Póczy Klára: Forschungen in Aquincum 1969- 2002 (Aquincum Nostrum 2. Budapest, 2003)

5. Die neuen Ergebnisse der topographischen Forschungen - 5.5 Nutzung der zur Siedlung gehörenden Gebiete - 5.5.3. Territorium des Municipiums - Villen und Dörfer (Paula Zsidi)

nene Band über die Inschriften des Territoriums von Aquincum (FITZ-MÓCSY-SOPRONI 2001) publiziert Funde von außerhalb des Budapester Stadtgebiets. Untersucht man die Angaben der epigraphi­schen Denkmäler aus dem Territorium nahe beim Stadtgebiet, fällt auf, daß in diesem Gebiet am Limes, hauptsächlich in dem der Donau folgen­den 4—4,5 km breiten Streifen, viele Denkmäler von Soldaten (veteranus, miles, centurio, signifer) und Beamten der Statthalterbehörde (cornicula­rius, beneficiarius) zum Vorschein kam (ZSIDI 1994/2, 295). Diese Erscheinung ist ein Hinweis darauf, daß das Militär in den näher am Limes gelegenen Gebieten angesiedelt war. Hier bemüh­te man sich, den Veteranen Boden zukommen zu lassen (VISY 1994, 423), wohingegen die städtische Aristokratie versuchte — so scheint es zumindest anhand der Inschriften —, sich weiter von der Stadt entfernt Grundbesitz zu beschaffen, dessen Boden besser zur Bewirtschaftung geeig­net war. Je weiter man sich also vom Limes entfernt, desto häufiger begegnet man den von solchen Munizipalbeamten in Aquincum gestifteten Steindenkmälern, die neben ihren Stadthäusern in Aquincum auch im Territorium des Munici­piums ausgedehnte Ländereien gepachtet hatten und diese bewirtschafteten. Eine der aus den ersten Jahrzehnten des 3. Jahrhunderts bekannten Persönlichkeiten war Marcus Antonius Victorinus. Wir kennen sowohl das im vornehmen Viertel der Zivilstadt stehende Haus mit angrenzendem Mithräum, das der aedilis und späteren duumvir der Colonia Aquincum bewohnte, als auch das ihm (oder einem Mitglied seiner Familie gehören­de) Gut in Budaörs (SOPRONI 1994, 312-313). Zwar geht aus den Inschriften nicht hervor, ob in diesen Fällen von Eigentümern oder Pächtern die Rede ist. Dennoch darf man auf Grund einer frü­her gefundenen Inschrift aus Aquincum (CIL III 3626=10570) für wahrscheinlicher erachten, daß es sich im Falle der Gutsherren von Aquincum um Inhaber des Pachtrechts (possessio) gehandelt hat (ALFÖLDY 1959/2, 24). Nach Aussage der Inschriften nahm der Anteil der Villenbewohner orientalischer Herkunft ab der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts zu (PÓCZY 1971, 94). Das Auftreten der Pächter griechi­scher, kleinasiatischer bzw. nordafrikanischer Abstammung führte auch zu bedeutenden Verän­derungen in der Art der Bewirtschaftung. Wirtschaftstätigkeit in den zum Municipium Aquincum gehörenden Gutshöfen 23 Die veränderte Betrachtungsweise unserer For­schungen der letzten Jahre spiegelt sich auch darin wider, daß wir die Villen nicht mehr nur als einfache Bauten bzw. Siedlungseinheiten, sondern als Zentren jenes Netzes von Wirtschaftsgütern ansehen, wo die verschiedenen Wirtschaftstätigkei­ten des jeweiligen Zeitraums ausgeübt wurden. 24 Uber die Struktur bzw. Effektivität der Bewirt­schaftung der Gutshöfe liegen uns nur wenige direkte Angaben vor. Soviel scheint jedoch gewiss, daß man in den näher zur Stadt gelegenen Gütern vorwiegend Ackerbau und nur in geringem Maße Viehzucht betrieb (Aquincum 1997, 215-250). Darauf deuten der am Fundort Mocsárosdűlő ans Tageslicht gelangte Getreidespeicher, 25 die landwirtschaftlichen Geräte (PETŐ 1975, PETŐ 1976/3, PETŐ 1977, ZSIDI 1999/3, 103, Abb. 5) und Überreste von Tierknochen hin (CHOYKE 1998/1-3). Zum Getreideanbau waren die weiter von der Stadt entfernten, von Hügeln umgebenen, flachen Becken besser geeignet, während das sanft hügeli­ge Gelände nahe der Stadt eher eine gartenartige Bewirtschaftung ermöglichte. Eine wichtige Rolle bei der Herausbildung des auf Bewässerung beru­henden Gartenbaus sowie im Bereich des Obstan­baus spielte die sich Ende des 2. und im 3. Jahr­hundert in Aquincum ansiedelnde Einwohnerschaft orientalischer Herkunft. Durch sie wurden bis dahin unbekannte Pflanzen, vor allem Obstsorten, in Pannonién heimisch (PÓCZY 1971, 94-95). 23 S. dazu noch den Abschnitt „Die Wirtschaft Aquincums im Spiegel der neuen Funde" (6.). 24 f. Percival, The Villa Economy: Problems and Perspectives. In: The Economies of Romano-British Villas. Ed. K. Bra­nigan-D. Miles. Sheffield 1986, 5-8. 25 S. Anm. 12.

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