Póczy Klára: Forschungen in Aquincum 1969- 2002 (Aquincum Nostrum 2. Budapest, 2003)
5. Die neuen Ergebnisse der topographischen Forschungen - 5.3. Militärstadt - 5.3.1. Die Canabae legionis (Orsolya Madarassy)
siert. 28 Die so frei werdenden öffentlichen Gelder investierte man vermutlich in die Erweiterung des Wasserleitungsnetzes, 29 denn damals tauchten im ganzen Stadtgebiet neue Thermen bzw. Badetrakte auf. 30 Was die Wohnviertel angeht darf man die frühseverischen Baumaßnahmen wohl für Privatinitiativen halten. Der Ausbau bzw. die Erweiterung der großen Wohnhäuser im Stadtkern und der Langhäuser in Richtung der zentralen Insula-Höfe sind ins erste bis zweite Jahrzehnt des 3. Jahrhunderts zu datieren. Die Wohnhäuser wurden allgemein mit Fußbodenheizung ausgestattet bzw. direkt an das Kanalisationsnetz angeschlossen. Zum Beheizen der Küchenherde verwendete man nun vermutlich schon die für die Zentralheizung verwendete Holzkohle statt wie bis dahin Holz, so dass die mit verschiedenen Herden ausgestattete Küche im Allgemeinen im inneren Teil des Hauses, am Hof und weitab von den Wohnräumen lag. 31 Charakteristisch für den Zeitraum ist die Anwendung eines viel Kies enthaltenden, sehr massiven Mörtels, der sich vielleicht auch zum Aufführen von Obergeschossen eignete. 32 Ab den dreißiger Jahren des 3. Jahrhunderts sind so gut wie gar keine archäologischen Beweise für eine zentrale Stadtordnungskonzeption mehr zu erfassen, Bauten privater Natur dominierten das Stadtbild. Zumindest nach den jüngsten Forschungsergebnissen ist an immer mehr Punkten der Stadt die Tendenz zu beobachten, daß hinter dem ursprünglichen Wohnhaus, im Inneren des Grundstücks, ein neues, vom vorangehenden unabhängiges Wohngebäude errichtet wurde, 33 während die Anbauten der ursprüngli28 Fényes A. u. 6-8: MADARASSY 2000/1. 29 Meggyfa u.: WELLNER 1969. î0 SZILÁGYI 1943, 353-355. Unpublizierte Ausgrabungen von K. Póczy 1977, Plan 4, Nr. 28; Á. B. Tóth 1980, Plan 5, Nr. 7; K. Kérdő 1981, Plan 5, Nr. 39. 31 Ausgrabungen in den Häusern Lajos u. 118-120. und am Dévai Bíró Mátyás tér: O. Madarassy 1999, Plan 9, Nr. 15, 17. 32 Unpublizierte Ausgrabungen von O. Madarassy 1987, Plan 6, Nr. 53; und 1988, Plan 6. Nr. 70. 33 Vályog utca 13-14.: MADARASSY 1999/1, Pacsirtamező utca 19. und Lajos utca: MADARASSY 2000/1. chen Gebäude sich häufig auf den öffentlichen Grund des 2. Jahrhunderts erstreckten und so die bis dahin abgesteckten Insulae gleichsam auseinander sprengten. Die bislang in Mietskasernen lebende ärmste Schicht wurde wohlhabender. Damals erweiterte bzw. modernisierte man auch die Mietshäuser, baute neue Räume an und errichtete an mehreren Stellen ein Bad mit apsidalem Grundriss oder eine Aula (MADARASSY 2000/1). In diesem Zeitraum läßt die Qualität bei der Ausführung der Mauern und Mauerfundamente nach, billigere Baustoffe wie kleinteiliger Kalksteinbruch und ein gelblicher, weicherer Sandstein tauchen auf. Verschiedene Mauertechniken: opus spicatum, Mauern mit kleinen Quadersteinen, opus incertum, existierten gleichzeitig nebeneinander. Vielleicht in die späte Severerzeit kann die Anwendung eines rosafarbigen, Ziegelpulver enthaltenden Mörtels datiert werden. Später, ab den vierziger Jahren, wurden auch die zum Verlegen der Mauern gebräuchlichen Mörtelsorten immer inkonsistenter, sandhaltiger und für die Fundamente verwendete man zumeist gar kein Bindungsmaterial mehr. Die Gestaltung des Innenraums dagegen wurde dekorativer, in den Zimmern gab es Terrazzofußboden und die Mauern schmückten Wandmalereien. Diese Bauperiode hielt sich mindestens zwei Generationen lang, denn an den meisten Stellen sind die Terrazzofußböden und Wandgemälde der Häuser instandgesetzt worden (L. NAGY 1942/1, WELLNER 1969, WELLNER 1973/1, PÓCZY 1983/1, SZIRMAI 1991/1, MADARASSY 1998/ 1, MADARASSY 2000/1). Territorielle Nutzung des Gebietes der Militärstadt Im Laufe der sechziger Jahre des 3. Jahrhunderts bis zur Wende 3.-4. Jahrhundert engte man das Territorium der Militärstadt immer stärker ein, und es hat mehr und mehr den Anschein, als sei das Gebiet nach den Truppenumbildungen, die mit den spätrömischen Heeresreformen zusammenhingen, schließlich planmäßig und ordnungsgemäß geräumt worden.