Póczy Klára: Forschungen in Aquincum 1969- 2002 (Aquincum Nostrum 2. Budapest, 2003)

4. Historische Zusammenfassung - 4.3. Zur Frage der Kontinuität in Aquincum (Klára Póczy, Paula Zsidi)

ripa Sarmatica, 4 zu der auch Aquincum gehörte. Demnach hat man im besagten Zeitraum hier gewiss noch mit einer regulären römischen Armee zu rechnen. Diese Truppe war vermutlich noch immer die „Hauslegion" von Aquincum, die legio II Adiutrix, deren Einheiten man allerdings - wie andere Quellen berichten (Not. Dign. Occ. XXXI­II. 52-57) - über einen längeren Grenzabschnitt verteilt hatte. Über die Existenz in Aquincum sta­tionierten Militärs informiert auch Sidonius Apolli­naris, und zwar aus der Zeit unmittelbar nach dem Tode des Hunnenkönigs Attila (453). Diese Anga­be ist zugleich die letzte Erwähnung des Namens Aquincum in einer Schriftquelle: „Fertur Pannóniáé, qua Martia pollet Acincus" (Mon. Germ. Auct. Ant. VIII. 190) (L. NAGY 1942/1, 774). 5 Aus einer etwas späteren Zeit, der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts, erfahren wir Dank Ennodius indi­rekt von der Existenz einer in Aquincum lebenen christlichen Gemeinde (Mon. Germ. Auct. Ant. VIII. 186). Den am Donauufer, in Valeria civitas - begründeten Vermutungen zufolge in Aquincum (BONA 1969, 286) - geborenen Antonius, Sohn des Secundinus, schickte man nach dem Tod sei­ner Eltern zu Bischof Severinus nach Noricum. Severin war übrigens Mitte des 5. Jahrhunderts selbst aus der östlichen Grenzregion Pannoniens in die friedlichere Pannónia Prima bzw. nach Nori­cum geflüchtet. Die obigen Quellen machen die herausragende Rolle des Militärs und der christli­chen Kirche in diesem Zeitraum deutlich. Danach schweigen die Quellen über Aquincum. Bei den Chronisten des ungarischen Mittelalters Ende des 12. Jahrhunderts (1190), taucht die antike Siedlung dann erneut auf, diesmal unter dem Namen „Etzelburg" (Burg Attilas). Anony­mus, Chronist des Königs Béla III., schreibt über den Ort wie folgt: „Fürst Árpád zog gemeinsam mit seinen Hauptleuten und sämtlichen Kriegern Ungarns in die Stadt König Attilas ein. Dort sahen sie die königlichen Paläste - einzelne bis zu den Fundamenten verfallen, andere nicht, und sie bewunderten sehr all diese Steingebäude..." (Ano­4 Claudian. Epithalamium dictum. Palladio 86. 5 Vgl. dazu das Kapitel „Aquincum in der Kaiserzeit" (4.2.). nymus, Gesta Hungarorum I. SRH I, 339, 141). Den Namen der antiken Stadt hat der Chronist nicht aufgezeichnet, dieser wurde erst mit den im 18. Jahrhundert beginnenden wissenschaftlichen Forschungen wieder Teil des Allgemeinwissens (GYÖRFFY 1973, 249-250). Die archäologischen Angaben füllen - wenn auch sporadisch und mit wechselnder Intensität - die in den Schriftquellen bestehenden Lücken aus. Allgemein kennzeichnend für die archäolo­gische Hinterlassenschaft des vom späten 4. bis ins 9. Jahrhundert dauernden Zeitalters ist, daß es sich im Vergleich zum Material der vorange­henden, fundreichen Epoche um einen zahlenmä­ßig geringfügigen und relativ ärmlichen Nachlass handelt. Einer der offensichtlichen Gründe dafür ist die sinkende Zahl der Stadtbewohner bzw. die Verarmung der rückläufigen Bevölkerung. Der andere Grund ist im Charakter und Zustand der archäologischen Fundstellen zu suchen. Die über­wiegende Mehrzahl der Funde des untersuchten Zeitraums kam in Bestattungen zum Vorschein (M. 1 NAGY 1993). Aus den westlich von uns gelegenen Provinzen, so aus dem benachbarten Noricum, liegen zahlreiche Angaben über die Bautätigkeit in dieser Periode vor (UBL 1982, 71-97), aus Aquincum dagegen können wir uns nur auf wenig publiziertes Material beziehen. Von der Wende vom 5. zum 6. Jahrhundert gibt es in der Zivilstadt lediglich vereinzelte Spuren dieser Tätigkeit, 6 denn im 19. Jahrhundert wurden die oberen Schichten des Geländes in der Umgebung des heutigen Museums teilweise abgetragen oder bei Ausgrabungen vernichtet. In der südöstlichen Region der Militärstadt wiederum kamen im Ergebnis der neueren Gra­bungen Spuren größer angelegter Bauvorhaben des Zeitraums bis zur Mitte des 5. Jahrhunderts ans Licht, als sie in der Zivilstadt beobachtet werden konnten (PÓCZY 1955, 74-75; PÓCZY 1984/1, 6 Z. B. Reparaturen der Wehranlagen im westlichen Stadt­teil, Errichtung provisorischer Feuerstellen in den Räumen halbverfallener Gebäude (ZSIDI 1990/2, 152, 163) sowie Instandhaltung der den Christengemeinden dienenden Bau­ten, der frühchristlichen Basilika bzw. Grabkapelle (L. NAGY 1942/1, 767-769; PÓCZY 1964/1, 69).

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