Tanulmányok Budapest Múltjából 12. (1957)
Berlász Jenő: A Ganz-gyár első félszázada, 1845-1895 = Die ersten fünfzig Jahre der Ganz-Werke, 1845-1895 349-458
der Markt für die Rad- und Gleiskreuzungsproduktion zusammen. Die Fabrik war daher gezwungen, sich eiligst nach einer anderen Richtung zu orientieren d. h., ein Absatzgebiet zu suchen, das von der Krise verschont worden war. Dieser Markt bot sich in der Mühlenindustrie, auf deren Gebiet sich die Fabrik schon früher versucht hatte, aber nur nebenbei, ohne ernstere Anstrengungen. Nun aber, als dies zur Lebensfrage wurde, tat Mechwart sein Möglichstes, um mit einer neuen Ganzspezialität herauszukommen, die die Konkurrenz ausschloß und so die weitere Prosperität der Fabrik sicherte. Wie vor 20 Jahren Abraham Ganz, so machte auch er auf Grund eigener technischer Experimente eine Erfindung von ausschlaggebender Bedeutung. Das war die Mechwartsche Mahlwalzeneinrichtung. Diese Mahlwalze eignete sich viel besser zur Verrichtung der verschiedenen Mahlprozesse als die Maschinen vor ihr. Der Erfolg blieb auch jetzt nicht aus. Auf Grund des 1875 erteilten Patents lief bald darauf die Walzwerkproduktion an. Bereits im ersten Geschäftsjahr (1876) wurden an die 300 Mahlwalzen verkauft und bis 1879 stieg diese Ziffer auf 1350. Der Kundenkreis dehnte sich außer Österreich und Deutschland auch auf den Balkan aus. Eine Produktionsentfaltung großen Stils brachten aber erst die folgenden Jahrzehnte. Der Ausbau der Maschinenerzegung wurden neben der Mühlenindustrie auch von anderen Faktoren gefördert. So bot das Wettrüsten, das in den mitteleuropäischen Staaten in den 70er Jahren begann, der Fabrik die Gelegenheit zur Massenherstellung von Hartgußgeschossen für die Artillerie. Ebenso wirkte sich auch der in der Hauptstadt Budapest begonnene Ausbau der Kommunalwerke (Wasser- und Gasleitung) aus ; der Fabrik brachte dies in den Jahren von 1876 bis 1879 die Bestellung auf die über 12 000 q schweren Eisenrohrleitung. Selbstverständlich wurde die Erzeugung der Räder und der Gleiskreuzungen ebenfalls nicht eingestellt, die Zahl der jährlich gelieferten Räder bewegte sich zwischen 18 000—30 000, die der Gleiskreuzungen zwischen 1 300—2 800. Die älteren und neueren Ganzfabrikate, deren Gesamtwert sich auf jährlich 1 700 000—2 200 000 Gulden belief, wurden auf 6 Ausstellungen im Ausland vorgeführt (IÄnz, Triest, Nürnberg, Paris, Berlin und Sidney). Die starke Orientierung nach den ausländischen Märkten machte sich auch darin bemerkbar, daß die Fabrik noch im selben Jahr, als sie in eine Aktiengesellschaft verwandelt wurde, in Ratibor (in Schlesien) eine Filialanlage gründete, deren Kapazität etwa ein Viertel der Budapester Stammfabrik ausmachte. Das Fußfassen eines anderen Industriezweiges, der Elektroindustrie im Bereich der Fabrik, kann als eine weitere Bestätigung des Fortschrittes im Laufe der 70er Jahre gelten. Mechwart erkannte, daß die Elektrotechnik große industrielle Möglichkeiten in sich barg. Um die Versuche von Karl Zipernowsky, einem jungen ungarischen Elektroingenieur, besser unterstützen zu können, gründete er 1878 eine elektrotechnische Abteilung. In den nächsten 2 Jahrzehnten war es hauptsächlich diese Abteilung, die den Weltruhm der Ganzwerke zu begründen half. Alle diese Bemühungen kamen aber in den 70er Jahren kaum über den Anfangsschwung hinaus der infolge der Wirtschaftskrise in der ersten Hälfte des Jahrzehnts ohnedies stark gebremst wurde. Einen sprechenden Beweis dafür bieten die Ziffern über die zahl der Arbeiter, die zwischen 1868 und 1869 von 450 auf 570 anstieg, sich während der 70er Jahre jedoch nur zwischen 560—660 bewegte. In den achtziger Jahren waren in Ungarn die wirtschaftlichen Verhältnisse ausgesprochen stabil — bloß 1886 brach eine kleinere Krise aus — ; dies bot daher Gelegenheit zur vollen Verwirklichung der bereits eingeleiteten und schon erwähnten Pläne, bezw. zu neuen Unternehmungen. Schon im ersten Jahre des Jahrzehnts, 1880, wurde eine weit wirkende Betriebserweiterung vorgenommen. Die Gesellschaft kaufte die riesige und gut ausgestattete Fabrikanlage der Ersten Ungarischen Waggonfabrik, die welche bankrott gegangen war, und erwarb sich deren Aktien. Die Waggonfabrik, die jahrelang vortrefflich prosperierte (jährlich durchschnittlich 1000 Eisenbahnwagons im Werte von rund 2 Millionen Gulden baute und 400—500 Arbeiter beschäftigte), konnte der Krise von 1873 nicht standhalten. Die Übernahme geschah zu einer 454