Póczy Klára: Forschungen in Aquincum 1969- 2002 (Aquincum Nostrum 2. Budapest, 2003)

5. Die neuen Ergebnisse der topographischen Forschungen - 5.5 Nutzung der zur Siedlung gehörenden Gebiete - 5.5.3. Territorium des Municipiums - Villen und Dörfer (Paula Zsidi)

Besondere Erwähnung verdienen der Weinbau und das Keltern der Trauben. Obwohl dieser Wirtschaftszweig lange Zeit keine staatliche Unterstützung genoss, sprechen dennoch zahlrei­che archäologische Befunde für seine Existenz. Die sonnigen Hänge der stadtnahen Hügel boten sich geradezu an, Reben darauf zu pflanzen. Neben Darstellungen auf Steindenkmälern kün­den in erster Linie Gerätschaften bzw. römische Traubenkerne vom damaligen Weinbau. 26 Wenige Angaben liegen auch über die Holz­gewinnung in den Wäldern der Umgebung vor. Etwas mehr wissen wir dagegen über den Kalksteinabbau in den etwa drei bis vier Kilo­meter von der Zivilstadt entfernten Steinbrüchen (PETŐ 1998, 124; TORMA 1984). Denkmäler zur handwerklichen Tätigkeit in den Gutshöfen fehlen vom engeren Territorium Aquincums bis zum 4. Jahrhundert einstweilen vollständig. Die Bewohner der Villen wurden sehr wahrscheinlich ebenso wie die Stadtbe­wohner und das Militär mit den Produkten des in der Umgebung der Zivilstadt angesiedelten „Handwerkerviertels" versorgt. Zur Versorgung trug auch der Handel auf den verkehsreichen Landstraßen und dem gut schiffbaren Donauwas­serweg bei. Dieser Umstand wirkte sich ungüns­tig auf die Entwicklung der handwerklichen Tätigkeit in den Gutshöfen aus. Das Vorkommen lokaler Handwerkersbetriebe außerhalb der Stadt war vor dem 4. Jahrhundert ausschließlich für die dörflich geprägten Siedlungen (vici) - z. B. im Dorf am Csúcshegy — kennzeichnend, deren Einwohner sich die teueren Waren nicht leisten konnten und sie deshalb selbst herstellen muss­ten. 27 Hauptsächlich von der Mitte des 4. Jahrhunderts an - als sich überall im Reich bedeutende poli­tische, soziale und wirtschaftliche Veränderungen vollzogen — kann man jedoch beobachten, daß in den Gutshöfen von Aquincum (in den Gebäu­den mit nunmehr schon bescheidenerem Äußeren bzw. in deren Nähe) neben Landwirtschaft auch Gewerbe betrieben wurde. Vom Gebiet der Villa Mocsárosdűlő beispielsweise liegen Befunde zur Ziegelherstellung (PÓCZY-ZSIDI 1992, 35) 28 und aus der Villa Kaszásdűlő zu einer Bronze­werkstätte (ZSIDI 1991, 151). Paula Zsidi 26 Die Denkmäler im Zusammenhang mit dem Weinbau in Aquincum hat O. Dalnoki im Rahmen einer Diplomarbeit (Archäologisches Institut der ELTE) aufgearbeitet. Manus­kript, Budapest, 1998. 27 Das Fundgut einiger aus dem Dorf bekannter Gruben enthielt Materialien (Färbemittel, Gussmodel usw.), die auf lokales Handwerk hindeuten (ZSIDI 1997/3, 62-63). 28 S. Anm. 9.

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