Budapest Régiségei 36. (2002) – In memoriam Rózsa Kalicz-Schreiber (1929-2001)

Nagy Margit: Die gepidischen Adlerschnallen und ihre Beziehungen = A gepida sasos csatok és kapcsolataik 363-392

BUDAPEST RÉGISÉGEI XXXVI. 2002. MARGIT NAGY DIE GEPIDISCHEN ADLERSCHNALLEN UND IHRE BEZIEHUNGEN FORSCHUNGSGESCHICHTE Die an der entgegengesetzten Seite des Schnallen­bügels mit einem Adlerkopf geschmückten Schnallen sind - nach unseren gegenwärtigen Angaben - von Südfrankreich bis Kertsch bzw von Nordpolen bis Dalmatien unter den Schmuckgegenständen der ost­germanischen Frauentracht (Gépiden und Krimgoten) des 5.-6. Jahrhunderts anzutreffen. Die bis 1959 bekannt gewordenen Exemplare hat Mircea Rusu zusammengestellt. Da 29 der insgesamt 42 pub­lizierten Schnallen auf der Krim und in Kertsch zum Vorschein kamen, gelangte er nach der Systema­tisierung zu dem Schluss, das Herstellungszentrum der Adlerschnallen sei hier zu suchen und die Unter­schiede zwischen ihnen könnte man mit der abwei­chenden Praxis der verschiedenen Werkstätten am Bosporus erklären. 1 In einer 1968 erschienenen Zusammenfassung ergänzte Zdenko Vinski die Arbeit von Rusu mit der Publikation weiterer Exemplare. 2 Die ersten gepidischen Adlerschnallen tauchten in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts aus Kisjenő/Szamosjenő in Siebenbürgen 3 und später dann in zwei Gräbern des Gräberfeldes Szentes-Nagyhegy auf. Dezső Csallány hielt die Letzteren für typisch gepidische Funde, in deren Motivschatz - neben dem in der germanischen Glaubenswelt verehrten Adler ­auch das wichtigste Symbol des Christentums, das Kreuz, erschien. 4 Die Herstellung der Schnallen datierte Csallány in die zweite Hälfte des 6. Jahrhun­derts und bestimmte daher auch das Gräberfeld von Szentes-Nagyhegy als frühawarenzeitlich. 5 Die den Schnallen von Szentes sehr nahestehende Schnalle aus dem ostpolnischen Alt-Kossewen sah als erster Joachim Werner für ein gepidisches Erzeugnis an, 6 das auf der Bernsteinstraße an die Ostseeküste gelangt war. Diese Meinung hielt Werner später auch in seiner Abhandlung über die Funde von Taurapilis aufrecht. 7 Ilona Kovrig bestimmte die Adlerschnallen der Theißgegend - bei der Behandlung der Exemplare von Szolnok-Szanda - als Arbeiten einer selbständigen, lokalen Metallwerkstatt. 8 Obwohl Rusu die Möglichkeit 1 Rusu 1959. Frühere Literatur: GÖTZE 1907; MATZULEVIC 1933. 2 VINSKI1968. 3 BUDAY 1908. 65; Rusu 1959. 489490. 4 CSALLÁNY 1941.143. 5 CSALLÁNY 1941.142; CSALLÁNY 1961. 328, 333. 6 WERNER 1950.167. 7 WERNER 1977. 90, 92, Anm. 13. 8 KOVRIG1957. 308. einer in der Theißgegend tätigen Werkstatt nicht akzep­tierte, 9 hielt auch Kovrig an ihrer Meinung fest. 10 Ein entscheidender Wandel in der Herkunftsfrage und Chronologie der Adlerschnallen trat ein, als die Systematisierung von Anatolij Ambroz die Chronolo­gie des Materials aus dem Gräberfeld von Suuk-Su klärte. Dieses auf der Analyse der Grabkomplexe bzw Verbindung der Fundtypen basierende chronolo­gische System erlangte für die Gräberfelder von Kertsch und der Krim allgemeine Gültigkeit. Ambroz wies an Hand der Untersuchung des Stils der Funde darauf hin, dass die frühesten Kertscher Schnallen Nachahmungen gotischer und gepidischer Schmuck­stücke, das heißt nach donauländischen Vorbildern und somit später als diese entstanden sind. Wie aus seiner Analyse hervorgeht, ist die Situation in Bezug auf die Krim und Kertsch im Falle der Adlerschnallen die gleiche wie bei den großen Blechfibeln: die For­men der Schmuckgegenstände bildeten sich im Mit­teldounauraum heraus und gelangten von hier zur Bevölkerung der Schwarzmeer-Halbinseln. Ambroz' typologische Untersuchungen und seine Schnal­len-Chronologie bestätigten den Gehalt der Wahrneh­mungen von Bernhard Salin, dem als erstem schon 1904 bei einer bestimmten Gruppe der Schmuckge­genstände des 5.-6. Jahrhunderts auf Grund des Stils und der Ausführung die Priorität des provinzial­römische Traditionen fortsetzenden donauländischen Goldschmiedehandwerks auffiel. 11 Genau zu dieser Gruppe gehören die mit Raubvögeln und Vogelköpfen verzierten Schnallen bzw. Fibeln. In Kenntnis der neuen Chronologie der südrussischen Adlerschnallen fasste István Bona 1974 die Frage der gepidischen Adlerschnallen zusammen, wobei er die Selbständig­keit der Gruppe der Theißgegend unterstrich, den pontischen Ursprung der Schnallen aber nicht in Zweifel zog. 12 Mit der Analyse des Materials der neuerdings auf der Krim freigelegten und publizierten Gräberfelder hat die Forschung die Chronologie von Ambroz bekräftigt bzw im Detail präzisiert. 13 Betreffs der 9 Rusu 1959. 515, Anm. 63. 10 KOVRIC1979. 129. 11 SALIN 1904. 197-204; AMBROZ 1968. 14-16; AMBROZ 1970. 74; AM­BROZ 1988. 10-11. Wies die Hypothese zurück: BONA 1991/1993. 227. 12 BONA 1974/1976. 57-59; BONA 1979. 20-21. "AJBABIN 1990. 32-34; KAZANSKI 1999. 96-97; CHAIREDINOVA 2000. 91. 363

Next

/
Thumbnails
Contents