Póczy Klára: Forschungen in Aquincum 1969- 2002 (Aquincum Nostrum 2. Budapest, 2003)

3. Die Geographie Aquincums (Paula Zsidi)

den höher gelegenen Teilen der Zivil- und Mili­tärstadt sowie im Gebiet zwischen den Budaer Hügeln, wo auf Villengüter deutende Überreste zum Vorschein kamen, bildet holozäner Flugsand den geologischen Untergrund. Am Fuße der Hügel findet man ausgedehnte Vorkommen des aus dem mittleren Oligozän stammenden Kisceller Tons, der den römischen Töpfersiedlungen hervorragendes Rohmaterial lieferte. Der wichtigste Siedlungsfaktor - nach strategi­schen Aspekten - war auch im Falle von Aquincum das Wasser. Wie eine hydrologische Karte über das vermutliche Bett der Donau zur Römerzeit zeigt (T. NAGY 1973, Beilage), 10 war das Bett breiter und von Inseln unterbrochen. Aus den Bergen führten Bäche in das Flusstal, wo morastige und trockene Gebiete einander abwechselten. Im Budaer Bergland und entlang des Flusses gab es rege spru­delnde Quellen, die in der Mehrzahl auch heute noch aktiv sind. 11 Unter den in Aquincum gebräuchlichen geogra­phischen Namen blieb nur der Name des Donau­flusses, Danuvius, erhalten. 12 Andere Fluss-, Bach-, Quellen- oder Bergnamen lassen sich gegenwärtig nicht identifizieren, was der Beobachtung entspricht, daß das Weiterleben der geographischen Namen der Provinz mit den südwestlichen, am frühesten und stärksten romanisierten Gebieten Pannoniens zusam­menfällt (E. TÓTH 1976, 125). Auf Grund einer Angabe der Notitia Dignitatum 13 wurde unlängst die Möglichkeit aufgeworfen, daß der römische Name 9 B. Bókai - Cs. Kiss - F. Mocsy, Földtani és geográfiai áttekintés [Bodenkundlicher und geographischer Überblick]. In: Cs. Kiss - F. Mocsy (Red.) Óbuda évszázadai. Budapest 1995, 19-31. 10 Hydrologische und archäologische Karte, zusammengestellt 1973 von Tibor Nagy und Ernő Nagy; ihre digitale Version mit den neuen topographischen Angaben hat István Asztalos angefertigt. 11 Kurze Übersicht dieser aus jüngster Zeit: A. Lorberer, Óbuda a vizek városa. [Óbuda, die Stadt des Wassers]. Óbuda-Békásmegyer egyedi tájértékei [Besondere Werte der Landschaft Óbuda-Békásmegyer]. Konferenzvorträge. Buda­pest 1998, 7-12. 12 Zusammenfassend über den Flussnamen: MÓCSY 1962/1, 522-523; bzw. der Name des Flusses taucht auch an dem der Donau geweihten Altarstein auf: CIL III 3416=10379. 13 Not. Dign. occ. XXXIII. 55. des Gellértberges mons Teutani gewesen sein könn­te (MRÁV 1992-1995, 15). Die Hypothese bedarf allerdings sowohl aus archäologischer wie auch sprachlicher Sicht noch der Bekräftigung. Spuren von Eingriffen in die Natur aus der Römerzeit Der Ausbau der römischen Siedlung bedeutete im Vergleich zu früher eine intensivere Nutzung des Geländes. Größere und in früheren Zeiten unbewohnte Gebiete wurden in Gebrauch genom­men, was damit einherging, daß man bestimmte Gebiete umgestalten musste, damit sie sich für die Siedlungsfunktion eigneten. Die natürlichen Gegebenheiten wurden im Falle der Nutzung zu Wohnzwecken weitgehend berücksichtigt. 14 Über den Verlauf der durch das Gebiet zwischen Zivil- und Militärstadt führenden - auf Karten des 19. Jahrhunderts noch markierten - Bäche bzw. natürlichen Gräben (Aranyhegyi-patak, Radl­árok) liegen uns Dank der archäologischen For­schungen der letzten Jahre ebenfalls Angaben vor (PETÓ 1984/1, 275-276). Angesichts der oben geschilderten hydrologischen Verhältnisse musste beim Ausbau der römischen Siedlung in erster Linie für Ableitung des Wassers gesorgt werden. Obwohl man bestrebt war, für die wichtigeren Siedlungsteile höher gelegene Stellen bzw. kleine Erhebungen zu finden, waren die Randzonen, die Siedlungsteile geringerer Bedeutung sowie die Handwerkerviertel und Friedhöfe häufig in weni­ger geeignetem Gelände angesiedelt. In solchen Fällen wurden bei den neueren Forschungen an mehreren Punkten mit Geländebereinigungen zu 14 Bei Ausgrabungen im westlichen Teil der Zivilstadt kam innerhalb der Stadtmauer ein ca. 10 m breiter, Nord-Süd verlaufender „leerer Streifen" zum Vorschein, von dem sich herausstellte, daß es ein Rest der Verfüllung eines früheren natürlichen Grabens (vermutlich das ehemalige Bett des heutigen Aranyhegyi-patak) war. Im Bereich des einstigen Grabens - dem Forschungsareal - fanden sich keine Bebauungsspuren. Unveröffentlichte Grabung von P. Zsidi im Jahr 1991, Plan 7, Nr. 27. 15 Z. B. am Westrand der Canabae: MADARASSY 1995, 35­37, im nördlichen Gräberfeld der Militärstadt: ZSIDI 1990/1, 724, im Gebiet der Villengüter: ZSIDI 1999/3, 102.

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