Póczy Klára: Forschungen in Aquincum 1969- 2002 (Aquincum Nostrum 2. Budapest, 2003)
4. Historische Zusammenfassung - 4.2. Aquincum in der Kaiserzeit (Margit Németh)
durch das Militär, teils durch den Handel nach Aquincum gelangten. Dank ihres wirtschaftlichen Potentials fanden sie auch Aufnahme in den Ordo, wo Einheimische zu diesem Zeitpunkt nicht mehr nachzuweisen sind. Bezeichnend ist, daß es sich bei etwa Dreiviertel der bekannten Inschriften um Votiv- und Bauinschriften handelt, die zumeist aus der Zivilstadt stammen. Eine Erklärung dafür ist Abb. 3. Altarstein des Statthalters L. Baebius Caecilianus die bessere Erforschung der dortigen öffentlichen Bauten, während sich die Forschung in Óbuda in erster Linie auf die Militäranlagen konzentriert. Dagegen kamen die meisten Grabinschriften gerade in den Gräberfeldern der Militärstadt zum Vorschein, und vielleicht ist es kein Zufall, daß sie alle - abgesehen von zwei Beamten im Range eines quaestor coloniae (CILIII 10536, BudRég 21 [1964] 235) - Dekurionen nennen (CIL III 10523 = 3589=3684, 10535, 10521). Die wohlhabenderen duumviri ließen sich vermutlich auf ihren eigenen Gütern bestatten, deren Areale ebenfalls nicht in den engeren Kreis der Forschung fielen oder aber außerhalb des Budapester Stadtgebietes lagen. Auch in Verbindung mit dem Militär bzw. den Veteranen der legio II Adiutrix, ist eine gewisse Rotation zu beobachten. Entweder es handelt sich um eine durch Heirat zustande gekommene Beziehung (KUZSINSZKY, Ausgrabungen 67, 382) oder der Sohn eines veteranus wird ordo-Mitglied (BudRég 21 [1964] 235) oder umgekehrt, der Sohn eines Dekurio tritt in den Dienst des Militärs (CIL III 10521, 10536). Eine ähnliche Beziehung läßt sich mit der AugustalesOrganisation belegen (CIL III 3497, ad[i]l(ectus) dec(urio): CIL III 3456). Bei den reicheren ordo- Mitgliedern höheren Ranges sind solche Beziehungen zwar nicht nachweisbar, doch die meisten der munus Leistenden, der Präfekten oder Patrone von Kollegien, gingen aus den Reihen der aediles, duumvirales bzw. quinquennales hervor (CIL III 3456, 10461-464; AntTan 5 [1958] 73-74, 3438, 3488, 10438, 10440, 10447, 10475; BudRég 12 [1937] 101— 102, Nr. 28 u. 135-145, Nr. 55). Bislang ist aus Aquincum nur ein einziger sacerdos provinciáé bekannt (CIL III 3485, Fundort der Inschrift CIL III 10496: Bátmonostor). Hauptstadt der Provinz mit zwei Legionen - Die Grenzkorrektur des Jahres 214 Anläßlich seines Besuches im Jahre 214 ließ Kaiser Caracalla die Grenzlinie zwischen den beiden Teilen Pannoniens berichtigen. Als Folge der Maßnahme verlagerte sich der militärische Schwerpunkt zu Gunsten von Pannónia Inferior, da ihr Brigetio zusammen mit der legio I Adiutrix und den an diesem Grenzabschnitt stationierten Hilfstruppen angegliedert wurde. Gleichzeitig ging die Kontrolle der quadischen Front auf Pannónia Inferior über. Von da an standen der nun über zwei Legionen verfügenden Provinz nicht mehr ein prätorischer Statthalter, sondern consulares vor (FITZ 1978/2, FITZ 1993-1995, 971 ff.). Die Rangerhöhung war mit einem Umbau der Statthalterresidenz verbunden, was nicht nur den auf der Insel befindlichen Gebäudekomplex des Statthalterpalastes, sondern auch das diesem gegenüberliegende Amtsviertel der Militärstadt betraf (PÓCZY 1986/2, PÓCZY 1994). Anhand von epigraphischen