Tanulmányok Budapest Múltjából 12. (1957)

Berlász Jenő: A Ganz-gyár első félszázada, 1845-1895 = Die ersten fünfzig Jahre der Ganz-Werke, 1845-1895 349-458

recht günstigen Zeit, gerade dann, als der Eisenbahnbau einen neuen, alles Vor­herige weit übertreffenden Aufschwung nahm, und als der ungarische Staat die Eisenbahnen von den Privatgesellschaften kaufte und gleichzeitig begann, ein­heimische Fabriken mit der Deckung seines Waggonbedarfs zu betrauen. Die Oesellschaft fertigte den neuerworbenen Betrieb durch grosse Investitionen (mit neuen Gebäuden und Maschinen), begann sodann die Produktion, wobei das Augen­merk stets auf die fortschrittlichste Waggonbau- und Ausrüstungstechnik gerich­tet war. Besonders großen Erfolg hatten die mit äußerster Sorgfalt ausgestatteten, bequem eingerichteten Personenwagen, denen die Fabrik den Grossteil der inlän­dischen Bestellungen verdankte. Den mächtigen Aufschwung der Fabrik veran­schaulicht vor allem der Volumenzuwachs in der Produktion. 1882 wurden in der Fabrik 110Ö, 1889 an die 2 600 Waggons hergestellt. Auch die Eisengießerei und die Maschinenfabrik schritten auf dem Weg der Entwicklung unaufhaltsam weiter. Die Produktion der bereits gut bewährten Gußstücke bildete weiterhin eine sichere Basis für den Betrieb, obwohl im Fall der Eisenbahnräder und Gleiskreuzungen die einstigen Produktionsgrenzen nicht beträchtlicher überschritten werden konnten. Demgegenüber erhöhte sich die Produktionsziffer der verschiedenen Maschinenteile und Einrichtungen bedeutend; ihre jährliche Gesamtmenge bewegte sich zwischen 19 000—42 000 q. Weitere wichtige Betriebserweiterungen ergaben sich in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts aus der Metall- und Stahlgußproduktion (700—800 q, bzw. 4500 q). In der Maschinenerzeugung gewann das Mahlwalzwerk Mechwarts erstran­gige Bedeutung, verbreitete sich in allen Staaten Europas und errang sich sogar Märkte in überseeischen Ländern, wie u. a. in Amerika, Australien und Ostasien. Die Jahresproduktion betrug im Durchschnitt 1000—1500 Stück. Diese Erfolge bewinkten allmählich den Ausbau der Walzwerkabteilung zu einer allgemeinen Abteilung für Mühleneinrichtungen. Als neuer Zweig der Maschinenindustrie erschien in der Fabrik noch im sel­ben Jahrzehnt die Erzeugung von Wasserturbinen. Auch in diesem Produktions­bereich war es den Ingenieuren gelungen, einen besonderen Ausführung zu ver­wirklichen, der es ermöglichte den verschiedensten Betriebsbedürfnissen zu ent­sprechen. Trotzdem konnte sich dieser Betrieb nicht in wirklich großen Proportio­nen weiterentwickeln. Zwischen 1882 und 1889 lieferte die Fabrik bloß 152 Turbi­nen, vor allem für Österreich und Ungarn. In Deutschland, Italien und auf dem Balkan fand die Ganzturbine nur einen ganz bescheidenen Absatz. Einen weiteren Fortschritt in der Maschinenindustrie bedeutete das Ein­führen der Produktion von Einrichtungen für die Zellulose- und Papierindustrie. Dieser Schritt hing mit dem 1887 abgeschlossenen Kauf der Deobersdorfer Maschinenfabrik Hurtz (in Niederösterreich) zusammen, der einzigen Fabrik, die die Papier- und Holzindustrie der Österreichisch-Ungarischen Monarchie mit Maschinen versah. Durch diese neuere Produktionskonzentration kamen die Ganz­werke in den Besitz einer zweiten ausländischen Fabrikanlage und eines recht ren­tablen Industriezweiges, mit einem sicheren und ständigen Absatzmarkt. Ebenfalls 1887 begann man mit der Produktion der sog. Zerkleinerungs­maschinen. Diese waren wieder eine besondere Spezialität der Ganz-Werke. Den ersten Impuls zu ihrer Einführung gaben Mechwart seine Versuche mit den Scha­lenguß walzenstühlen. Es waren Konstruktionen, die sich zur Zerkleinerung, Ver­feinerung oder Zerpulverung verschiedenartiger, harter Materiale (Gesteine, Erze, Glas, Knochen, Schamott, Zement und Schlacke) vorzüglich eigneten. Außer den Grusonwerken von Magdeburg-Buckau befaßte sich in jener Zeit keine größere Fabrik in Mitteleuropa mit ähnlichen Aufgaben, daher konnten die Ganz-Werke auch in dieser Beziehung mit einem guten Absatzmarkt rechnen. Aus dem Rahmen der allgemeinen Maschinenproduktion ragt die 1881 —82 aus­geführte technische Einrichtung (Transmissionen, Aufzüge, Elevatoren, Laufbäner, Rohrnetz usw.) eines grossen modernen Getreidespeichers an Bedeutung weit hervor. Indessen ging in der elektrotechnischen Abteilung eine Entwicklung vor sich, die noch viel größere und glänzendere Möglichkeiten versprach. Die Versuche 455

Next

/
Thumbnails
Contents