Póczy Klára: Forschungen in Aquincum 1969- 2002 (Aquincum Nostrum 2. Budapest, 2003)

4. Historische Zusammenfassung - 4.2. Aquincum in der Kaiserzeit (Margit Németh)

zum gleichen Zeitpunkt vorgenommenen ähnlichen Dedikation aus Carnuntum (PISO 1991) verschie­dene Hypothesen aufgestellt. Gewiss ist nur, daß es sich um ein aus der Zeit vor der Zweiteilung der Provinz stammendes Fest handeln muss. Das Wirtschaftsleben bedeutete aber nicht nur Handel mit Italien und den westlichen Provinzen, sondern auch Aufschwung der lokalen Indrust­rie. Am Rande der zivilen Siedlungen entstanden ausgedehnte Manufakturen, Töpferwerkstätten und Ziegelbrennereien. In der Zivilstadt brach­te die städtische Rangerhöhung städtebauliche Maßnahmen bzw. eine großangelegte öffentliche Bautätigkeit mit sich, wie zum Beispiel den Bau der Amphitheater oder der als Gemeinschaftsin­vestition geschaffenen Wasserleitung zwischen dem heutigen Römischen Strand und dem Legionsla­ger bzw. der Canabae (PÓCZY 1972/3, PÓCZY 1980/2). Nachdem man das Legionslager in Stein errichtet hatte, erhielt auch die Canabae einen Urbanen Charakter, ganz zu schweigen vom Aus­bau des zum Statthaltersitz gehörenden Amtsvier­tels (PÓCZY 1994, MADARASSY 1999/1-2). Die 167 ausbrechenden und bis 180 dauernden Markomannenkriege setzten dem wirtschaftlichen Aufschwung ein Ende und verursachten die bis dahin schwersten Verwüstungen in der Geschichte der Provinz. Marcus Aurelius selbst weilte jahre­lang, bis zu seinem Tod im Jahre 180, auf dem pannonischen Kriegsschauplatz. Sein Sohn, Kaiser Commodus, der den Krieg beendete, wünschte die Kontrolle über den Limes durch eine Kette von Signaltürmen zu sichern. Doch diese Arbeit konnte er wegen seines frühen Todes nicht mehr beenden (SOPRONI 1993/2, SOPRONI 1996). Obwohl das Legionslager von Aquincum gerin­gere Kriegsschäden erlitten hatte als die übrigen Limeskastelle, setzte zur Zeit der Jahrhundertwende mit diesem Heiligtum in Verbindung. Die Identifizierung ist überzeugend, allerdings müsste noch untersucht werden, Teil welchen Territoriums das Heiligtum war. Aufgrund seiner Lage und der Dedikation IOM Teutano Conservatori wäre dieses Heiligtum eher mit dem Militär und dem Statt­halter in Zusammenhang gebracht werden können als mit der civitas Eraviscorum und mit dem ordo der Stadt, (vgl. aber KOVÁCS 1996-1997). eine Bautätigkeit großen Stils ein. Hierbei spielte die Vorzugsstellung eine Rolle, welche Pannonién und das Septimius Severus zum Kaiser ausrufende pannonische Militär seit der Thronbesteigung des neuen Herrschers genoss. Beiden Hauptstädten, Carnuntum und auch Aquincum, wurde 194 der Rang einer Colonia zuerkannt. Diese Rangerhö­hung erstreckte sich nicht nur auf das frühere Municipium, sondern auch auf die Canabae. Die Bauarbeiten dürften bis zum Jahre 202 abgeschlossen gewesen sein, als man den an der Spitze seiner Legionen aus dem Partherkrieg heimkehrenden und durch Pannonién ziehenden Kaiser und dessen Gefolge feierte (FITZ 1958/ 2). In Aquincum empfing Statthalter L. Baebius Caecilianus (Abb. 3.) den Kaiser und die zurück­kehrende legio II Adiutrix. 12 Mit der Machtübernahme durch die Dynastie der Severer brach, insbesondere zu Beginn dieser Periode, eine längere Ära des Friedens und Wohl­standes an. Einzelne Teile des Legionslagers - so die Principia, die große Therme und das Wohn­haus des stellvertretenden Lagerkommandeurs mit dem neu ausgemalten Mithräum wurden in luxoriösem Stil umgebaut. An nahezu sämtlichen öffentlichen Gebäuden nahm man Umgestaltun­gen vor, schmückte sie mit Stuckverzierungen, Wandmalereien oder Mosaikfußböden aus (MADA­RASSY 1991/1-2, KOCSIS 1989, KOCSIS 1990, KOCSIS 1991, ZSIDI 2002/1, KOVÁCS 1999). Dieser Wohlstand fußte zum großen Teil auf jener materiellen Unterstützung, die der Kai­ser dem pannonischen Heer zum Zeichen seines Dankes in Form von höherem Sold und anderen Vergünstigungen zukommen ließ. Der dauerhafte Frieden wiederum ermöglichte eine echte wirt­schaftliche Entfaltung (MÓCSY 1974). Die ethnische Zusammensetzung der Bevölke­rung hatte sich bis zur Severerzeit stärker durch­mischt. Auf den Inschriften sind neben den aus den westlichen Provinzen Zugezogenen in immer größerer Zahl auch Einwohner orientalischer und afrikanischer Herkunft anzutreffen, die teils 12 NÉMETH 1976/1 = AnÉp 1976, 544; FITZ 1993-1995, 541 ff., Nr. 325.

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