Póczy Klára: Forschungen in Aquincum 1969- 2002 (Aquincum Nostrum 2. Budapest, 2003)

4. Historische Zusammenfassung - 4.2. Aquincum in der Kaiserzeit (Margit Németh)

4.2. AQUINCUM IN DER KAISERZEIT Von der römischen Besetzung bis zur Zweiteilung Pannoniens Die iulisch-claudische Dynastie Die militärische Besetzung Aquincums erfolgte unter Kaiser Claudius; ihr erstes Truppenlager errichteten die Eroberer an dem an der Donau gelegenen Endpunkt der die Provinz von Süd­westen durchquerenden Diagonalstraße (GABLER 1971, GABLER 1997, E. TOTH 1976, E. TÓTH 1977/2, FITZ 1977, FITZ 1993-1995). Die Hypothese, nach der in Aquincum schon während der Regierungszeit des Tiberius, im Zeitraum von Drusus' illyrischer Mission, ein Alenlager gebaut worden sein soll (SZILÁGYI 1938, 287 ff.), hat die Forschung früher bereits widerlegt (TÓTH­VÉKONY 1970). Das Lager konnte mit Hilfe von Grabsteinen, die an der längs der Donau verlaufenden nordsüdlichen Heerstraße zum Vor­schein kamen, im Gebiet zwischen dem Buda­er Burgberg und der Donau lokalisiert werden (RADNÓTI 1955, T. NAGY 1971/2, T. NAGY 1973, KÉRDŐ 1997/1). Dieselben Grabsteine geben auch Auskunft über die Namen der im Lager stationierten Truppen. Als erste Garnison war hier etwa zwischen 50 und 69 n. Chr die ala Hispanorum I stationiert, die von der ala I Hispanorum Auriana (70 n. Chr. bis Ende der 80er Jahre) abgelöst wurde (TÓTH-VÉKONY 1970, T. NAGY 1971/2). Über den unmittelbaren Grund der Errichtung des Lagers im Stadtteil Víziváros gehen die Mei­nungen auseinander. Obzwar in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts sarmatisch-jazygische Stämme in der Großen Ungarischen Tiefebene erschienen, hält man dieses Ereignis dennoch im Allgemeinen nicht für den Auslöser. Vielmehr ordnet die For­schung die Besetzung der wichtigsten Punkte des pannonischen Limesabschnitts - im Anschluss an die Zweiteilung des Illyricums und Gründung der Provinz Pannonién - in jene Gesamtkonzeption ein, welche auch die Einrichtung der benachbar­ten Donauprovinzen (Raetia, Noricum, Moesia) einschließt (E. TÓTH 1976, FITZ 1993-1995). Fest steht, daß die Eroberung ein langwieriger Prozess war, in dessen Verlauf Rom militärische und diplomatische Mittel ebenso einsetzte und seinen Einfluss im Karpatenbecken ausdehnte, wie es auch die Gegensätze zwischen den dort leben­den Völkern zu nutzen wusste. Dieses Vorgehen bestimmte die römische Politik in den neu gegrün­deten Provinzen: die Stationierung von Truppen diente mehr und mehr der Sicherung des Friedens mit den Nachbarvölkern des Imperiums und nicht der Kontrolle der Einwohner der eroberten Provinz (ALFÖLDI 1942/1). Im Hinblick auf Aquincum und Pannonién war die in den hiesigen Grenz­gebieten jeweils vorherrschende außenpolitische Situation auch später ein entscheidender Faktor. Das Oppidum der Eravisker auf dem Gellért­berg ließen die Römer während der Besetzung räumen, ein Teil der Bewohner siedelte sich in der Umgebung der neuen Militärlager an. Die Flavier und Traian Zum weiteren Ausbau des Limes systems kam es im Rahmen des großangelegten Bauprogramms von Kaiser Vespasian, als man den Donaulimes durch weitere Hilfstruppen verstärkte (GABLER 1997). Ein wichtiger Bestandteil des Bauprogramms war der Bau eines neuen Reiterkastells in Óbuda, etwa sechs Kilometer nördlich vom Lager in Vízi­város entfernt. Die fragmentierte Lagerbauinschrift (Abb. 1.) wurde bei ihrer Auffindung in tiberische Zeit gesetzt (SZILÁGYI 1938), später datierten Endre Tóth und Gábor Vékony sie richtig in das Jahr 73 n. Chr. (TÓTH-VÉKONY 1970). Als wei­tere Bruchstücke der Bauinschrift zum Vorschein

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