Budapest Régiségei 36. (2002) – In memoriam Rózsa Kalicz-Schreiber (1929-2001)

Ruttkay, Elisabeth: Das endneolithische Hügelgrab von Neusidel am See, Burgenland : zweite Vorlage, Teil 1., Die Fazies Neusiedl = Egy későneolitikus halomsír Nezsiderből (Neusidel am See, Burgenland) 145-170

ELISABETH RUTTKAY ging es zur Fundstelle. Die Fundstelle befindet sich in Süd­hange der Stadt Neusiedl am See, östlich der Straße Rich­tung Weiden am sogenannten Kalvarienberg. Der Kalva­rienberg selbst ist ein ziemlich gehobener Hügel, dessen Verlängerung der Hügelzug nach Weiden ist. Auf dem weit sichtbaren Hügelplateau, dessen Anfang der Kalvarienberg ist, erhebt sich am Kalvarienberg selbst ein zka 5 m im Umfange (sie!) mit 2 m Höhe kleiner alleinstehender Hü­gel. 8 Im Hügel selbst war bereits /eine/ 3.60 m im Durch­messer große 1.90 m tiefe Grube ausgehoben. 9 Die Erde dieses Hügels war reinste schwarze Humuserde - der ge­wachsene Boden dagegen rötlicher Schottergrund. Um die ausgehobene Erdmasse lag eine Menge mittelgroßer Steine, sonst war alles rein, von irgendwelchen Fundresten war weder in der Grube noch in der ausgehobenen Erde etwas zu bemerken. Der Oberleutnant teilte mir mit, daß man an dieser Stelle des Plateaus eine Flakstellung bauen will, dabei stieß man in 1.20 m Tiefe auf Scherben und eine Stein­decke (einzelne Steine, mittelgroß). Nach der Entfernung der Steine fand man in einer Tiefe von 1.50 m kleine Knochenteile - vermutlich eines Kindes, wüst durcheinan­der kleine Rippen + Rumpfknochen aber keine Kopf­knochen.' 10 Daneben lag ein kleiner Topf im Abstand von 10 cm, beschädigt. (Teile vorhanden.) Am Fuße des Knochen­häufchens Richtung O lagen Kohlenreste (vorhanden) dicht daneben lag ein Feuerstein ähnlicher Stein in Eigröße (vorhanden). Daneben lag noch ein kleiner spitzer, etwas geschliffener Knochen und etwas weiter entfernt eine kleine Tonkugel und Holzreste. Beim Weitergraben stieß man auf einen Tontopf, ohne vom Skelett noch etwas zu bemerken. Gleich daneben in gleicher Höhe (160 cm) fand man einen zweiten ähnlichen Topf der aber am Bauch + Henkel eine Verzierung trägt (beide Töpfe beschädigt), dicht daneben lag ein größerer Scherbenhaufen aufeinan­der geschichtet, die Reste (ev. vollständig) einer größeren Urne. (Diese Scherben sind dick und grob bearbeitet.) In einer Tiefe von 180 - 190 cm fand man ein Skelett. Das Skelett - eine Frau - (der Vertreter des Museums sah es am Bette des Oberleutnants genau aufgelegt) 11 lag in Rich­tung W - O Blick nach Osten, langgestreckt. Arme neben 8 Von hier stammt, wohl durch Verschreibung, die falsche Angabe des Hügelumfanges in allen folgenden Berichten und Publikatio­nen; richtiggestellt wurde dies erst durch Mitscha-Märheim in seinem Grabungsbericht. Tatsächlich besaß der Hügel einen Umfang von 56 m. 9 Die Handskizze zeigt einen zylindrischen Aufschluss. 10 Pittioni führt den Fund als „durcheinander gewürfelte Knochen angeblich menschlicher Herkunft (1947, 225), Bona als „beside scattered animal bones" an (BONA 1965. 41). Moderne Arbeiten sprechen über (vielleicht) zwei Bestattungen im Hügel mit getrennten Gefäßbeigaben (KAUS 1987; HAHNEL 1992. 87). 