Póczy Klára: Forschungen in Aquincum 1969- 2002 (Aquincum Nostrum 2. Budapest, 2003)
5. Die neuen Ergebnisse der topographischen Forschungen - 5.3. Militärstadt - 5.3.2. Der Statthalterpalast von Aquincum (Katalin H. Kérdő)
5.3.2. DER STATTHALTERPALAST VON AQUINCUM Veränderungen in der Verwaltung, Zeitstellung des Statthalterpalastes Bei der Teilung der bis dahin einheitlichen Provinz Pannonién (106 n. Chr.) wurde Aquincum die Hauptstadt von Pannónia Inferior. 1 Das verlieh der Entwicklung der das Legionslager umgebenden Militärstadt (canabae) sowie der zwei Kilometer nördlich davon gelegenen ZivilStadt gewaltigen Auftrieb. Der hierher ernannte Statthalter (legátus Augusti) stand der Provinz als persönlicher Abgesandter des Kaisers in ziviler und militärischer Hinsicht vor und war zugleich Befehlshaber der in der Provinz stationierten Legion. Seine Arbeit unterstützte das Statthalteramt (officium consularis), die Voraussetzungen für seine Tätigkeit mussten geschaffen werden. Es entstanden die Gebäude der Provinzialverwaltung, die im nordöstlichen Viertel der Canabae zum Vorschein kamen. 2 Zu der Zeit dürfte man auch mit dem Bau des Statthalterpalastes begonnen haben. Die nächste wichtige Veränderung bezüglich der Verwaltung brachte die von Caracalla verfügte Grenzkorrektur im Jahre 214, als Brigetio der Provinz Pannónia Inferior angegliedert wurde. Ab diesem Zeitpunkt bewachten zwei Legionen die verlängerte Grenzlinie. Den höheren Rang der Provinz und ihre gewachsene militärische Bedeutung, die mit der verstärkten Bedrohung des Limes zusammenhing, spiegelt auch der Umstand wider, daß das Amt des Statthalters von da an nicht mehr Personen mit prätorianischem, sondern mit konsularischem Rang bekleideten (FITZ 1993-1995, 1007, 1027). 1 S. „Aquincum in der Kaiserzeit" (4.2.). 2 S. „Die canabae legionis" (5.3.1.). Der Baubeginn des Statthalterpalastes geht vermutlich auf den ersten Statthalter von Pannónia Inferior (zwischen 106 und 108) zurück, auf den späteren Kaiser Hadrian. Im Laufe der Zeit wurde das Gebäude mehrfach umgebaut bzw. erweitert. Diese Umgestaltungen stehen im Einklang mit den gewaltigen Bauvorhaben, die das Bild der Zivil- und Militärstadt von Aquincum während ihrer beiden Blütezeiten, in der hadrianischen und severischen Zeit, veränderten. Offiziell anerkannt wurde diese Entwicklung durch die Erhebung der Zivilstadt in den Rang eines Municipiums (um 124) bzw. später einer Colonia (i. J. 194) (T. NAGY 1973, 183-184). 3 An den Innendekorationen der in der Militär- und Zivilstadt freigelegten Gebäude ist die Hand von Meistern - in erster Linie Malern - zu erkennen, welche die inneren Umgestaltungen vornahmen (PÓCZY 1958, WELLNER 1971/2). Auf Grund der Grabungsbeobachtungen wurde der Palast im letzten Drittel des 3. Jahrhunderts wegen des angestiegenen Wasserstandes der Donau plangemäß geräumt und verlassen, allerdings kann der Zeitpunkt der Aufgabe auch mit den Kriegsereignissen entlang des Limes in Verbindung gebracht werden. Wie vermutet, hat man die Statthalterresidenz danach an das Donauufer von Óbuda verlegt. 4 Topographische Lage des Statthalterpalastes Der Statthalterpalast von Aquincum erhob sich im nördlichen Teil der ehemaligen Kleinen Insel, 3 Zusammenfassend über Aquincum, mit der früheren Literatur: Aquincum 1986, Aquincum 1995, Aquincum 1997, ZSIDI 2002/5. 4 Ein unpubliziertes Forschungsergebnis von Margit Németh.