Póczy Klára: Forschungen in Aquincum 1969- 2002 (Aquincum Nostrum 2. Budapest, 2003)
5. Die neuen Ergebnisse der topographischen Forschungen - 5.3. Militärstadt - 5.3.2. Der Statthalterpalast von Aquincum (Katalin H. Kérdő)
im Hauptgebäude waren um einen zentralen Säulenhof (peristylium) angeordnet. Nahezu hundert dieser Zimmer konnten ganz oder teilweise freigelegt und im Laufe der Forschungen auch ihre Funktion geklärt werden. 7 Die Repräsentationsräume, in der Mitte mit dem Empfangssaal, befanden sich im Ostflügel. Wer durch den Porticus eintrat, konnte über einen der auf beiden Seiten dieses Empfangssaals verlaufenden Durchgangskorridore in den das Peristyl umgebenden Gang gelangen und von dort die übrigen Trakte und den Hof erreichen. Diese Seite war die 75 m breite, zweigeschossige Hauptfassade des Gebäudes. In den an beiden Enden befindlichen Ecktürmen führten Treppen zur Galerie im Obergeschoss, von wo sich Ausblick auf den Hafen bot. Im Nordflügel waren die Wohngemächer sowie ein Badetrakt mit Wasserturm untergebracht. Der südliche Trakt schließlich barg die der Haushaltung dienenden Räumlichkeiten und die Magazine. Außerdem wurde ein Heiligtum freigelegt, an dessen einer Wand im Mörtel der Abdruck der Inschrift eines dem Merkur geweihten Altares erhalten blieb. Später baute man dieses Heiligtum um, die darin in situ vorgefundenen Altarsteine - in der Mehrzahl von Statthaltern gestiftet - waren bereits den Göttern der Kapitolinischen Trias geweiht. 8 An die Südseite dieses Raumes 7 Über die Erforschung des Statthalterpalastes in Kürze: Die ersten Ausgrabungen fanden zwischen 1851 und 1857 statt (E.V. Sacken, Die römischen Bäder in Alt-Ofen. Mitteilungen der k. k. Central Comission Erhaltung der Baudenkmäler 2 (1857) 283.). Zu der Zeit ragten seine Mauern noch mehrere Meter hoch auf. Diese Ruinen wurden damals unter dem Namen „römische Bäder" bekannt, und erst bei den zwischen 1941 und 1956 durchgeführten Forschungen konnte man klären, daß die von v. Sacken aufgedeckten Thermenreste zum Statthalterpalast von Aquincum gehört haben. Dessen beklagenswertes Schicksal besiegelte die im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts hier errichtete und bis in die 1990er Jahre tätige Schiffswerft. Über den Ruinen entstanden Werftgebäude und Straßen, unter der Erde befinden sich Rohrleitungen und tiefe Fundamente von Werkhallen. Die ausnahmslos an die Bauvorhaben der Werft gebundenen archäologischen Ausgrabungen wurden von János Szilágyi geleitet, der die Ergebnisse zusammen mit seinen Mitarbeitern in der Zeitschrift Budapest RégiAbb. 2. Der Statthalterpalast, Grundriss des Hauptgebäudes mit Funktion der Räume (nach János Szilágyi): I. Eingangshalle, Porticus, 2. Eckturm, 3. Empfangssaal, 4. Innenkorridor, 5. Wohnraum, 6. Badetrakt, 7. Wasserturm, 8. Springbrunnen, 9. Heiligtum des Kaiserkults, 10. Innenhof II. Getreidespeicher, 12. Tordurchgang, 13. Heiligtum, 14. Wirtschaftsraum, 15. Keller, 16. Herd, 17. Das sog. Gebäude Nr. II Mosaik m Periode 2. = Periode 1. ™ Periode 3. ségei veröffentlichte. Die Ausgräber und ihre Publikationen in chronologischer Reihenfolge: 1941 (SZILÁGYI 1945), 1951 und 1953 (SZILÁGYI 1955), 1956 (SZILÁGYI 1958). Zwei kleinere Rettungsgrabungen leitete János Szilágyi 1970 (unpubliziert Plan 1, Nr. 20.) bzw. Melinda Kaba 1977 (unpubliziert Plan 4, Nr. 25.). Möglichkeiten zu Sondierungsgrabungen, um die Ausdehnung des Palastes zu ermitteln, boten sich 1996 (KÉRDŐ 1997/3) und 1998 (KÉRDŐ 1999/1 und 1999/2). Heute steht das Gelände unter Denkmalschutz. Die Funde aus dem Palast, darunter Wandmalereien und Mosaiken, werden im Aquincum-Museum aufbewahrt.