu wahren wußte. Niemals kopierte sie einfach die Konstruktionen und Produktionstechnik anderer Fabriken, sondern stützte sich in erster Linie auf die eigenen Patente. Sobald sie aber bedroht war, ihre Alleinherrschaft auf dem Markt zu verlieren, sei es weil eines der Patente abgelaufen war oder aus anderen Gründen, bewies sie stets eine große Elastizität, um solche Gefahren abzuwenden. In den 90-er Jahren wurde die technische Selbständigkeit der Ganz-werke von zwei Seiten zugleich bedroht. Erstens erstand dem ältesten Produktionszweig, dem Schalengußrad eine gefährliche Konkurrenz in einem technisch bei weitem vollkommeneren amerikanischen Erzeugnis, dem Griffin-Rad. Als sich herausstellte, dass dem Griffin-Rad unbedingt der Vorzug gebührte, kauften die Ganzwerke im Jahre 1896 von der Griffin-Gesellschaft die Produktionsrechte für das Gebiet der Österreichisch —Ungarischen Monarchie. Damit konnte dieser, auf eine Vergangenheit von vier Jahrzehnten zurückblickende Industriezweig auf dem 456