Budapest Régiségei 36. (2002) – In memoriam Rózsa Kalicz-Schreiber (1929-2001)

Nagy Margit: Die gepidischen Adlerschnallen und ihre Beziehungen = A gepida sasos csatok és kapcsolataik 363-392

MARGIT NAGY Adlerschnallen ist heute bereits unumstritten, dass die frühesten von Kertsch bekannten Exemplare (Streufund Kertsch und Kertsch 1904, Grab 152) ab der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts aus dem unter gepidischer Oberhoheit stehenden Siebenbürgen bzw den dalmatischen und italischen Gebieten der Ostgoten auf die Schwarzmeer-Halbinseln gelangt sind, wo lokale Meister den Schnallentyp noch min­destens hundert Jahre anfertigten und ihre eigenen Varianten gestalteten. Michael Kazanski ordnete die im ersten Drittel des 6. Jahrhunderts von den Gépiden auf die Krim gelangten frühesten Schnallen den West­kontakten Kertschs zu. Das Auftreten des donau­ländischen Typs der AdlerschnaUen sowie des von Rusu für den frühesten gehaltenen Schnallentyps Bosporus band Kazanski an die von Justinianus auf dem kimmerischen Bosporus angesiedelten gotischen Splittergruppen. Auf ihren Einfluss erschienen im Krimgebiet die die balkanisch-germanische Tradition bewahrenden Schmuckgegenstände. 14 Anna Haralambieva publizierte jüngst mehrere Fibeln sowie zwei mit Adlerkopf und eine mit Vogelkopf verzierte Schnallen, die sich mit den schon unter den Hunnen im byzantinischen Grenzgebiet angesiedelten Gépiden in Verbindung bringen las­sen. 15 Die wachsende Zahl der AdlerschnaUen be­gründet es, die typologischen Gruppen der gepidi­schen AdlerschnaUen, ihre territorieUe Verteüung, ih­re Verzierungsvarianten bzw. ihre TrachtroUe einmal zusammenzufassen. Eine grundlegende Frage ist, wo diese Form der PrunkschnaUen am frühesten auftrat und mit welchen Vorläufern man bei der Entstehung des Schnallentyps zu rechnen hat. HERKUNFT Was die Frage der Herkunft der gepidischen Adler­schnaUen anlangt, so kann die Situation, wie ich meine, auch heute nur in großen Zügen geklärt werden. Als Vorläufer der großen PrunkschnaUen sind die Vo­gelkopfschnaUen mit Edelsteineinlagen der ins mittlere Drittel des 5. Jahrhunderts zu datierenden Fundkom­plexe des Karpatenbeckens zu betrachten, 16 doch das Übergangsstadium ist gegenwärtig noch nicht bekannt. Der östiiche Ursprung des SchnaUentyps wird dadurch bestätigt, daß das quaUtätsvoUste Beispiel, eine goldene VogelkopfschnaUe mit Almandineinlagen, aus einer rei­chen Katakombe der nordkaukasischen Lermontovska­ja Skala stammt 17 (Abb. 1.1). Die kleinen SchnaUen wurden sowohl in der Män­ner-, wie der Frauentracht verwendet. Sie dienten ver­schiedenen Zwecken: als SchnaUen am Schuhwerk trug M KAZANSKI 1999. 99-101, Abb. 95. 3-5, Abb. 93.1, 4. is HARALAMBIEVA 2001. 457-458, Abb. 3. is Rusu 1959. 508-509; AMBROZ 1968. 17. 17 RUNIC 1976. 264, ris. 3.16; KAZANSKI 2001 399, Fig. 9. 5. man sie paarweise, zum AnschnaUen von Schwert oder Langsax und an der Tasche einzeln. Im Grunde blicken die Vogelköpfe der SchnaUenpaare in entgegengesetzte Richtungen; ein solches Schnallenpaar kam in Jánoshida, vermutlich in einem Frauengrab, ans Licht (Abb. 1. 3-4). Als Ausnahme gut das als SchuhwerkschnaUen best­immte SchnaUenpaar aus Grab 11 von Mözs, 10 wo beide Vogelköpfe in die gleiche Richtung bHcken (Abb. 1. 13-14). Die im österreichischen Sigmundsherberg und im Grab 3 von Wien-Leopoldau gefundenen SchnaUen dienten wahrscheinUch zum Anlegen des Waffengürtels (Abb. 1. 2, 10). Die Waffenbeigaben in den Vogelkopf­schnaüen enthaltenden Männergräbern der Kleinfried­höfe donauländisch-ostgermanischer Prägung waren das Langschwert und der Schmalsax. Diese Gruppe der Männergräber mit Waffen ist zeitgleich mit den Frauen­bestattungen vom Typ Laa an der Thaya, also ins zweite Drittel des 5. Jahrhunderts zu datieren. 19 Bei den kleinen Vogelkopf schnaUen aus Bronze (ein Silberexemplar kam bislang nicht zum Vorschein) kann man auf Grund der Kopfformen zwei Typen un­terscheiden. Zur ersten Gruppe (Typ von Jánoshida) gehören die SchnaUen mit Vogelköpfen mit kurzem Schnabel, rundem Auge und den Kopf ausfüllender Glaseinlage (Abb. 1. 2-11). An zwei SchnaUen (Szőny und Wien-Leopoldau) sind die Vögel mit geöffnetem Schnabel dargesteUt (Abb. 1. 9-10). In die Fassung des rechteckigen Schnallenbeschlags setzte man ein dunkelrotes Almandinplättchen ein; in einem FaU füU­ten die Fassungen BergkristaUplättchen aus (Ma­gyarcsanád-Bökény: Abb. 1. 7). Der Durchbruch der SchnaUe von Wien-Leopoldau hat die Form einer Doppelscheibe (Abb. 1. 10). Zum zweiten Typ (Typ von Mözs) gehören die Köp­fe mit längerem, stark gekrümmtem Schnabel 20 , bei denen man die Steineinlage zuweilen wegüeß, oder überhaupt Exemplare ohne Steineinlagen anfertigte (Mözs Grab 11, SchuhwerkschnaUen, Abb. 1.13-14). Typisch für die Gruppe ist der gerippte Hals und der in der Mitte durch eine kleine Vertiefung gegUederte Schnabel (Abb. 1. 12-14,16-18). Im Zusammenhang mit dem italischen Exemplar wies B. Salin darauf hin, dass diese Form der Vogelköpfe auf südgermanischem Ge­biet übHch ist; sporadisch kann ihr Vorkommen unter den nordgermanischen Funden des 5. Jahrhunderts beobachtet werden 21 (Abb. 1. 17). Den Übergang von «BONA 1991/1993. 283. WTEJRAL 1999. 262-264. Abb. 31-32. 20 Bestimmbar als Falke = Falco peregrinus: HARRISON-GREENSMITH 1999. 105. 21 SALIN 1904.197-198. Größe und Typ der zur 2. Gruppe gehörenden Vogelköpfe stimmen mit den Vogelköpfen des Gültlingener Beschlags überein: QUAST 1993. 90, Taf . 41 34. Vogelköpfe mit gerip­ptem Hals findet man noch auf Spatha-Scheidenrandbeschlägen mit Vogelkopfende aus dem 5. Jh., z.B. Velika Bakta: TEJRAL 1999. 270, Abb. 38. 2; Szirmabesenyő: BONA 1991/1993.156, Abb. 61 364

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