11 Diese spontane Geschlechtsbestimmung von Riedl für die im Zentralgrab ruhende Person wurde in der Literatur weiter ver­wendet, gelegentlich ergänzt, dass sie eine junge Frau gewesen sei. Pittioni begründet ihr weibliches Geschlecht mit den Beiga­ben. Die aktuellen Untersuchungen von M. Teschler-Nicola erga­ben, dass das Skelett männlich ist, von einem erwachsenen, eher älteren Mann. dem Körper gelagert, 12 der rechte Arm über den Bauch gelegt - die Hand hält ein Wirbel fest, (verworfen) Schädel stark beschädigt, Gebiß ziemlich gut erhalten, jedoch auf­fallende, ganz flache Zähne. Neben dem l. Ohr lag eine kleine Drahtspirale - es ist Gold - die zweite Spirale fand man r. in einer Entfernung von 50 cm. In der Halsgegend fand man kleine Kügelchen. (Der Obl. meinte, es seien Per­len - sind aber keine, sondern kleine Erdkügelchen - als weiteren Fund fand man noch 2-3 Pferdezähne. 13 An dem Skelett ist noch auffallend, daß der rechte Unterschenkel­knochen stärker ist als der linke. Der Fund wurde voll­ständig geborgen". (Abb. 2). 14 ' 15 3. DIE KONTROLLGRABUNG (1948) „Mit Rücksicht auf die Wichtigkeit des Fundes, der bisher in Österreich keine Parallele besitzt, und die Tat­sache, dass eine genaue Untersuchung des Fundkomplexes seinerzeit aus militärischen Gründen nicht möglich war, ergab sich die Notwendigkeit, eine Nachgrabung vorzuneh­men, um insbesondere den inneren Aufbau des Hügels kennen zu lernen. Diese erfolgte durch mich Ende Septem­ber 1948 mit Mitteln der burgenländischen Landesregie­rung" - schrieb in seinem Bericht vom 27. September 1948 Herbert Mitscha-Märheim, den er an das Bur­genländische Landesmuseum Eisenstadt, das Urge­schichtliche Institut der Universität Wien und an das Bundesdenkmalamt Wien verschickte. Es werden im weiteren Teile dieses Berichtes wörtlich wiedergegeben. Durch missliche Umstände im Orte, wodurch einheimische Arbeiter nicht aufzu­treiben waren, konnte der Ausgräber seinen ursprüng­u Anders bei PITTIONI 1947. 13 In einem der im Bundesdenkmalamt ehemals vorliegenden Berichte über das Hügelgrab in Neusiedl (Nr. IId-8-48/43, heute gibt es nur die Kopie in Eisenstadt) mit der Unterschrift „Land­schaftsmuseum Eisenstadt" ist zu lesen: „Links vom Schädel lag eine kleine Drahtspirale aus Gold, rechts in etwa 50 cm Entfer­nung die zweite. In der Halsgegend fanden sich Kügelchen aus Erde (?), weiters lagen noch zur Linken des Skelettes 2-3 Pfer­dezähne." In einem weiteren kompletteren Bericht (Nr. Bgug: IId-606^3/Dr. Pindur und IId-8^8) mit Handskizzen ohne Un­terschrift, heute in Kopien in Eisenstadt, liegt eine Lageskizze des Zentralgrabes vor: Skelett (wie beschrieben liegend), zwei Gold­spiralen, aber keine Pferdezähne. Separat erscheinen auf diesem Blatt, durch eine Sperrlinie eingefasst, die sonstigen Funde und Befunde des Hügels, die in der Tiefe von 150 cm zutage traten. Hier ist auch „Pferdezahn" angeführt (HAHNEL 1992. Taf. 6/4). Wir können demnach leider die tatsächliche Position der Pferde­zähne in diesem Hügel nicht mehr in Erfahrung bringen. 14 Aber nicht vollständig inventarisiert. Im Inventar buch des Lan­desmuseums sind nur die von Pittioni veröffentlichten Funde (zwei Goldringe, Trichterrandschale, zwei Tassen, Randstück eines Gefäßes, Amphore, Skelettreste) im Wortlaut der Publika­tion angeführt. Die für diese irrelevanten, unartifiziellen Funde sind darin nicht erfasst, auch nicht die Pferdezähne und die mehrfach erwähnten Tonkügelchen. 15 In diesem Bericht fehlen Angaben darüber, welche Erdbewegungen im Hügel gemacht wurden, bis man im Zentralgrab angekommen ist. Diese wurden erst von Mitscha-Märheim dargestellt (Abb. 3). 146

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