Póczy Klára: Forschungen in Aquincum 1969- 2002 (Aquincum Nostrum 2. Budapest, 2003)

5. Die neuen Ergebnisse der topographischen Forschungen - 5.3. Militärstadt - 5.3.1. Die Canabae legionis (Orsolya Madarassy)

Am Westrand der Stadt gelang es, Spuren weit­läufiger Wehranlagen zu lokalisieren (MADARASSY 1997). Der Ausbau dieser Wehranlagen kann in die Jahre 268-270 gesetzt werden. Möglich ist, daß sie Teil eines Verteidigungssystems gewesen sind, aber das Gebiet vor der ständigen Erosi­on seitens des Ofner Berglandes wahrscheinlich geschützt haben. 34 Der Ausbau ging vermutlich mit einer großangelegten Geländebegradigung einher, bei der man ganze Insula-Komplexe abriss. 35 Eben­falls in den Jahren um 260-270 wurde der Statt­halterpalast aufgegeben. Die Forschung geht davon aus, daß die Gebäude des Statthalteramtes bis in die 260er Jahre einer kontinuierlichen Benutzung unterlagen (WELLNER 1969). Um das Jahr 270 baute man das Militäramphitheater um, vermutlich zu militärischen Zwecken (T. NAGY 1973). An der Wende vom 3. zum 4. Jahrhundert wurden am Süd- und Westrand der Stadt bereits Bestattungen vorgenommen (Christentum 2000). In der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts zählten der nördliche und westliche Teil der Militärstadt gewiss schon als Außenbezirke, die Fundamenten früherer Gebäude dienten später als Einfriedung für den einen oder anderen Grabgarten (TOPÁL 1996/1). Viele Anzeichen deuten darauf hin, daß das Gebiet wieder territorial genutzt wurde, nachdem die Canabae ihre urbane Funktion verloren hatte. Die meisten Gebäude der Stadt riss man ab, und zwar bis hin zu der die Verlängerung der via praetoria des Legionslagers bildenden Straße (heute Dévai Bíró Mátyás tér). Als Siedlung hat das Gebiet nicht länger gedient. Dasselbe Münz­material (Constantinus, Constans, Valentinianus) und Fundgut, welches die früheren Bestattungen der Gräberfelder begleitete, kam hier in einer dicken Verfüllungsschicht zum Vorschein (MADA­RASSY 1997). Als man im 4. Jahrhundert das Legionslager des 2.-3. Jahrhunderts aufgab und am Donauufer ein neues, spätrömisches Kastell errichtete (PARRAGI 1976/1, KÉRDŐ 1976, FACSÁDY 1976), existierten die Limesstraße und die Reihe der sie flankierenden Gebäude noch (PÓCZY 1983/1, PÓCZY 1990, 689-692.) aller­dings nicht mehr in ihrer ursprünglichen Funk­tion. Die Spuren der spätesten Umbauten haben spätere Geländeplanierungen vernichtet, so dass über den Zeitpunkt der Aufgabe dieser Gebäude keine zuverlässigen Angaben vorliegen. Ein Groß­teil der Mauern wurde erst bei der Bautätigkeit des 13. Jahrhunderts abgerissen (BERTALANNÉ 1976/1). Im Falle der Bestattungen aus dem 4.-5. Jahrhundert erhebt sich die Frage, ob es sich dabei einheitlich um Parzellen spätrömischer Friedhöfe oder um Grablegen kleinerer Garniso­nen handelt. 36 Orsolya Madarassy 34 Unpublizierte Ausgrabungen von O. Madarassy 1996, Plan 8, Nr. 23; 1999, Plan 9, Nr. 19., 42. 35 Unpublizierte Ausgrabungen von O. Madarassy 1995, Plan 8, Nr. 9; 1999, Plan 9, Nr. 18., 21. Zuletzt Margit Nagy (M. 1 NAGY 1993) bzw. vgl. „Zur Frage der Kontinuität in Aquincum" (4.3.).

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