Budapest Régiségei 36. (2002) – In memoriam Rózsa Kalicz-Schreiber (1929-2001)

Endrődi Anna: Rózsa Kalicz-Schreiber (1929-2001) ; Die Publikationsliste von Rózsa Kalicz-Schreiber in chronologischer Reihenfolge 7-10

BUDAPEST RÉGISÉGEI XXXVI. 2002. führlichen Vorberichten zum spätbronzezeitlichen Gräberfeld publizierte sie die Funde und hob ihre erst­rangige religionsgeschichtliche Rolle hervor (1991, 1996,1997). Vorwiegend in fremdsprachigen Publikationen untersuchte Rózsa Kalicz-Schreiber die Siedlungsver­hältnisse und Bestattungssitten der Bronzezeit sowie die wirtschafts- und gesellschaftshistorischen Bezie­hungen dieser Epoche. Ihr größter wissenschaftlicher Erfolg ist es, dass mit Hilfe der frühbronzezeitlichen Siedlungs- und Gräberfeldfreilegungen auf der Cse­pel-Insel und in Békásmegyer die kulturelle (und eth­nische) Rolle Südost- und Mitteleuropas in der bronze­zeitlichen Entwicklung des Budapester Gebietes fest­gestellt werden konnte. Die Ergebnisse ihrer jahrzehntelangen Forschungs­stätigkeit sollten sich in den Monographien „Die Früh­bronzezeit von Budapest" und „Das spätbronzezeit­liche Gräberfeld von Békásmegyer" niederschlagen. Doch durch ihr Ableben im Jahre 2001 blieben diese Publikationen unvollendet. Über ihre Forschungsergebnisse hat Rózsa Kalicz­Schreiber auf zahlreichen in- und ausländischen Kon­ferenzen berichtet. Sie machte die frühbronzezeit­lichen, in erster Linie der Glockenbecher-Csepel-Grup­pe angehörenden Funde von Budapest und die spät­bronzezeitlichen Grabfunde von Békásmegyer europa­weit bekannt. Erstmals hielt Rózsa Kalicz-Schreiber 1966 in Sze­ged auf einer internationalen Konferenz sowie 1971 beim Internationalen Prähistorischen Kongress von Belgrád Vorträge. Ihnen sollten 25 weitere folgen, von denen die Folgenden hervorzuheben sind: Krakau, frühbronzezeitliche Konferenz (1973); Freiburg-Ober­ried, Glockenbecher-Symposium; Novi Sad, früh­bronzezeitliche Konferenz (1974); Budapest-Velem (1977), Internationale Frühbronzezeitliche Konferenz (deren Organisatorin sie war); Verona-Lazise (Italien, (1977, 1980, 1992); weiters Novi Sad-Vrdnik (1982), Konferenzen über Kupfer- und Frühbronzezeit. Die Vorträge wurden veröffentlicht. Des weiteren nahm Rózsa Kalicz-Schreiber an den Neolithikum-Konferen­zen von Poysdorf (Österreich) teil und berichtete 1983 über die Ausgrabung in Aszód und 1995 über die neolithische Siedlung in der Aranyhegyi utca (Buda­pest). Auf der Internationalen Bronzezeit-Konferenz 1996 in Herzogenburg (Österreich) konnte sie nicht mehr persönlich anwesend sein, doch stellvertretend für sie ihr Vortrag. Danach erlaubte es ihr ihr Gesund­heitszustand nicht mehr, an Veranstaltungen im Aus­land teilzunehmen. An den Universitäten bzw Archäologischen Insti­tuten von Halle, Erlangen (1974), Amsterdam (1977) und West-Berlin (1987) hielt sie Vorträge über die früh­bronzezeitlichen Funde von Budapest und das Grä­berfeld von Békásmegyer bzw. über die chronologis­chen Fragen der Frühbronzezeit. Im Budapester Historischen Museum nahm sie an der Organisation mehrerer Ausstellungen teil. Die erste stand unter dem Motto „Das prähistorische Budapest" und wurde 1955 eröffnet. Im Anschluss an die internationale Konferenz Budapest-Velem organ­isierte sie eine thematische Sonderausstellung in der Archäologischen Abteilung des Museums (1977), 1968 und zuletzt 1997 nahm sie an der Konzipierung der ständigen Ausstellung des Museums teil. Für besonders wichtig hielt es Rózsa Kalicz-Schreiber, dass die Bewohner in der Nachbarschaft ihrer archäo­logischen Forschungsstätten die prähistorische Ge­schichte ihrer engeren Umgebung kennenlernen. Die­sem Bestreben dienten die durch Ausstellungen ergänz­ten populärwissenschaftlichen Vorträge im Rathaus von im Csepel (1961), im Museum von Pesterzsébet (1962) und in Szigetszentmiklós (1968). Von 1961 bis 1963 leitete sie den heimatkundlichen Zirkel im Arbeiterwohnheim von Csepel. In Anerkennung ihres Schaffens erhielt sie 1976 eine Belobigung des Kultusministers und 1987 die Auszeichnung „Für die Sozialistische Kultur". Ein ständiges Anliegen neben ihrer museologischen Tätigkeit war es Rózsa Schreiber, den jüngeren Archä­ologengenerationen ihre praktischen und wissenschaft­lichen Erfahrungen weiter zu vermitteln. Ihre vielseitige und anregende Persönlichkeit und ihr Humor machten die von ihr geleiteten archäologischen Grabungen allen unvergesslich, selbst wenn die äußeren Umstände oft recht misslich waren. Mehr als drei Jahrzehnte war sie im Budapester Historischen Museum tätig. Während dieser Zeit legte sie auf die Inventarisierung, Systema­tisierung und Konservierung bzw Restaurierung des archäologischen Materials besonderen Nachdruck. Dieses Material liât seither seinen würdigen Platz im Museum von Aquincum gefunden. Der Tod von Rózsa Kalicz-Schreiber ist ein unersetz­licher Verlust nicht nur für die ungarische, sondern für die gesamte europäische Archäologie. Anna Endrődi 8

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