Póczy Klára: Forschungen in Aquincum 1969- 2002 (Aquincum Nostrum 2. Budapest, 2003)
5. Die neuen Ergebnisse der topographischen Forschungen - 5.3. Militärstadt - 5.3.2. Der Statthalterpalast von Aquincum (Katalin H. Kérdő)
grenzte ein Durchgang, der ins sog. Gebäude Nr. II führte. In der Mitte des Innenhofs stand das Podiumstempel des Kaiserkults, neben ihm kam eine überlebensgroße Kaiserstatue zum Vorschein. Das im Hof freigelegte Brunnenhaus schmückte Wasserspeier in form eines Delphins. 9 Selbstverständlich war das Palastgebäude mit dem höchsten Komfort des Zeitalters ausgestattet. Viele Räume hatten Fußbodenheizung, die Wasserversorgung der Badezimmer und Brunnen im Hof sicherte ein ausgedehntes Wasserleitungs- und Kanalisationsnetz (PÓCZY 1980/1, 67). Von der Pracht des Statthalterpalastes zeugt nicht allein dessen großzügige bauliche Konzeption, sondern auch seine Innenarchitektur. Neben Belägen aus Formziegeln und Terrazzo hatten zahlreiche Räume Mosaikfußböden (KABA 1958, Á. KISS 1973, 9-17), von denen sieben erhalten geblieben sind - obzwar ein Teil nur in fragmentiertem Zustand. Zwei der Mosaiken kennen wir nur von den Zeichnungen der im vorigen Jahrhundert durchgeführten Ausgrabungen (WELLNER 1971/2, 123, Abb. 11, Ä. KISS 1973, 13-15, Fig. 8-9). Die Fußböden mit geometrischen Mustern im östlichen Trakt waren zweifarbig, jene im nördlichen Trakt polychrom. Am imposantesten darunter ist das polychrome, Meeresszenen darstellende Mosaik, das einen der Baderäume schmückte. Im Gegensatz zu den nahezu unvergänglichen Mosaikfußböden wurden die Wandflächen desöfteren übermalt. Das war bei Veränderungen im Inneren der Räume (Ausbau der Heizung, Kanalisation) unumgänglich. Die nach Musterbüchern arbeitenden Maler folgten stets flexibel der jeweiligen Mode des Zeitalters. Über die stratigraphischen Beobachtungen hinaus hat die Periodisierung der Wandmalereien die meisten Anhaltspunkte zur Klärung der Bauperioden beigetragen (PÓCZY 1958, WELLNER 1971/ 8 Von Statthaltern gestiftete Altäre aus dem Heiligtum: SZILÁGYI 1955, 406-407, SZILÁGYI 1967, 75, Caius Valerius Sabinianus (185-187/88): FITZ 1993-1995, 536 ff., Nr. 320. 1, L. Cornelius Latinianus (127-130): FITZ 1993-1995, 520, Nr. 309. 1, SZILÁGYI 1967, 75. (= FITZ 1993-1995, 520, Nr. 309. 2.), Ti. Haterius (161-164): FITZ 1993-1995, 527, Nr. 314. 3., M. Iallius Bassus Fabius Valerianus (157): FITZ 1993-1995, 489 ff., Nr. 290. 4. 2, 340-343, 356-362, 384-390). 10 Die frühesten Wandmalereien wurden noch von italischen Meistern geschaffen, die ausschließlich im Palast tätig waren. Arbeiten ähnlichen Stils und mit ähnlichem Niveau kamen in Aquincum nicht zum Vorschein, ihre Parallele ist aus der Villa Hadrians in Tivoli bekannt. Die späteren Übermalungen stammen schon von Meistern aus Aquincum, die in den Gebäuden der Militär- und der Zivilstadt gleichermaßen beschäftigt waren. Die Wandmalereien vom Ende des 2. bzw. Anfang des 3. Jahrhunderts entstanden noch im 3. pompejanischen Stil. Bei den Dekorationen der Severerzeit erkennt man neben den italischen Traditionen bereits starke orientalische, in erster Linie kleinasiatische Einflüsse. Es war J. Fitz, der mich darauf hinwies, daß im Falle des Statthalterpalastes über die allgemeinen Tendenzen der Epoche hinaus (Einwanderung aus dem Osten) vorwiegend der erste Statthalter im Range eines Konsuls bei der Überhandnähme der orientalischen Einflüsse eine Rolle gespielt haben dürfte. L. Alfenus Avitianus traf aus Arabien, mit dem ihn auch verwandtschaftliche Beziehungen verbanden, an seinem neuen Amtssitz ein (FITZ 1961, 91-95, FITZ 1990/2, 270, 473, FITZ 1993-1995, 1025, Nr. 670). Die letzten Übermalungen aus der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts zeigen bereits den im ganzen Imperium allgemein verbreiteten Stil. Von den vermutlich prachtvollen Elementen der Innenarchitektur des Palastgebäudes kamen im Laufe der Ausgrabungen nur einige Säulenkapitelle, Sockel und Gesimsteile zum Vorschein (A. KISS 1987, 31-32, Nr. 1-4). Die wichtigsten Bauperioden der Rekonstruktion des Hauptgebäudes Grundrissanordnung und Rekonstruktion (HAJNÓCZI 1987, 128, Itinerarium 1995, 63) 9 Kaiserstatue: Aquincum 1995, 48, Nr. 140., Teil des Brunnenhauses eines Springbrunnens: Á. KISS 1987, 32, Nr. 10., Rekonstruktion des Delphinbrunnens: Aquincum 1986, 46, Abb. 14. 10 Grundlegender Ausgangspunkt zur Lösung der chronologischen Probleme ist die Aufarbeitung der Wandmalereien von K. Póczy. Außer dem Katalog bzw. den Rekons-