Póczy Klára: Forschungen in Aquincum 1969- 2002 (Aquincum Nostrum 2. Budapest, 2003)
5. Die neuen Ergebnisse der topographischen Forschungen - 5.3. Militärstadt - 5.3.2. Der Statthalterpalast von Aquincum (Katalin H. Kérdő)
zeigen den Zustand, in dem sich das Gebäude nach mehrmaligen Umbauten in der Severerzeit befand (SZILÁGYI 1958, SZILÁGYI 1971, WELLNER 1970, WELLNER 1973/3). Die Baugeschichte des Hauptgebäudes des Statthalterpalastes versuchte man auf Grund der Grabungsbeobachtungen, in erster Linie aber der Chronologie der Wandmalereien und Mosaiken zu rekonstruieren. 11 Seine frühesten Teile, die Überreste des trajanisch-hadrianischen Palastes, sind weniger bekannt. Dazu gehörten die Mauerreste unter dem Fußbodenniveau des Innenhofes, das Merkur-Heiligtum im südlichen Trakt, das Gebäude Nr. II sowie die frühen Perioden der Räume im östlichen Trakt. In der Severerzeit erlangte der Bau sein charakteristisches Äußeres. Damals dürfte man den zentral angeordneten Räumen des Ostflügels mit der Hauptfassade und den beiden vorspringenden Ecktürmen ihre endgültige Form verliehen haben. Der östliche Teil des Südflügels und das über dem Merkur-Heiligtum errichtete neue Heiligtum entstanden, in dessen Hof die Votivsteine aufgestellt waren. Zu dieser Zeit wurden im südlichen truktionen von ihr sind auch die Beobachtungen über technische Lösungen bzw. Übermalungen wichtig. Diese können bei der Aufarbeitung sowohl des alten wie auch des neu ans Tageslicht gelangten Fundmaterials behilflich sein. Über die Aufarbeitungsmöglichkeiten der noch unpublizierten Wandmalerei-Fragmente s. KERDO 2000. 11 Am umstrittensten ist der Zeitpunkt der Erbauung des Ostflügels. Szilágyi datierte ihn in die Jahre 106-107 n. Chr. und hielt ihn für früher als das Gebäude Nr. II (SZILAGYI 1958, SZILÁGYI 1971). Dem widersprach Wellner zu Recht (WELLNER 1973/3, 222-223). Er schlug in erster Linie aufgrund der Mosaiken und Wandmalereien eine von der des Ausgräbers abweichende Datierung vor. Die unter dem Hof befindlichen Mauerdetails und das Gebäude Nr. II hielt er für die frühesten Elemente. Den Baubeginn für den östlichen Trakt setzte er an die Wende 2.-3. Jahrhundert, von den Mosaiken ausgehend aber eher an den Anfang des 3. Jahrhunderts (WELLNER 1970, 119.). Ihm zufolge errichtete man auch die übrigen Trakte des Gebäudes nach einer einheitlichen Konzeption, und zwar kontinuierlich vom Beginn des 2. Jahrhunderts an (WELLNER 1970, 121). In seinen späteren Arbeiten bezieht er entschieden dafür Stellung, daß die Mosaiken der Repräsentationsräume im östlichen Trakt des Statthalterpalastes „gleichzeitig mit den Wandmalereien, nämlich Anfang des 3. Jahrhunderts, entstanden" sind (WELLNER 1971/2, 351). Diese aus schwarzen und gelblichweißen Steinen Trakt die Wirtschaftsräume, im nördlichen Trakt die Wohnung des Statthalters in ihrer ursprünglichen Form, im Innenhof das Heiligtum des Kaiserkults sowie die frühen Teile des Badetraktes gebaut. Die letzte große Bauperiode des Palastes begann nach unseren Berechnungen ab dem ersten Jahrzehnt des 3. Jahrhunderts, als nach 214 ein im Rang eines Konsuls stehender Statthalter hier Einzug hielt. Der Umbau der vorhandenen Räume sowie die Bebauung des westlichen Hofteils waren damals bereits im Gange. Das Brunnenhaus im Innenhof und die spätesten, nordwestlichen Anbauten am Badetrakt wurden fertiggestellt, und man fuhr auch mit dem Neubemalen der Wandflächen fort. Alle diese Arbeiten zogen sich bis ins letzte Drittel des 3. Jahrhunderts hin, bis zur abrupten Aufgabe des Palastes. 12 Ausdehnung des Statthalterpalastes, Ergebnisse der jüngsten Forschungen Mit der Ausdehnung des Statthalterpalastes hat sich die Forschung bis vor kurzem nicht beschäfals geometrische Muster verlegten Fußböden (Räume 2, 3, 5, 6) und die polychrome Schwelle von Raum 8 hielt er für annähernd zeitgleich (Wende 2.-3. Jahrhundert). An den Anfang des 3. Jahrhunderts datierte er auch die polychromen Mosaiken des Ostflügels, z. B. das einen axionometrischen Würfel darstellende in Raum 45, sowie den Fußboden mit Meeresszenen. Im Mosaik-Corpus von Á. Kiss findet sich eine davon geringfügig abweichende Datierung der folgenden Räume: Fußböden der Räume 2, 3 und 5 ins 2. Jahrhundert, die der Räume 6, 8 und 45 ans Ende des 2. Jahrhunderts (Á. KISS 1973, 9-17.). Tibor Nagy schloss sich der Meinung an, daß man die unter dem Fußbodenniveau im Peristyl gefundenen Mauern und das frühe Heiligtum im südlichen Trakt als Überreste der trajanischen Legatenresidenz betrachten kann. Die Repräsentationsräume mit Risalitfassade des Ostflügels und (auf Grund des von dem Statthalter Latinianus gestifteten Votivsteins) das renovierte Heiligtum sowie einzelne Details des Gebäudes Nr. II, die mit der frühesten Bemalung im östlichen Trakt übereinstimmen, datierte er in die Herrschaftszeit Hadrians (T. NAGY 1973, 181, Anm. 14). Gegenwärtig ist die Frage nicht eindeutig zu entscheiden, wobei ich meinerseits die sich auf Grund der Wandmalereien abzeichnende differenziertere Chronologie eher befürworte. Dass ausgerechnet der östliche, repräsentative Trakt ohne hadrianischen Vorläufer gewesen sein soll, ist kaum wahrscheinlich. Und zwar unabhängig davon, daß