Póczy Klára: Forschungen in Aquincum 1969- 2002 (Aquincum Nostrum 2. Budapest, 2003)

5. Die neuen Ergebnisse der topographischen Forschungen - 5.5 Nutzung der zur Siedlung gehörenden Gebiete - 5.5.3. Territorium des Municipiums - Villen und Dörfer (Paula Zsidi)

Auf Grund ihrer Lage haben die im behandel­ten Forschungszeitraum erschlossenen Gutshöfe zur Reihe jener Güter gehört, die sich nahe der Stadt in nordsüdlicher Richtung erstreckten. Als nördlichste in dieser Reihe ist die Villa von Békás­megyer bekannt (POCZY 1971). Südlich davon folgt die sog. Villa am Csillaghegy, von der vor­erst nur ein Teil erforscht ist (PETŐ 1993/2). 8 Dieser schloss sich in südlicher Richtung ein in einem größeren, zusammenhängenden Areal frei­gelegtes Villengut an, die sog. Villa Mocsárosdűlő, hier konnten sowohl der pars urbana, als auch der pars rustica aufgedeckt werden. 9 Den südlichsten Komplex bildet die jüngst freigelegte sog. Villa Kaszásdűlő bzw. deren mutmaßliche Details in der Csikós utca (ZSIDI 1991) und in der Szőlőkert utca (ZSIDI 1999/3). Von diesem Villenkomp­lex kamen das Wohngebäude und die mit einer Mauer umgebene Begräbnisstätte ans Licht. 10 Die schon früher bekannten Villen am Testvérhegy bzw. am Csúcshegy vertreten gegenüber den zuletzt freigelegten Villendetails die Reihe der westlicher gelegenen Güter. Wie auch die Lage der neuerschlossenen Villen zeigt, gibt es hier in der Grenzzone, im Bereich des Provinzsitzes, im Gegensatz zum Inneren der Provinz (VISY 1994, menfassend s. PÓCZY 1971 und ZSIDI 1991, 152-153. Besondere Beachtung unter den schon länger freigelegten Villen verdient der sog. Gebäudekomplex in der Szépvölgyi út (Bp. III. Bezirk, Szépvölgyi út 41). Hinsichtlich der Funktion der von Tibor Nagy als Villa publizierten Über­reste (T. NAGY 1973, 120.) äußerte Klára Póczy kürzlich den Vorschlag, daß diese angesichts der ans Tageslicht gelangten architektonischen Denkmäler bzw. des Fundma­terials eher als Teile eines heiligen Bezirks anzusehen seien (PÓCZY 1999). 8 Im Jahre 2000 in der östlichen Nachbarschaft der früheren Freilegung durchgeführte Sondierungsgrabungen brachten keine römischen Schichten zu Tage: G. Lassányi - G. Szilas, Szondázó jellegű feltárások a Budapest, III. ker. Pusztakúti út mentén. (Test excavations along Budapest III, Pusztakúti Road). Aqfüz 7 (2000) 96-97. 9 Grabung E. Márity 1986, Plan 6, Nr. 47, 1987, Plan 6, Nr. 57, 1988, Plan 6, Nr. 71. Das Material der Villa wird als Diplomarbeit (Archäologisches Institut der ELTE) von András Kikindai (pars urbana) und Angela Scherlein (pars rustica) aufgearbeitet. 10 S. den Abschnitt „Die Gräberfelder von Aquincum" (5.5.1.). 433) vorerst keine Hinweise auf die Herausbil­dung von Latifundien. Insgesamt haben die Ergebnisse des zurückliegen­den Forschungszeitraums unsere bislang geringen Kenntnisse über die südUch von Aquincum gelege­nen Gutshöfe nicht wesentlich erweitert (PÓCZY 1971, Abb. 17; ZSIDI 1994/2, 294-295). Die spätrömische Zeit In der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts lassen sich im Grundriss der Villen bedeutende Umbau­ten beobachten (PÓCZY 1971, 96-98), was zugleich darauf hindeutet, daß die Grundstücke vermutlich mehrmals den Besitzer wechselten. 11 Die archäologischen Funde zeigen auch Verände­rungen in der Wirtschaftstätigkeit (ZSIDI 1991, 151). Weiters ist zu beobachten, daß man die Villen im spätrömischen Zeitalter weiter benutzte und häufig Maßnahmen zu ihrem besseren Schutz ergriff. Im Gebiet der VÜla Mocsárosdűlő z. B. wurde ein typisches befestigtes Horreum errich­tet. 12 Auch die Villa Kaszásdűlő war bis ins ausge­hende 4. Jahrhundert in Gebrauch (ZSIDI 1991, 151). Diese neuen Ergebnisse ergänzen die auf früheren Beobachtungen fußenden Angaben hin­sichtlich der kontinuierlichen Benutzung der Villen in der Spätantike (VÜla von Békásmegyer: PÓCZY 1971, 99; Villa am Csúcshegy: L. NAGY 1937/2, 43—45) und weisen — zumindest scheint das die Verdichtung der Funde des 5.-7. Jahrhunderts im Bereich der früheren Villen zu vermitteln - auf deren mögliche Rolle als Refugium im Zeitraum der Auflösung der römischen Verwaltung hin (ZSIDI 1999/4, Abb. 3). Gleichzeitig mit der Entvölkerung der Städte und der Weiterbenutzung einzelner Villen erschie­nen in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts 11 Darüber hinaus ist zu beobachten, daß man die Villengebäu­de um Räume identischer Funktion erweitert. Die Villa am Csúcshegy (L. NAGY 1937/2, Raum Nr. 12) und die Villa Kaszásdűlő-Csikós utca (ZSIDI 1991, Räume Nr. 8-9) erhalten annähernd zur gleichen Zeit jeweils weitere Räume mit „Becken". Ob diese Räume der Bequemlichkeit der Villenbewohner oder eventuell religiösen Zwecken gedient haben, ist vorerst fraglich. 12 Grabung E. Márity 1988, Plan 6, Nr. 71.

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