Póczy Klára: Forschungen in Aquincum 1969- 2002 (Aquincum Nostrum 2. Budapest, 2003)
5. Die neuen Ergebnisse der topographischen Forschungen - 5.3. Militärstadt - 5.3.1. Die Canabae legionis (Orsolya Madarassy)
Stadtgefüge und Straßennetz der Canabae des 2.-3. Jahrhunderts her, sonderte innerhalb der Stadt funktionelle Regionen ab und bestimmte an Hand der natürlichen geologischen Geländegegebenheiten die Ausdehnung der Stadt (POCZY 1983/1, PÓCZY 1986/2, PÓCZY 1994). (Abb. 1.) András Mócsy gab mit seinen Forschungen die - für das ganze Imperium gültige - Hauptrichtungen der Entwicklungsgeschichte der Canabae vor. Er unterschied drei große Perioden: den Zeitraum der frühen Besetzung, den Ausbau des ständigen Legionslagers und schließlich die durch die severischen Heeresreformen erfolgten Veränderungen (MÓCSY 1953, MÓCSY 1967, MÓCSY 1972, MÓCSY 1990). Dank der in jüngster Zeit von Jenő Fitz durchgeführten Forschungen konnte die Datierung der römischen Militärbesetzung und Organisierung der Provinz Pannonién präzisiert werden (FITZ 1999). Péter Kovács trug in erster Linie zur Erforschung der Auxiliarvici und in diesem Zusammenhang mit neuen Aspekten zur Problematik der Canabae und des militärischen Territoriums bei (KOVÁCS 1999/1, KOVÁCS 2000/1). Alle diese Beiträge konkretisieren die in den letzten dreißig Jahren im Großraum Óbuda gemachten Grabungsbeobachtungen. Die Siedlungsstruktur des 1. Jahrhunderts Im Zeitalter der römischen Besetzung bzw. Provinzbildung (iulisch-claudische Zeit) ist an den strategisch wichtigen Punkten theoretisch mit Militärpräsenz und in einem Teil des Gebietes mit militärischem Territorium zu rechnen. Vorerst haben wir einfach zu wenig Informationen über diesen Zeitraum, und die neuesten Ergebnisse sind noch unveröffentlicht. 2 Das erste bekannte Auxiliarkastell wurde zur Zeit Vespasians gegründet (Aquincum 1986), und unter Domitian stationierte man in dem Raum bereits eine Legion. 3 Über die schon lokalisier2 S. dazu noch den Abschnitt „Eraviskersiedlungen im Raum Aquincum" (5.1.). 3 S. dazu noch den Abschnitt „Die Militäranlager von Óbuda" (5.2.1.2.). ten und verifizierten Militäranlage hinaus ist mit den prägnanten flavischen Siedlungsresten eine Gruppe von Funden in Beziehung zu setzen, die neben den Merkmalen italischer Importe und der frühen Gebrauchskeramik provinzialrömischen Typs auch noch starke keltisch-eraviskische Traditionen bewahrt haben. Diese Materialgruppe wurde zuerst in unmittelbarer Umgebung des Legionslagers entdeckt, dem am besten erforschten Gebiet (T. NAGY 1973, PÓCZY 1976/1), 4 weshalb die frühere Forschung einen schrittweisen Ausbau der Canabae vermutete (MÓCSY 1972, T. NAGY 1973, LÁNYI 1990/1). Heute ist die Ausdehnung der flavischen Siedlungserscheinungen nahezu über das ganze Gebiet der späteren Militärstadt bekannt, im nördlichen Teil bis zur heutigen Hévízi út (PÓCZY 1976/1, PÓCZY 1984/1), am westlichen Stadtrand bis zur Linie der heutigen Vályog utca, südwestlich bis zur Straßenecke Tímár utca-Beszterce utca (MADARASSY 1998/1, MADARASSY 1999/3), südlich bis zur Linie des Militäramphitheaters und auch vom Gebiet des im 2.-3. Jahrhundert belegten Territoriums. Erschwert wird die genauere Eingrenzung der frühen Besiedlung durch den Umstand, daß die römischen Bauvorhaben, größeren Flurbereinigungen bzw. Planierungen in der Umgebung des Legionslagers im Allgemeinen mit einer Anhebung des Bodenniveaus einhergingen, während man die Geländeangleichung im westlichen Teil der MÜitärstadt in denselben Perioden durch das Senken des Bodenniveaus gelöst hat. Die archäologischen Straten im Südwesten, südlich der Linie der heutigen Tímár utca, fielen im 19. Jahrhundert den Lehmgruben der Ziegelfabrik, sowie der Bautätigkeit zum Opfer (MADARASSY 2000/1). Die Objekte vom Ende des 1. Jahrhunderts - planierte Wohngebäude (T. NAGY 1973, 115), Details von Wirtschaftsgebäuden, zumeist 4 Unpublizierte Grabung von I. Wellner 1966, 1967. S. dazu: A Budapesti Történeti Múzeum leletmentései és ásatásai az 1966-1970-es években. (Die Rettungsgrabungen und Ausgrabungen des Historischen Museums der Stadt Budapest in den Jahren 1966-1970). BudRég 23 (1973) 264, Nr. 36-37.