Budapest Régiségei 36. (2002) – In memoriam Rózsa Kalicz-Schreiber (1929-2001)

Endrődi Anna: Rózsa Kalicz-Schreiber (1929-2001) ; Die Publikationsliste von Rózsa Kalicz-Schreiber in chronologischer Reihenfolge 7-10

BUDAPEST RÉGISÉGEI XXXVI. 2002. ROZSA KALICZ-SCHREIBER (1929-2001) Frau Dr. Kalicz, geb. Rózsa Schreiber, wurde am 12. März 1929 in Budapest geboren. Im Jahre 1955 erwarb sie an der Eötvös-Lorand-Universität das Diplom in den Fächern Archäologie und Muséologie. Anschlie­ßend war sie von 1954 bis 1955 Praktikantin im Bu­dapester Historischen Museum. Von 1955 bis 1957 ar­beitete sie als Referentin für Museumswesen in der Abteilung Volksbildung des Rates der Hauptstadt Budapest. Von 1957 an bis zu ihrer Pensionierung war sie am Budapester Historischen Museum tätig; zu­nächst als Archäologin, und später wurde sie als wissenschaftliche Hauptmitarbeiterin mit der Erfor­schung der Urgeschichte von Budapest und seiner Um­gebung betraut. Von 1954 an leitete sie im Gebiet der Hauptstadt viele Rettungs- und Plangrabungen. In den 60er und 70er Jahren standen fast alle prähistorischen Freilegungen des Budapester Historischen Museums unter ihrer Leitung. Im Laufe ihrer Grabungstätigkeit zwischen 1954 und 1960 (Budapest XVII. Bezirk, Rákoshegy; XV Bezirk, Rákospalota; XIII. Bezirk, Tüzer-Straße; XL Bezirk, Fehérvári út) bereicherte sie die prähistorische Sammlung des Museums nicht nur durch urgeschicht­liche, sondern auch durch Funde aus der Völkerwan­derungszeit. Die Richtung ihrer künftigen Forschun­gen jedoch entschied sich grundsätzlich mit dem Mate­rial ihrer ersten Rettungsgrabung (1954) in der früh­bronzezeitlichen Siedlung von Budafok. Von diesem Zeitpunkt an bedeutete die Bronzezeitforschung ihr wichtigstes Wirkungsfeld. Sie führte Rettungs- und Plangrabungen in den nördlichen und südlichen Bezir­ken der Hauptstadt bzw außerhalb dieses Territoriums durch. Hierbei gelang es ihr, die erste Siedlung der ältesten Phase der Transdanubischen Linienbandkera­mik in Budapest, mehrere Ansiedlungen und Bestat­tungen der frühbronzezeitlichen Makó-Kultur bzw der Glockenbecher-Csepel-Gruppe und nicht zuletzt das größte Gräberfeld der spätbronzezeitlichen Urnen­felderkultur freizulegen. Die in diesen Siedlungen und Nekropolen zum Vorschein gelangten Funde bilden bis heute das Stammaterial der prähistorischen Sammlung des Budapester Historischen Museums. Außerhalb von Budapest führte sie in den Jahren 1962/1963 in Szigetszentmiklós-Felsőtag und 1968 in Diósd-Mész­köbánya Rettungsgrabungen durch, bei denen früh­und mittelbronzezeitliche Gräber bzw frühbronze­zeitliche Siedlungsspuren erschlossen wurden. Doch als ihr engeres Forschungsgebiet betrachtete sie stets die Frühbronzezeit der Hauptstadt. Rózsa Kalicz­Schreiber hat sich eingehend mit den typologischen und chronologischen Fragen der Östlichen Gruppe der ungarischen Glockenbecherkultur bzw. der früh­bronzezeitlichen Entwicklung von Budapest beschäf­tigt. Die Bezeichnung dieser Gruppe, die sich als Glo­ckenbecher-Csepel-Gruppe in der archäologischen Fachliteratur einbürgerte (1973), ist eng mit ihrem Na­men verbunden. Besonderes Augenmerk richtete sie im Laufe der Forschungen auf die Vermittlerrolle zwi­schen dieser in Budapest und Umgebung verbreiteten Gruppe mit ihrer lokalen Verwurzelung - Makó- und Somogyvár-Vinkovci-Kultur - und ihrer Widerspiege­lung in den nordbalkanischen kulturellen Beziehungen. In ihren Grabanalysen wies sie auf jene typologischen Merkmale hin, durch welche die Gliederung in die äl­tere und jüngere Phase der Kultur möglich wurde. Die neuesten Ausgrabungen haben den Beweis für diese Feststellungen erbracht. Darüber hinaus führte Rózsa Schreiber zahlreiche Rettungs grab ungen durch, die wichtige Informatio­nen zu mehreren Etappen der Bronzezeit lieferten, wodurch Budapest und seine Umgebung zu einem der bestimmenden Zentren der ungarischen Bronze­zeitforschung wurde. Sie befaßte sich auch mit den religionsgeschicht­lichen Fragen der Frühbronzezeit. So unter Anderem mit der im Bestattungsritus der Nagyrév-Kultur ent­deckten Duplizität bezüglich des Skelettgrabes von Szigethalom auf der Csepel-Insel, mit der Darstellung und Deutung des als Weltschöpfung interpretierten Mythos auf dem Gefäß der späten Nagyrév-Kultur aus der Pannonhalmi utca sowie mit den anderen sym­bolischen Funden und Befunden der Nagyrév-Kultur. Über die besonderen Funde im botanischen Garten von Soroksár publizierte sie Analysen der Kultgru­ben und deren Parallelen. In den 70er Jahren sind die Freilegung und Pub­likation der Siedlungs- und Grabfunde der Hügel­gräberkultur in Rákoskeresztúr, auf dem Gelände der LPG Óbuda, und die Rettung des zum spätbronze­zeitlichen Koszider-Horizont gehörenden Grabfundes in der Jászberényi út mit ihrem Namen verbunden. Den Höhepunkt ihrer Forscherlauf bahn bedeutete die Freilegung der 478 Gräber des früh- und spätbronze­zeitlichen Gräberfeldes von Békásmegyer. Unter den bekannten Gräberfeldern dieser Periode vertreten die hiesigen 150 Gräber der Glockenbecher-Csepel-Grup­pe den Bestattungsort mit der größten Gräberzahl sowohl in Budapest als auch in ganz Mitteleuropa. Dort gelang es, in der Nekropole der Vál-Gruppe der spätbronzezeitlichen Urnenfelderkultur 324 Brand­gräber freizulegen, die im mitteleuropäischen Kon­text einzigartige Funde zutage förderten. In den aus­7

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