Póczy Klára: Forschungen in Aquincum 1969- 2002 (Aquincum Nostrum 2. Budapest, 2003)
5. Die neuen Ergebnisse der topographischen Forschungen - 5.1. Eraviskersiedlungen im Raum Aquincum (Klára Póczy)
in der Víziváros stehenden) 8 Kastells. Die hier stationierte Einheit kontrollierte am Südende der Margareteninsel die aus Richtung Pasarét kommende Fernstraße (KÉRDŐ-NÉMETH 1993, 48; KÉRDŐ 1995). Das früheste Fundmaterial dieses Vicus darf als nahezu identisch mit den Funden aus dem Vicus von Albertfalva angesehen werden. 9 Eine bemerkenswerte Manufaktur aus claudischer Zeit wurde in Lágymányos, in der Kende utca, freigelegt. Die über zehn Töpferöfen verfügende Werkstatt war sehr lange in Betrieb, bis zum Anfang des 2. Jahrhunderts. Mit den im Halbkreis angeordneten Ofen produzierte man teils charakteristische LaTène-D Ware und teils Gefäße nach typischen norditalischen Mustern. Das planta pedis-Moüv fand als eingedrückter Dekor sogar am Hals eines Krugs Anwendung (PETŐ 1976/2). 10 Hier drängt sich die Frage auf, für wen diese Manufaktur gerade in jenen Jahrzehnten, als die Eravisker den Absatzmarkt ihrer Waren auf der Pester Seite der Donau verloren und man ihnen auch noch ihre kleinen Dörfer am Donauufer der Budaer Seite nahm, produziert haben mag? Am wahrscheinlichsten ist, daß in der Nähe ihrer Siedlung, etwas südlicher am Donauufer, noch eine Hilfstruppe aus claudischer Zeit stationiert war. Gemäß Strategie und beobachteter Praxis durfte nämlich der Flussübergang gegenüber der Nordspitze der Csepel-Insel nicht ohne ständige Kontrolle bleiben. Wie bereits erwähnt, 11 hielt man das System der neben den Hilfstruppen eingerichteten Handwerkerviertel der Eravisker auch bei den Auxiliarkastellen des flavischen Zeitalters aufrecht. Eine in Óbuda gefundene Inschrift besagt, daß im Jahr 73, auf jeden Fall aber um diesen Zeitpunkt herum, ähnlich den schon vorhandenen Kastellen am Donauufer von Südbuda, auch im Limesabschnitt von Nordbuda drei ständige Hilfstruppen stationiert wurden: die 8 Vgl. den Abschnitt „Das Alenlager und Vicus der Víziváros" (5.2.1.1.). 9 Anderer Meinung ist auf Grund der Sigillaten: GABLER 1999/1, 77, Abb. 3. 10 Die verschiedene Sandalentypen darstellenden eingedrückten Muster zeigen wahrscheinlich bereits den Einfluss der planta pedis -Varianten der Auxiliarwerkstätte. 11 S. den Abschnitt „Aquincum in der Kaiserzeit" (4.2.). erste in Óbuda, am Ende der Lajos utca, an der Nordspitze der Margareteninsel bzw. beim Südende der Schiffswerft-Insel (NÉMETH 1993/1, 55-59), die zweite nördlich davon, auch in Óbuda, gegenüber der Schiffswerft-Insel (am früheren MiklósPlatz) (NÉMETH 1994, 141), und den aktuellsten Forschungsergebnissen zufolge muss in der äußeren Szentendrei út (im Raum des heutigen AquincumMuseums), beim Nordende der Schiffswerft-Insel, ebenfalls ein Lager gestanden haben (ZSIDI 1990/ 2, 140). Alle drei Verbände beschäftigten lokale Handwerker in ihrem vicus militaris. Zeitalter Trajans Aus diesem Zeitraum ist vor allem das Fundmaterial zweier eraviskischer Dörfer zu erwähnen, das einander gut ergänzt: südwestlich von Aquincum legte man in den letzten Jahrzehnten eine Siedlung frei, und nordwestlich von Aquincum den Friedhof eines Dorfes. 12 Im Raum Budatétény, im Gebiet zwischen den Alenlagern von Albertfalva und Campona, kamen fünf größere Holzhäuser und zwölf Wohngruben eines Dorfes sowie Überreste zahlreicher Gewerbe- und Wirtschaftseinrichtungen zum Vorschein (SZIRMAI 1978, SZIRMAI 1984/1). Bemerkenswert ist, daß die Bevölkerung im 2. Jahrhundert durchgängig noch in Gebäuden mit LaTène-DPrägung lebte. Demgegenüber entsprachen nicht nur ihre eigenen Töpferwaren und Metallprodukte den neuen, schon bedarfsgerecht weiterentwickelten Technologien, sondern sie kauften zusätzlich auch noch Importsigillaten und Metallwaren, die aus Italien und in dieser Zeit hauptsächlich schon aus Gallien eintrafen. Ihre Haushaltsgegenstände und zur landwirtschaftlichen Arbeit verwendeten Eisengeräte fertigten sie nach herkömmlichen Verfahren an. Überraschend reichhaltig war in der Siedlung das auf TextilherStellung deutende, ebenfalls traditionelle Fundmaterial, zu dem insbesondere rekonstruierbare Webstühle bzw. Nähnadeln gehören. In ihren Abfallgruben fand man 12 S. dazu noch im Abschnitt „Territorium des Municipiums - Villen und Dörfer" (5.5.3.).