Budapest Régiségei 37. (2003)
Siklósi Gyula: Zwei Kirchen mit zentralem Grundriss aus dem Komitat Fejér = Két centrális alaprajzú templom Fejér megyéből 167-184
GYULA SIKLÓSI gestiftete gotische Kapelle („Ossarium"). Zu diesem Schiff gehörten die von Alán Kralovánszky bzw. von uns freigelegten Steingräber (insgesamt sechs), derentwegen man die Mauern der früheren Vierpaßkapelle weggeräumt hatte. Die um 1741 entstandene Darstellung zeigt zwischen den beiden Türmen nur noch den gotischen Chor, obwohl es höchstwahrscheinlich auch vom Chor eine frühere Bauperiode gab. Auf der nördlichen Chorseite stand die gleichfalls 1478 erbaute, seither nicht einmal mehr in Spuren aufzufindende Sakristei. Die an der Stelle der aller Wahrscheinlichkeit nach von Fürst Géza gegründeten Vierpaßkapelle errichtete Kirche mit östlichem Turmpaar war ursprünglich gewiss einschiffig. An die mit zwei Nebenschiffen erweiterte Kirche baute man 1478 die Hensel Kapelle und die Sakristei an. Gewiss ist auf Grund ihrer Fenster mit Steingitter aber auch, dass in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts ebenfalls an der Kirche gebaut wurde, vielleicht die Nebenschiffe. Eindeutig jedoch ist im Gegensatz zur Meinung von Alán Kralovánszky 61 auf jeden Fall, dass die an Stelle der St. Peter Kirche errichtete Bischofskathedrale - mit Ausnahme der Türme - nicht auf den Mauern der mittelalterlichen Kirche gründet. Möglicherweise hat ein Teil des bei den 1980-1983 durchgeführten Freilegungen im südlichen Teil der Bischofskathedrale zum Vorschein gelangten Werksteinmaterials zur St. Peter Kirche gehört. In der schutthaltigen Verfüllungsschicht der Gräben 6-10 bzw. in der Mauer des ehemaligen Brunnens und dessen sekundärer Bauperiode fanden wir zahlreiche zumeist aus dem 15. Jahrhundert stammende Schnittsteinfragmente; darunter einen bogigen Türrahmenstein mit Abkantung aus Sandstein, einen bogigen Türrahmenstein mit Abkantung und kreuzförmiger Passkante, eine Säulenbasis, ein Detail von einem oktogonalen Säulenschaft, Rahmensteine eines Fensters, ein Fensterfragment mit Kehle und Plinthe, einen Fenstereckstein, einen Fenstersturz, eine Rippe mit Kehle und Plinthe, zwei Rippendetails sowie zwei weitere Rippendetails mit Rundstab und den dazugehörigen Sturzfragmenten. 62 DAS ZUR ST. PETER KIRCHE GEHÖRENDE PFARRHAUS Auf die mittelalterliche Existenz des Pfarrhauses deuten lediglich die Stadtgrundrisse von 1689 und 1691 hin. Auf diesen sieht man an der Südseite der 6 ' BÁNKI 1971.166. 61 Székesfehérvár SZIM, Inv Nr.: 80.40, 8.52, 80.54, 80.100-102, 80.104, 80.107-108, 80.442, 80.444, 80.446-447, 80.449^50, 83.64. St. Peter Kirche einen U-f örmigen Bau, dessen östliche und westliche Abschlussmauer mit dem Chor bzw. der westlichen Abschlussmauer der Kirche auf einer Linie standen. 63 Alán Kralovánszky fand 1968 in den Gräben XIII und XXIV an der Südseite der Bischofskathedrale einen nordsüdlich verlaufenden Mauerrest. Das zu dem gefundenen westlichen Mauerrest gehörende, dessen Fortsetzung bildende Mauerdetail bzw. Reste davon legten wir bei den Rettungsgrabungen 1980-1985 in einem Such- und einem Leitungsgraben frei. Diese Mauerreste hatten zur östlichen Mauer des Pfarrhauses gehört, während der von A. Kralovánszky östlich davon, also östlich von der Ostmauer des Pfarrhauses, gefundene Mauerrest schon zu einem der Häuser der hier verlaufenden Gasse 64 gehört haben dürfte. Lajos Martinus ließ das Pfarrhaus zwischen 1688 und 1690 mit Schindeln decken, aber auch die Maurer müssen damals an dem Gebäude tätig gewesen sein. Das Haus bekam neue Fenster und einen neuen Fußboden. Martinus erwähnt mehrere Zimmer, die neue Steineinfriedung, den auf dem Hof stehenden Brunnen sowie den Kammerstuhl (Abtritt) des unterkellerten Gebäudes. Der Kammerstuhl der türkischen Schreiber stand unter dem Fenster des Altenzimmers der Pfarrei. Weiters geht aus der Beschreibung hervor, dass zu dem Haus ein kleiner Garten gehörte, davor lag damals ein leeres Grundstück. 65 Nach den Stadtgrundgrissen von 1720 und 1738 zu urteilen hatte man das Haus zu dieser Zeit wahrscheinlich schon abgerissen. 66 Da der Chefingenieur des damaligen Stadtrates von Székesfehérvár die Auszahlung der für die Freilegungen bereitgestellten Gelder und damit die Rettungsgrabungen 1980-1985 einstellen ließ, konnten wir unsere Suchgräben, die an einigen Stellen schon eine Tiefe von 200 m erreichten, nicht beenden. In den aufgedeckten dicken, schutthaltigen Verfüllungsschichten, die sich vermutlich mit der Verfüllung des ehemaligen Kellers vermischt hatten, fanden wir reiches Werksteinmaterial vor, von dem ein Teil zum Pfarrhaus, viele Fragmente allerdings auch zur St. Peter Kirche gehört haben dürften (12/l./l./b). DIE ZUR ST. PETER KIRCHE GEHÖRENDE SCHULE Nach László Mezey stand neben der St. Peter Kirche eine der namhaften Schulen der Stadt. 67 Der Lehrbetrieb in dieser Schule wurde vermutlich auch ffl BÁNKI 197L 166; SZIM Adattár, Arany J. u. 5-7. M Stadtgrundriss von 1689: SIKLÓSI 1988. 221-251 65 MÓRA 1972. 213-217. 66 SIKLÓSI 1988. 221-251. 67 MEZEY 1972. 21-26, 32. 172