Póczy Klára: Forschungen in Aquincum 1969- 2002 (Aquincum Nostrum 2. Budapest, 2003)

5. Die neuen Ergebnisse der topographischen Forschungen - 5.3. Militärstadt - 5.3.2. Der Statthalterpalast von Aquincum (Katalin H. Kérdő)

der Óbuda-Insel, 5 dem nordöstlichen Viertel der Militärstadt gegenüber, wo die imposantesten Amts- und Privatgebäude standen (PÓCZY 1983/ 1, Póczy in Aquincum 1986, 100, 104-111). (Abb. 1.) Eine Brücke verband den Palast ver­mutlich nicht nur mit der Festung Transaquin­cum am östlichen Donauufer (NÉMETH 1999/1, 142-144), sondern auch mit der Canabae. Und nach den neuesten Forschungen muss auch zur Zivilstadt eine solche Verbindung bestanden haben, worauf ein Brückenkopf hindeutet, der kürzlich im Abschnitt zwischen Militär- und Zivil­Stadt, gegenüber dem Westufer der Óbuda-Insel, freigelegt wurde (ZSIDI 1999/2). Das verifizieren auch die archäologischen Ausgrabungen, die den Beweis erbracht haben, daß das bislang bekannte Palastgebäude lediglich ein Teil, wenn auch das Hauptgebäude, eines Gebäudekomplexes gewesen ist, der sich über die ganze Kis-sziget (Kleine Insel) erstreckte KÉRDŐ 1997/3, KÉRDŐ 1999/ 1-2). 6 Beschreibung des Hauptgebäudes, Innenarchitektur Das Hauptgebäude des Statthalterpalastes war das repräsentativste Bauwerk der Canabae. (Abb. 2.) In seinem Grundriss vereinte es die bei­den Typen der Villa mit Peristyl und mit Porticus. Es umfasste die Wohngemächer des Statthalters, Repräsentationsräume, Heiligtümer, ein Bad sowie Wirtschaftsräume und Magazine. Der schon frü­her bekannte Palast hatte eine Grundfläche von etwa 120x150 m. Er bestand aus zwei Gebäuden, wobei das sog. Gebäude Nr. II auf der Südseite weniger erforscht ist. Die verschiedenen Räume 5 Anfang des 19. Jahrhunderts, als die Schiffswerft gebaut und für die Schiffe eine entsprechende Bucht geschaffen wurde, verband man die ehemals sog. Kleine Insel durch eine Landzunge mit der Großen Insel. Dabei wurde die Bucht im östlichen Vorraum des Statthalterpalastes aus­gebaggert, wobei - wie zeitgenössische Aufzeichnungen erwähnen - Mauerreste die Arbeiten erschwerten. Diese dürften römisch gewesen sein, ähnlich den beiden mit Sicherheit römischen Mauern, die im Abschnitt zwischen der Westküste der Insel und dem Festland von Óbuda ausgebaggert wurden (NÉMETH 1999/1, 144 ff.). Abb. 1. Das Legionslager und die Militärstadt mit dem Statthalterpalast 6 Den südlichen Teil der Insel sondierte Margit Németh. Bei dieser Gelegenheit hat sie dokumentiert, wie die Uferlinie der Insel ursprünglich, vor Regulierung der Donau, verlief. Ihr zufolge dürfte diese im westlichen Teil praktisch mit der römischen Ufer identisch gewesen sein. Man stieß auch auf Pfostenreste, aber leider nicht in Begleitung datieren­der Funde. Darüber hinaus erwähnt der Vorbericht auf der Mittellinie der Insel noch einige frühere Mauerreste unbestimmbaren Alters (unpublizierte Ausgrabung von M. Németh 1992, Plan 7, Nr. 42.). Im November des Jahres 2000 kamen am Westufer der Bucht wegen des niedrigen Wasserstandes einige Pfosten zum Vorschein, die im Gro­ßen und Ganzen auf der Linie der südlichen Abschluss­mauer des Palast-Hauptgebäudes begannen und sich etwa 200 m in südlicher Richtung hinzogen (NÉMETH 2001/ 1). Nach dem vorläufigen Ergebnis der dendrochronolo­gischen Untersuchung (A. Grynaeus) entstammen sie der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts und sind somit aller Wahrscheinlichkeit nach Uberreste der römischen Uferbe­festigung.

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