Póczy Klára: Forschungen in Aquincum 1969- 2002 (Aquincum Nostrum 2. Budapest, 2003)
5. Die neuen Ergebnisse der topographischen Forschungen - 5.4. Die Zivilstadt von Aquincum - 5.4.3. Baugeschichtliche Skizze der Zivilstadt (Paula Zsidi)
5.4.3. BAUGESCHICHTLICHE SKIZZE DER ZIVILSTADT Die Ergebnisse der mehr als hundert Jahre zurückreichenden topographischen Forschungen und der später begonnenen Periodenforschungen im Gebiet der Zivilstadt haben sich gerade in den letzten 30 Jahren zur Baugeschichte der Stadt verdichtet. János Szilágyi hob in seiner Zusammenfassung hinweisartig zwar einzelne, durch verschiedene Bauperioden gut dokumentierte Punkte in der Topographie der Stadt hervor (SZILAGYI 1968, 92—93), die er jedoch nicht systematisierte. Das tat an seiner Stelle Tibor Nagy, der bereits auf der Grundlage der Zusammenhänge zwischen archäologischen Angaben und historischen Ereignissen - mit dem Bestreben nach Vollständigkeit, zunächst aber nur skizzenhaft - die Baugeschichte der Vicus-, der Municipium- und der ColoniaPeriode der Zivilstadt zusammenstellte (T. NAGY 1973). Klára Póczy ergänzte, erweiterte und vervollständigte diese mit den Ergebnissen ihrer Nachgrabungen (PÓCZY 1970, 179-181; PÓCZY 1976/4, 38-49.). Das sich abzeichnende Bild war an einigen Punkten, wie konnte es in Folge der fehlenden stratigraphischen Beobachtungen von früheren — oftmals nur partiellen und sich hauptsächlich auf die späteren Perioden erstreckenden - Ausgrabungen anders sein, nur hypothetisch. Aus diesem Grund wurde es von einem Teil der Forscher entweder anerkannt (FITZ 1976, 259) oder angefochten (I. TÓTH 1977, 256) oder ganz außer Acht gelassen (LÁNYI 1990/1, 215216). Eine neuere Zusammenfassung zu Beginn der neunziger Jahre sprach in erster Linie einige chronologische Probleme der Baugeschichte der Zivilstadt an (MÁRITY 1992, MÁRITY 1993). In der folgenden Skizze wird versucht, die Ergebnisse der obigen Arbeiten mit jenen der neuen Ausgrabungen in Einklang zu bringen. (Abb. 1) Die vormunizipale Periode (Abb. 2.) Diese Periode charakterisierte die Forschung früher als Periode „des Vicus von Aquincum" (T. NAGY 1971/1, T. NAGY 1973, 113). Tibor Nagy gründete seine Feststellungen hauptsächlich auf die Ergebnisse der Ausgrabungen im östlichen Teil der Zivilstadt (T. NAGY 1964, T. NAGY 1971/1, 69, Abb. 6). Innerhalb derselben unterschied er zwei weitere Perioden, und zwar eine flavische und eine trajanisch - früh-hadrianische Periode. Die an die erste Periode zu bindenden, nicht zu systematisierenden Gruben und stark industriell geprägten Denkmäler (PÓCZY 1970, 180, 191) lagen längs der nordsüdlichen Hauptstraße. Ihre Ausdehnung konnte nicht ermittelt werden. Tibor Nagy hielt es allerdings für wahrscheinlich, daß die Siedlung sich auch auf die Westseite der nordsüdlichen Straße ausdehnte. In der späteren Periode nahm der Vicus mehr und mehr urbane Züge an, und selbst die Siedlungsstruktur des späteren Municipiums von Aquincum zeigt das Entwicklungsschema der Urbanisierung eines Vicus. 1 Die beiden Vicus-Perioden bindet Tibor Nagy an die militärische Bautätigkeit in Óbuda. Demzufolge hing die erste Periode mit der Gründung des Alenlagers von Óbuda zusammen, während der Ausbau des Legionslagers die zweite Periode beeinflusst hat (T. NAGY 1971/1, 75). Eine immer wichtigere Rolle im Hinblick auf die spätere Stadtstruktur begann im Laufe der Zivilstadt-Forschungen der jüngsten Zeit das trajanische Zeitalter zu spielen (Aquincum 1986, 121), und innerhalb dessen vor allem die Umwandlung ' F. Grelle, L'autonomia cittadina fra Traiano e Adriano. Neapel, 1972, 209.