Budapest Régiségei 36. (2002) – In memoriam Rózsa Kalicz-Schreiber (1929-2001)

Jerem Erzsébet - Metzner Nebelsick, Carola: Eine außergewöhnliche Grabausstattung aus dem urnenfelderzeitlichen Gräberfeld von Sopron-Krautacker = Egy különleges síregyüttes a Sopron-krautackeri urnamezős temetőből 313-325

EINE AUßERGEWÖHNLICHE GRABAUSSTATTUNG AUS DEM URNENFELDERZEITUCHEN GRÄBERFELD VON SOPRON-KRAUTACKER siermesser ganz offensichtlich direkt dem Feuer ausge­setzt. Eine im Bestattungsvorgang besondere inhalt­liche Verknüpfung der genannten Beigaben ist auch daran abzulesen, daß alle drei dicht beieinander nie­dergelegt und zudem vermutlich in ein Tuch einge­schlagen waren, wie die durch die Restaurierung be­seitigten Gewebereste am Messer und Rasiermesser vermuten lassen (Abb. 2. 3-4; 4; 5. 1). Die den Status einer Kriegerbestattung demonstrierende Lanzen­spitze wurde dagegen unverbrannt aus dem Zentrum des Grabes gerückt niedergelegt und erhielt dadurch eine andere Wertigkeit als die übrigen Beigaben. DATIERUNG Für die Datierung des Grabes stehen mehrere An­haltspunkte zur Verfügung. Eher unsignifikant ist die Lanzenspitze (Abb. 2.1; 5. 2). Sie gehört zu einem lang­lebigen Typ, der darüber hinaus eine sehr weite Ver­breitung besitzt. J. Rihovsky rechnet ihn zur Grund­form B der Tüllenlanzenspitzen mit glattem Blatt und glatter Tülle. 6 Dieser Lanzentyp wird nach einigen mit­telbronzezeitlichen Belegen ab der frühen Urnenfel­derzeit verstärkt verwendet, in Mähren tritt er ge­häuft in der Periode HaBl auf (ebd. 13 Abb. 5). Das Rasiermesser (Abb. 2. 3; 4) gehört zum Typ Oblekovice nach A. Jockenhövel, 7 der nach dem Stück aus Grab 26 des eponymen Gräberfeldes in Mähren benannt ist und als Leitform der jüngeren Urnenfel­derzeit bzw. der Stufe HaBl gilt. Jockenhövel hatte sei­nerzeit eine weite geographische Streuung des Typs konstatieren können. Das Rasiermesser aus Sop­ron-Krautacker liegt dabei dem mährisch-nordslowa­kischen Verbreitungszentrum am nächsten. C. Weber übernimmt bei seiner Bearbeitung der Rasiermesser in Südosteuropa die Typenansprache Jockenhövels, unterscheidet jedoch mehrere Varianten. 8 Das Stück aus Sopron-Krautacker gehört zu der Variante mit trapezförmigem Fortsatz am Ringgriff. Sie kommt sowohl im mährisch-westslowakischen Raum als auch in Slowenien vor und beschreibt damit einen Kontakt­weg im weiteren Umkreis des Ostalpenraums und an­grenzender Gebiete. An der chronologischen Ein­schätzung des Typs Oblekovice hat sich auch durch die Neuvorlage Webers nichts geändert. Lediglich für das Exemplar aus dem reichen Schwertgrab Velika Gorica I/1911 9 wählt er eine jüngere Datierung, in die Stufe HaB2 nach H. Müller-Karpe. 10 Seine Argumen­te vermögen jedoch nicht zu überzeugen, da diese Stu­fe insbesondere in Südosteuropa nicht mit Inhalt zu füllen ist, wie auch in der jüngeren Forschung ver­« RlHOVSKt 1996. Taf . 1 ff. 7 JOCKENHÖVEL 1971 205 ff. 8 WEBER 1996. 234 ff.; Taf. 65 A. 9 VINSKI-GASPARINI 1973. Taf. 103. 10 MÜLLER-KARPE 1959; WEBER 1996. 239 schiedentlich anklang, 11 und selbst in einer nach Mül­ler-Karpe wichtigen Belegregion, in Niederbayern, nicht hinlänglich nachzuweisen ist. 12 Ältere Arbeiten wie das Hortfundkorpus von M. Petrescu-Dímbovifa (1978), auf das sich Weber für die Datierung des An­tennenschwertes aus Velika-Gorica in Nordkroatien bezieht, können hinsichtlich ihrer chronologischen Einteilung der HaB-Zeit als überholt betrachtet wer­den. Bereits P Schauer konnte überzeugend darle­gen, 13 daß die von Weber bezeichneten Antennen­schwerter wie auch jenes aus dem Schwertgrab von Velika Gorica in einem HaBl-zeitlichen Kontext zu sehen sind. 14 Wie bereits bei dem Rasiermesser stammen auch bei dem Griff dorn- oder Griff angelmesser (Abb. 2. 2; 5. la-b) die besten Parallelen aus Mähren. Die mar­kantesten Merkmale, die profilierter Klingengestal­tung und der rhombische Griffdornquerschnitt, las­sen sich am besten mit den Messern aus Grab 105 des Gräberfeldes von Klentnice oder den Gräbern 21 und 26 aus Oblekovice vergleichen. 15 Das Messer aus Klentnice 105 zeigt zwar eine noch stärkere Profilie­rung der Klinge, hat aber ebenso einen rhombischen Griff dorn, bei dem es sich insgesamt um ein seltenes Stilmerkmal handelt. Dieses Merkmal läßt sich bei den Messern aus Oblekovice nicht feststellen. Das be­reits als Parallele für das Rasiermesser genannte Grab Oblekovice 26 enthielt mit der Kombination von Ra­siermesser und Messer beide vom Typ Oblekovice eine mit dem Grab 127 von Sopron-Krautacker ver­gleichbare Typenauswahl. Die Keramik erweckt im Gegensatz zur Datierung der Metallfunde in die jün­gere Urnenfelderzeit bzw die Stufe HaBl sowohl in Sopron als auch in Oblekovice 26 einen altertümlichen Eindruck. Wir werden darauf zurückkommen. Mit der Zuweisung zu Stufe Klentnice II sieht Ri­hovsky den Messertyp in einer chronologischen Posi­tion, die mit den Stufe HaBl und HaB2 zu paralle­lisieren ist (ebd. Taf. 46). Aufgrund der übrigen Merk­male der Bestattung, der generellen Einwände bezüg­lich der Existenz einer Stufe HaB2, wie auch wegen der Gefäßformen besteht kein Anlaß, eine Datierung des Messers aus Grab 127 von Sopron-Krautacker in die HaBl-Zeit in Zweifel zu ziehen. Auch die Kolbenkopfnadel (Abb. 2. 2; 3) mit profilier­ten Rippen findet vor allem Parallelen in Mähren, wobei das feine geritzte Tannenzweigmuster unter­halb des gerippten Kopfes eine Besonderheit des Sop­roner Stückes darstellt. Kolbenkopfnadeln besitzen in 11 U.a. TERZAN 1990; METZNER-NEBELSICK 1994; 1996 c SCH0PPERl995 «SCHAUER 1971.175 f. 14 Zu den Schwertern und der rumänischen Hortfund-Problematik siehe auch METZNER-NEBELSICK 1994. 408 » RiHOVSK* 1972. Taf. 16,167; 20,223.224. 315

Next

/
Thumbnails
Contents