Póczy Klára: Forschungen in Aquincum 1969- 2002 (Aquincum Nostrum 2. Budapest, 2003)
4. Historische Zusammenfassung - 4.2. Aquincum in der Kaiserzeit (Margit Németh)
nistration angepasste Umbauten bzw. eine topographische Neuordnung notwendig. (POCZY 1976/1, PÓCZY-NÉMETH-SZIRMAI-KOCSIS 1986). Diese Neu- bzw. Umbauten sind gegenwärtig erst zum Teil bekannt oder freigelegt, und auch ihre Funktion konnte noch nicht in jedem Fall bestimmt werden. Dennoch läßt sich mit sehr großer Wahrscheinlichkeit sagen, daß der Umbau des größten Gebäudes des früheren Legionslagers, der Thermae maiores, zu einem spätrömischen Palast Verwaltungszwecken gedient hat und so unter anderem vielleicht als Sitz des Militärbefehlshabers der Provinz aufzufassen ist. 16 Das umso mehr, als man den Statthalterpalast auf der Obudaer Insel zuvor schon aufgegeben hatte. Das diesem gegenüber am Donauufer gelegene Gebiet der Militärstadt dürfte aber gemäß seiner früheren Verwaltungsfunktion weiter genutzt worden sein, eventuell sogar bis zum Bau der spätrömischen Festung. Die danach, im 4. Jahrhundert, erbaute spätrömische Festung schloss auch dieses Gebiet mit ein. In der neuen Festung fanden vermutlich die Legion sowie ein Teil der aus den aufgegebenen Vierteln der Canabae umgezogenen Bevölkerung Unterbringung. Der Funktionswandel dieses Teils der früheren Canabae müsste sich also spätestens während des Baus der spätrömischen Festung vollzogen haben. Dass das neue Verwaltungsviertel in dem sicheren Gelände hinter der neuen Festung, im geschützten, zentralen Teil des früheren Legionslagers, in der an der via praetoria gelegenen praetentura lag, darauf deuten nicht nur die Reste des ehemaligen Badegebäudes, sondern auch anderer, über den abgerissenen Mauern der ehemaligen Kasernen errichteter öffentlicher Gebäude hin. Unter den Nachfolgern Konstantins wurden die sarmatischen Kriege fortgesetzt, auch Constantius II. kam der Kämpfe wegen persönlich nach Aquincum. Der aus Pannonién stammende Kaiser Valentinianus unternahm ab 364 den letzten großen Versuch, das Imperium zu verteidigen. Mit dem Namenstempel des Frigeridus dux versehene Ziegel belegen auch in Aquincum weitgreifende Befestigungsarbeiten am Limes. An der Festung wurde unter Valentinians Herrschaft gewiss ebenfalls weitergebaut (PÓCZY 1976/1, 11-26; NÉMETH 1994). Zur Verkleinerung bzw. Einschränkung der Festung dürfte es, ähnlich wie in den übrigen Limeskastellen, nach dem Tode Valentinians gekommen sein. Uber den genauen Zeitpunkt ist man sich jedoch noch nicht einig (SOPRONI 1978, SOPRONI 1986). In Aquincum zum Beispiel konnte für die südliche Hälfte der Festung eine längere Benutzungsdauer nachgewiesen werden, während in der nördlichen Hälfte bereits Bestattungen zu beobachten waren. Die 377 erstmals in den pannonischen Raum eindringenden Goten, Hunnen und Alanen errangen als foederati schon 379 das Recht, sich in der Provinz niederzulassen. Danach begann die Abwanderung der einheimischen Bevölkerung aus Pannonién. Die Zurückgebliebenen suchten vor den häufigen Plünderungen hinter den Festungsmauern Schutz. Formell ging die Römerherrschaft in Pannonién im Jahre 433 zu Ende, als man die ehemalige Provinz offiziell an Attila übergab. Margit Németh 16 Die Funktion dieses späten Gebäudes wurde von Melinda Kaba nicht interpretiert (KABA 1991).