Budapest Régiségei 34. (2001)
STUDIEN = TANULMÁNYOK - Buócz Terézia: Ein Gefäß aus dem dionysischen Kreis 39-45
TERÉZIA BUOCZ EIN GEFÄß AUS DEM DIONYSISCHEN KREIS Während der seit mehreren Jahrzehnten durchgeführten Ausgrabungen in dem Járdányi Paulovics István Ruinengarten-Bischofsgarten in Szombathely (Komitat Vas, Ungarn) hat man nicht nur bedeutende Straßenflächen (Reste von Reichstraßen und städtischer Straßen), Teile der Stadtmauer und verschiedene Gebäudekomplexe (Heiligtum, Bad, Statthalterpalast, Zollhaus, Töpferwerkstatt) mit den zu ihnen gehörenden herrlichen Schmuckelementen (Mosaike, Marmorgesimse, Wandgemälde), sondern auch andere Funde ans Licht gebracht. Unter ihnen sind sehr viele, die - wegen ihrer Bedeutung -je einer eigenen Artikel benötigen würden. 1 In der nordwestlichen Ecke der Großen Straßenkreuzung im Ruinengarten gab es zur Zeit des alten Savaria eine berühmte Töpferwerkstatt (Abb. 1). In einem Raum des dazugehörigen Gebäudekomplexes, wo es auch einen kleinen viereckigen, gewölbten römischen Ofen gab, hat man auch ein ovalförmiges, gebranntes Tonmodellnegativ (Abb, 2) ausgegraben. Das Tonmodellnegativ wurde in einem kreisrunden, tonausgekleidet, stark durchgebrannten Objekt gefunden, wo sich auch eine Schotterschicht befand. Um das runde Objekt aus der stark durchgebrannten Schicht hat man viele Keramiken und einige Terrakotten gefunden. Ich wollte hier nur die sogenannte raetischen Gefäße erwähnen, die auf Grund der verpfuschten Exemplare hier hergestellt worden sind. Unter dem runden Objekt hat man zwei rot gebrannte, mit Holzkohle versetzte, äschige Lehmschichten gefunden, zwischen denen sich eine gelbe Lehmschicht befand. In der zweiten rot gebrannten Schicht fanden sich stark korrodierte Traianus und Hadrianus Münzen. Die eine Seite des ovalförmigen Tonmodellnegativs ist gewölbt, ihre Oberfläche ist grob ausgeebnet. Auf der anderen Seite des Tonmodellnegativs steht uns ein Silenos-Kopf gegenüber. Sein ermüdetes, alterndes Gesicht ist aufgedunsen. Die gewölbte, hohe Stirn ist von Runzeln zerfucht. Die stark gebogenen Augenbrauen sind zusammengezogen. Seine offenen Augen blicken träumerisch. In den Augen sind die Pupillen mit runden Einschnitten gekennzeichnet. Die dicke Stumpfnase scheint durch die Nasenlöcher tief zu atmen. Der leicht geöffnete weiche Mund ist durch den auf beiden Seiten herabhängenden Schnurrbart teilweise verborgen. Der Bart ist in der Mitte des Kinns gescheitelt, und ringelt sich in zwei großen Locken. Die spitzen Pferdeohren sind auf beiden Seiten auf gleicher Ebene, wie die Augen. Die Stirn ist mit breitem Band umwunden. Der Kopf ist mit einem Kranz aus Efeublättchen und Weinblüten geschmückt. In dem Kranz sind auch Rosetten zu finden. Er ist terrakottenfarbig. Die Höhe beträgt 9,2 cm, der größte Durchmesser ist 7,3 cm. Inventarnummer ist: R. 76. 1. 1024. JPIR-Püspökkert (Bischof sgarten-Járdányi Paulovics Ruinengarten, Szombathely). Um 1903 ist ein wundervolles, bronzenes Gefäß (Abb. 3. a-d) in die archäologische Sammlung des Ungarischen Nationalmuseums gelangt. 2 Das römische Gefäß stammt aus Transdanubien. Die Wandung des Gefäßes wird von 4 Köpfen gebildet. Das Gefäß ruht auf einer kreisförmigen, niedrigen Basis. Die Mündung ist leicht profiliert. Auf den beiden Seiten des Gefäßes, gegenüber von einander, ist je eine junge Frau abgebildet. Ihr, in der Mitte gescheiteltes Kopfhaar ist in leichten Wellen auf beiden Seiten nach oben gekämmt. Ihr Gesicht ist fein, und ovalförmig. Der Kinn ist klein und rund, die Nase gerade. Ihre Augen mit träumerischem Blick sind offen. In dem Kopfhaar einer der Frauenmasken steckt ein Kranz, der aus Efeu- und Weinblättern und Blüten, sowie aus Blumenrosetten gebunden ist. Der Mund der Maenas mit dem Kranz, ist leicht geöffnet. Die andere Frauenmaske - die übrigens sonst identisch mit der ersten Frauenmaske ist - lässt keinen Kranz erkennen. Der dritte Kopf ist der eines jungen Satyrs, mit aufgestelltem stacheligem Kopfhaar. Die vierte Maske zeigt den alten, ermüdeten Silenos. Die Stirn ist mit breitem Band umwunden. Seine Augen mit träumerischem Blick sind aufgehalten. Das Gesicht ist wie aufgeblasen. Er hat eine Stumpfnase. Auf beiden Seiten seines leicht geöffneten, schwulstigen Mundes hängt sein dichter, buschiger Schnurrbart lang herab. Der in der Mitte des Kinnes gescheitelte Bart ist in Locken gebunden. Die spitzigen Pferdeohren auf beiden Seiten des Kopfes befinden sich auf gleicher Ebene wie die Augen. Die Augen aller vier Masken sind mit Silber eigelegt. Die Pupillen sehen wie dunkle Punkte aus. Das bronzene Gefäß, das sich im Ungarischen Nationalmuseum befindet, 3 wurde von Fremersdorf in seinem Artikel über das Kölner dreiköpfige Gefäß 4 (Abb. 4. a-d) in den „Germania" erwähnt, die in 1941 herausgegeben wurden. Als Paralelle bezeichnete Fremersdorf das vierköpfige Gefäß (Abb. 5) im Besitz des Stralsunder Museums. 5 In seinem Artikel bestätigt er, daß das Kölner Gefäß in einer Kölner Bronzegußwerkstatt hergestellt, und von dort aus exportiert wurde. Seine römische Kopie konnte zusammen mit anderen rheinländischen Produkten in den Donauraum 39