Póczy Klára: Forschungen in Aquincum 1969- 2002 (Aquincum Nostrum 2. Budapest, 2003)

5. Die neuen Ergebnisse der topographischen Forschungen - 5.3. Militärstadt - 5.3.1. Die Canabae legionis (Orsolya Madarassy)

5.3.1. DIE CANABAE LEGIONIS Bevor wir zur eingehenden Behandlung der Canabae von Aquincum kommen, soll zunächst der Begriff geklärt werden. Topographisch gese­hen bezeichnet man das von der Donau und den Straßen Bogdáni út - Hévízi út - Bécsi út - Nagyszombat utca begrenzte Gebiet im III. Stadtbezirk in Budapest als Militär Stadt, und in diesem Sinn wird die Bezeichnung, ohne Rück­sicht auf den Bebauungscharakter des Raumes, im ganzen Zeitraum der Römerherrschaft benutzt. Historisch dagegen ist die allgemein unter dem Namen canabae bekannte, im Umkreis des Legi­onslagers errichtete Siedlungsform zu einem bestimmten Zeitpunkt entstanden, wurde dann den Wandlungen der imperialen Politik bzw. dem gerade aktuellen römischen Stadtordnungssystem gemäß mehrfach umgebaut, und im Laufe dieser Umbauten hat sich immer auch die Ausdehnung, der Charakter und die innere Einteilung der Sied­lung verändert. Das folgende Kapitel behandelt die Militärstadt genannte territoriale Einheit, wobei wir uns stets bemüht haben, den Unterschied zwischen der topographischen (Militärstadt) und historischen (canabae) Bezeichnung zu veran­schaulichen. Forschungsgeschichte Die Forschungsgeschichte der Militärstadt fußt seit Beginn der Ausgrabungen bis in die Gegen­wart auf den jeweils aktuellen Forschungsergeb­nissen des Legionslagers, da das Legionslager und die dieses umgebende Siedlung, die Canabae, immer als Einheit betrachtet wurden. Ende des 19. Jahrhunderts, als das erste zusammenhängen­de Siedlungsdetail aus Aquincum (tatsächlich auf dem Gebiet der Zivilstadt) zum Vorschein kam, brachte man es sofort in Zusammenhang mit der Canabae des Legionslagers (KUZSINSZKY 1889). In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts unter­schied man bereits zwischen der Zivilstadt und der Militärstadt in Óbuda, doch es gab noch zu wenig Informationen, um die Gebäude des Legi­onslagers und der Canabae absondern zu können (L. NAGY 1942/1). Vom Ende der vierziger bis zum Anfang der siebziger Jahre wurden an meh­reren voneinander entfernten Punkten in Óbuda Ausgrabungen und Notgrabungen durchgeführt. Die Ergebnisse dieses Zeitabschnitts haben János Szilágyi (SZILÁGYI 1968) und Tibor Nagy (T. NAGY 1973) zusammengefasst. Zwischen 1972 und 1984 kam es in Verbin­dung mit dem Bau neuer Wohnsiedlungen in Óbuda sowie dem Umbau der Árpád-Brücke erneut zu einer Welle von Rettungsgrabungen, die mit weiteren topographischen Informationen zur Ergänzung des Budes beitrugen. Der Schwerpunkt lag auf der Erforschung der Militärlager. Damals wurden das Legionslager des 2. und 3. Jahrhun­derts (PÓCZY 1976/1, PÓCZY 1984/1) und des­sen innere Gliederung (PÓCZY-NÉMETH-SZIR­MAI-KOCSIS 1986) sowie die Lage, Bauten und Zusammenhänge der spätrömischen Festung des 4. Jahrhunderts bekannt (PARRAGI 1976/1, KÉRDŐ 1976, FACSÁDY 1976), und auch die MÜitärStadt konnte eingegrenzt werden. Im Gebiet der Canabae boten sich nur Möglichkeiten zu kleineren Rettungsgrabungen, eventuell zur par­tiellen Freilegung eines bedeutenderen Gebäudes (WELLNER 1969, BERTALANNÉ 1976/1, PAR­RAGI 1991, SZIRMAI 1991/1). 1 Die Ergebnisse der mosaikartig verstreuten Ausgrabungen fasste Klára Póczy zusammen. Aus der Struktur, dem Straßennetz und der Periodisierung des Legions­lagers des 2. und 3. Jahrhunderts leitete sie das 1 Unpublizierte Ausgrabung von K. Póczy 1976, Plan 4, Nr. 9.

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