Póczy Klára: Forschungen in Aquincum 1969- 2002 (Aquincum Nostrum 2. Budapest, 2003)

5. Die neuen Ergebnisse der topographischen Forschungen - 5.2. Militäranlagen in Aquincum - 5.2.1. Militärlager - 5.2.1.2. Die Militäranlagen von Óbuda (Margit Németh)

der Lagermauer gut zu beobachten (NÉMETH 1991/1). Auf Grund der Stücke, die von der zum früheren Lagertor gehörenden Bauornamentik erhalten blieben, entstand ein Rekonstruktionsvor­schlag (ERTEL 1999/1). Im Gebiet des zentralen Lagergebäudes, der Principia, fanden keine systematischen Grabungen statt. Der Bau wurde erst durch eine Fundber­gung bekannt, die man in der Fundamentgrube eines Warenhausneubaus durchführte (SZIRMAI 1976/1, SZIRMAI 1991/4). Das Gebäude des Lagerforums hatte eine Grundfläche von 110x70 m. An seiner Ostseite befand sich ein Torbau mit vier Durchgängen, der wahrscheinlich anläß­lich der Wiederaufbauarbeiten unter Gallienus über dem Gromapunkt des Lagers errichtet wurde (POCZY 1990). Hinsichtlich seines inne­ren Aufbaus kann man die Castra auf Grund der Anordnung der Mannschaftsbaracken, nach dem Klassifikation von Petrikovits, den Lagern des sog. Caerleon-Typs zuzuordnen. Von den drei scamna der Praetentura belegten die Mann­schaftsunterkünfte das 1. Scamnum bzw. der Retentura das 4. und das 6. Scamnum. Die Häuser der Tribunen dürften im 3. Scamnum gewesen sein, darunter konnte allerdings nur das Haus des Tribunus laticlavius freigelegt werden. Das Lagerbad (Thermae maiores) nahm einen Teil des 2.-3. Scamnums ein. Ihm gegenüber, auf der Nordseite der via praetoria, befand sich das Valetudinarium, dessen Platz sich anhand von Inschriftdenkmälern bestimmen läßt. Die früher als ein Hospital bestimmten Gebäudereste (SZILAGYI 1942) erwiesen sich als Überreste der in westlicher Nachbarschaft des Lazarettes stehenden Horrea (PÓCZY-NÉMETH-SZIR­MAI-KOCSIS 1986, 400). Im 5. Scamnum mögen Werkstätten, Magazine und gewiss das Praetorium gestanden haben. Das Wohnhaus des stellvertretenden Legions­kommandanten (tribunus laticlavius) auf der Ost­seite des Via principalis hatte eine Grundfläche von etwa 60x39 m. Das Besondere an diesem Gebäude war, daß sich an der Nordseite seines inneren, geschlossenen Prunkhofes ein aus zwei früheren Zimmern umgestaltetes Mithras-Heilig­tum öffnete. Die nördliche Wand des Mithräums schmückten Wandmalereien mit den Szenen des Mythos. Im Heiligtum kamen auch die von meh­reren einander folgenden tribuni laticlavii gestif­teten Altarsteine zum Vorschein, unter anderem der Grundstein des Heiligtums (KOCSIS 1989, KOCSIS 1991, MADARASSY 1991/1-2, FITZ 1989). Das Heiligtum wurde während des Krie­ges von 260 zugemauert und später auch nicht wieder geöffnet. Bei den Mannschaftsunterkünften bot sich nir­gends Gelegenheit zur vollständigen Freilegung eines Kasernengebäudes, Forschungen fanden aber in jedem Scamnum statt. Unter den Kasernen der 1. Cohors gelang es, das Haus mit Atrium eines Centurio freizulegen. 3 Der Grundriss und die Periodisierung des Mannschaftsteils im vordersten und hintersten Scamnum wurden im Rahmen der Forschungen geklärt (SZIRMAI 1989/1, SZIRMAI 1997/2, SZIRMAI 1998/1, KÉRDŐ 1997/2). Der größte Bau des Lagers war die Therme (Thermae maiores). Zu seiner umfassenderen Freilegung konnte es jedoch erst in den achtziger Jahren kommen (KABA 1986, KABA 1991). Das Gebäude ist dem Kaisertyp zuzuordnen, in seiner gegenwärtig bekannten Form zeigt es den Zustand des Wiederaufbaus von 268 (ALFÖLDI 1943) bzw. nach der Umgestaltung im 4. Jarhundert. 4 Im Fall der Wirtschaftsgebäude fanden außer im bereits erwähnten Horreum auch im mittleren Scamnum der Retentura Forschungen statt, wo man Teile einer Ölmühle freilegte (PETŐ 1976/ 3, PÓCZY-NÉMETH-SZIRMAI-KOCSIS 1986, 400). Das früher an der Nordseite desselben Scamnums freigelegte Gebäude mit quadratischem Grundriss und Mittelhof, das man seinerzeit für das Forum der Canabae (SZILÁGYI 1968, Plan I. Nr. 41) und später für ein Hospital hielt (T. NAGY 1977), dürfte eher ein Magazin oder eine Werk­statt gewesen sein. Auch neben die Lagermauer, die in der Praetentura an die östliche Lagermauer grenzte - nördlich und südlich des Lagertores -, 3 Grabung L. Kocsis 1984, s. „Anhang" (10.1.), Plan 6, Nr. 29. 4 KABA 1991, 54 ff., 59 f.; s. noch den Abschnitt „Aquincum in der Kaiserzeit" (4.2.).

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