Póczy Klára: Forschungen in Aquincum 1969- 2002 (Aquincum Nostrum 2. Budapest, 2003)

5. Die neuen Ergebnisse der topographischen Forschungen - 5.4. Die Zivilstadt von Aquincum - 5.4.3. Baugeschichtliche Skizze der Zivilstadt (Paula Zsidi)

Militärmaterialdepot) ihren Betrieb aufgenommen (PÓCZY-ZSIDI 1992, 10, 39-40). Die Municipium-Periode (124[?]-194) Die auf die Wehranlagen der Municipium-Peri­ode bezogenen Angaben der früheren Fachliteratur (L. NAGY 1942/1, 367; SZILÁGYI 1968, 91) konnten teils durch Nachgrabungen bestätigt, teils mit neuen Erkenntnissen ergänzt werden. So gelang es beispielsweise zu klären, daß zumindest der Zeitpunkt, als man die Stadtmauer der Zivil­stadt und deren Tortürme mit einem Steinfunda­ment versah, ins Zeitalter Hadrians zu setzen ist (ZSIDI 1990/2, 161). Im südwestlichen Abschnitt fand man in der Verfüllung des sytematisch zugeschütteten Wassergrabens der früheren Befes­tigung ausschließlich hadrianische Münzen. Die Konstruktionselemente der Wehranlagen (Gräben, Stadtmauer, innerer Umgang) sowie die südlichen und nördlichen Tortürme der Stadtmauer wurden bekannt (ZSIDI 1990/2, 148-149). Der Ausbau der Wehranlagen des Municipiums erfolgte teil­weise unter Verwendung der Befestigungen des früheren Objekts, und wie die Grabungsergebnisse belegen, verlief die hadrianische Trasse ein gutes Stück außerhalb der Früheren, sie umschloss also ein größeres Areal. Von der im besagten Zeit­raum bestimmt existierenden östlichen Stadtmauer dagegen fehlt noch immer jede Spur. Allerdings fanden im behandelten Forschungszeitraum in dem dafür in Frage kommenden Gebiet auch keine Grabungen statt. Zur Verstärkung der den westlichen Stadtteil umgebenden Wehranlagen (Bau von Seiten- und Ecktürmen) dürfte es ver­mutlich in demselben Zeitraum - vielleicht eben im Zusammenhang mit den Markomannenkriegen - gekommen sein. Dank der in den letzten Jahren durchgeführ­ten Forschungen zeichnet sich immer deutlicher ab, daß auch im Falle der Zivilstadt mit einem regelmäßigen Straßennetz zu rechnen ist, selbst wenn der bekannte und hauptsächlich den späte­ren Zustand widerspiegelnde Grundriss der Zivil­stadt dies nicht veranschaulicht. In dem die Form einer unregelmäßigen Vicus-Siedlung oder - nach Meinungen einzelner Forscher - einer sich schritt­weise entwickelnden sog. „gewachsenen" Siedlung aufweisenden (SZILÁGYI 1968, 91-92) Stadt­grundriss ist ein einheitliches Konzept tatsächlich nur schwer zu entdecken. Daher verwarf ein Teil der Forscher die Existenz eines einheitlichen Ent­wurfs im Falle der Zivilstadt von Aquincum ent­weder ganz (MÓCSY 1974, 161; LÁNYI 1990/1, 215) oder datierte die Herausbildung der regel­mäßigen, Insulablöcke in einen späteren Zeitraum (T. NAGY 1973, 119; MÁRITY 1992, 67). Doch Klára Póczy hatte, gestützt auf die Nachgrabun­gen im Rahmen der Ruinenkonservierung, bereits darauf hingewiesen, daß sich im Zentrum der hadrianischen Siedlung die Spuren einiger (75-90 m messender) Insulae abzeichnen (PÓCZY 1970, 191; PÓCZY 1976/4, 38). Weitere Argumente (Lage der Straßen, Thermen, öffentlichen Gebäu­de, Verlauf der Kanalisation) bieten Grund zu der Annahme, daß es in dieser Periode dennoch ein Insula-System von ursprünglich 70x105 m Größe gegeben hat (ZSIDI 1994/1, 218-219; ZSIDI 1997/1, 287, Abb. 4), von welchem wiederum gerade die Insulae des Stadtzentrums abweichen. Letzteres darf man vielleicht als Weiterleben der in die vormunizipale Periode zurückreichenden geographischen Gegebenheit ansehen. Vorerst läßt sich das Bestehen des hadrianischen (eventuell auf früheren, trajanischen Fundamenten ruhen­den) Insula-Systems nur indirekt bzw. hypothe­tisch belegen, d. h. man kann es weder konkret abstecken, noch die Hypothese mittels handfester archäologischer Angaben erhärten, so dass sie gegenwärtig als Arbeitsthese zu werten ist. Ein wichtiges Element in der Topographie der Stadt blieb das Aquädukt. Früher setzte die For­schung sogar seinen Bau in die Regierungszeit Hadrians (PÓCZY 1976/4, 42), obwohl sie - wie weiter oben gesehen - aller Wahrscheinlichkeit nach schon in der Vicus-Periode errichtet wurde (PÓCZY 1995, 469), und das Municipium hat diese geographische Gegebenheit bereits geerbt. Auf gleichem Niveau mit dem Sockel der Pfeiler begleitete die Arkadenreihe eine enge, gepflas­terte Gasse, deren östliche Abschlussmauer der westliche Abschluss der im hadrianischen Zeitalter

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