Póczy Klára: Forschungen in Aquincum 1969- 2002 (Aquincum Nostrum 2. Budapest, 2003)
5. Die neuen Ergebnisse der topographischen Forschungen - 5.3. Militärstadt - 5.3.1. Die Canabae legionis (Orsolya Madarassy)
verlieh man mit modernerer Technik etwas mehr Komfort. Hier kann im inneren Wohnbereich vielleicht auch schon mit privaten Erweiterungen gerechnet werden. Die prachtvolleren Bauten wurden unmittelbar an das Wasserleitungs- und Abwassernetz an geschlossen (MADARASSY 2000/ 1), die Räume erhielten Terrazzo- und Steinfußböden (MADARASSY 1998/2), die Fundamenten wurden in Stein verlegt, und die Mauern wurden als opus spicatum ausgeführt, der Mörtel war jetzt sandhaltiger und für die aufgehenden Mauern verwendete man Lehmziegel. Diese Bauperiode deutet auf ein neues Limitationssystem hin, auf das wir nur aus seiner Anwendung schließen können. Im Stadtkern weicht die Ausrichtung der späteren Mauern nur wenige Grade von den älteren ab (PÓCZY 1986/2), doch am nordwestlichen und südwestlichen Stadtrand sind die Abweichungen in der Orientierung größer (MADARASSY 1995, MADARASSY 1997, MADARASSY 1999/1). (Abb. 3.) Die Siedlungsstruktur des 3. Jahrhunderts Infolge der von Septimius Severus eingeleiteten militärpolitischen Maßnahmen erhielten die die Legionslager umgebenden Militärstädte den Status einer Colonia, und so wurde auch in Aquincum die Canabae des 2. Jahrhunderts zur Colonia Septimia. Juristisch vollzog sich das vermutlich noch im letzten Jahrzehnt des 2. Jahrhunderts, doch die diesen Schritt nach sich ziehende Neuordnung der Stadt erfolgte erst Anfang des 3. Jahrhunderts, als die legio II Adiutrix nach Aquincum zurückkehrte. Die Ergebnisse der Grabungen in Óbuda deuten darauf hin, daß, als die Canabae zur Colonia erhoben und die Stadt einer zivilen Rechtsordnung unterstellt wurde, sich die Proportionen zwischen staatlichen, zentralen und privaten Bauvorhaben änderten. Dieser mehrere Bauperioden umfassende Prozess kann vom Beginn bis in die Mitte der sechziger Jahre des Jahrhunderts verfolgt werden. Der ersten großen Bauwelle im ersten Jahrzehnt des 3. Jahrhunderts, zeitgleich mit der Rekonstruktion des Legionslagers (NÉMETH 1997), lag eine zentrale Stadtordnungskonzeption zu Grunde. Im ganzen Stadtgebiet sind großangelegte Geländeangleichungen bzw. Planierungen zu beobachten (T. NAGY 1973, PÓCZY 1983/1, MADARASSY 1998/2, MADARASSY 1999/3, MADARASSY 2000/1). Wiederum hob man das Niveau der Straßen an, die Hauptstraßen wurden mit Steinplatten gepflastert (PÓCZY 1983/1, MADARASSY 1998/3) und neue Nebenstraßen entstanden (PÓCZY 1983/1, MADARASSY 1999/2, MADARASSY 2000/1). Die großen, pfeilergestützten Gebäude an den Hauptstraßen erhielten eine einheitliche Fassadenporticus (FACSÁDY 1995, FACSÁDY 1999/3, HABLE 1997, MADARASSY 1998/3, MADARASSY 2000/1), 24 unter der überdachte Bürgersteige verliefen. Die aufgehenden tragenden Mauern der Häuser führte man jetzt aus Steinen auf, während die Trennwände im Allgemeinen noch aus luftgetrockneten Lehmziegeln mit Steinfundament bestanden. Im Jahr 212, als Caracalla die Grenze zwischen den Provinzen Pannónia Superior und Inferior korrigierte, gewann Pannónia Inferior an politischem Gewicht und wurde zur Provinz mit konsularischem Rang. An die nachfolgende Bauperiode ist der luxuriös anmutende Umbau der öffentlichen Gebäude des 3. Jahrhunderts zu binden. Im Zuge der Renovierung bzw. Modernisierung des Statthalterpalastes errichtete man neue Gebäudekomplexe, der Badetrakt wurde mit Mosaikfußböden ausgestattet, die Wände und Decken mit Wandmalereien geschmückt (SZILÁGYI 1958, KABA 1958, PÓCZY 1958). Die Frage ist, wieviel bei diesen aufwendigen Renovierungen und neuen Innendekorationen der im nördlichen, zum Statthalteramt gehörenden Teil der Militärstadt stehenden oder direkt angrenzenden Häuser staatliche Repräsentation bzw. wie hoch der Anteil des erhöhten Militärsoldes war. Das zwischen der Folyamőr utca und Búvár utca freigelegte Gebäude mit Atrium und Peristyl hatte monumentale Ausmaße, in dem separaten Bad 24 Unpublizierte Ausgrabungen von: Gy. Parragi 1970, Plan 1, Nr. 25; A. Facsády 1974, Plan 3, Nr. 6; M. Németh 1973, Plan 2, Nr. 14 bzw. 1974, Plan 3, Nr. 7; K. Póczy 1976, Plan 4, Nr. 9; J. Altmann, L. Kocsis, O. Madarassy 1987, Plan 6, Nr. 53 bzw. 1991, Plan 7, Nr. 31.