Budapest Régiségei 34. (2001)
STUDIEN = TANULMÁNYOK - Pochmarski, Erwin: Zur Ikonographie und Chronologie der römischen Sarkophage aus Brigetio 201-221
ERWIN POCHMARSKI ZUR IKONOGRAPHIE UND CHRONOLOGIE DER RÖMISCHEN SARKOPHAGE A US BRIGETIO Im Folgenden soll der Versuch unternommen werden, durch die Kombination von Beobachtungen zu den Darstellungen und zu den Inschriften auf den römischen Sarkophagen von Brigetio einige Anhaltspunkte zur Ikonographie und zur Chronologie dieser Sarkophage zu gewinnen. Die hier vorgelegte Untersuchung baut teilweise auf den von mir kürzlich vorgelegten Überlegungen zur Chronologie der pannonischen Sarkophage auf, 1 bei der von den Darstellungen von Graberoten auf den seitlichen Feldern neben der Tabula ausgegangen wurde. Die Sarkophage von Brigetio wurden hier deshalb gewählt, weil es sich um das reiche Material aus einer Siedlung mit Legionslager handelt und dieses Material zudem durch die Arbeiten von L. Barkóczi 2 gut bearbeitet vorliegt. Für die vorliegende Untersuchung wurde das gesamte erreichbare Material dekorierter Sarkophage aus Brigetio neu zusammengestellt (BEILAGE 1). Die Analyse der Graberoten auf den Seitenfeldern pannonischer Sarkophage ergibt hinsichtlich der für sie verwendeten Ikonographie wiederum 3 die Möglichkeit zwischen zwei Typen von Erotenfiguren zu unterscheiden. Es handelt sich dabei einerseits um puttenhafte, rundliche, kindliche und andererseits um knabenhafte, schlanke, jugendliche Eroten. 4 Auf den untersuchten 69 Sarkophagen aus Pannonién wurde in 25 Fällen der kindliche Erotentypus verwendet, in 44 Fällen der jugendliche. Mit Hilfe der auswertbaren Militär- bzw. Zivilinschriften konnte festgestellt werden, dass die kindlichen Eroten etwa ab der mittelantoninischen bis in die frühseverische Zeit auf den pannonischen Sarkophagen vorkommen; in der frühseverischen Zeit lässt sich aber auch bereits der jugendliche Typus nachweisen, der in der mittelseverischen Zeit den kindlichen Typus anscheinend gänzlich ablöst, wie sich anhand der nur mehr jugendlichen spätseverischen Erotenfiguren zeigen lässt. Es stellt sich nun die Frage, ob aus den Inschriften auf den Sarkophagen aus Brigetio sich über die Sarkophage mit Graberoten hinaus weitere Anhaltspunkte für Datierungen gewinnen lassen. Zu diesem Zweck wurden von mir alle für Datierungen verwertbare Inschriften zusammengestellt (Beilage 2). Dabei lassen sich folgende wichtige Datierungsindizien unterscheiden. Bei den Militärinschriften bringt die Nennung der in Brigetio seit den letzten Regierungsjahren Trajans 5 oder ab Beginn der Regierung Hadrians 6 bis in die Spätantike in Brigetio stationierten legio I adiutrix nicht viel (Nr. 4. 7 ?. 13. 18. 19 ?. 20. 21. 23 ?. 27. 29A. 40. 47. 49). Eine Ausnahme stellen Inschriften dar, in denen die legio I adiutrix einen Beinamen führt - wie pia fidelis Antoniniana (Regierungszeit des Caracalla und des Elagabal) im Falle eines Sarkophags (Nr. 2), wo allerdings eine Überarbeitung der Inschrift vorliegt oder pia fidelis Severiana (Regierungszeit des Alexander Severus) im Falle eines anderen (Nr. 8). Gut datierbar ist weiters die Inschrift eines centurio der legio IV Flavia (Nr. 31). Hilfreicher sind in diesem Zusammenhang die auf den Militär- und den Zivilinschriften auftretenden kaiserlichen Gentilnomina (Nr. 4. 6. 10. 13. 14. 15. 18. 19. 20. 23. 25. 26. 29A. 30. 35. 43. 47. 49), deren zeitliches Auftreten von Barkóczi 7 untersucht worden ist. Aus der Tatsache, dass sich die Kaisergentilizien im Wesentlichen erst ab der Regierungszeit Marc Aureis nachweisen lassen, 8 ergeben sich wertvolle Anhaltspunkte für die Zeitstellung der Sarkophage. Unter den Kaisergentilizien überwiegen stark die Aurelii (Nr. 6. 14. 15. 18. 20. 25. 26. 29A. 30. 35. 43. 47), deren Namen mit Marc Aurel oder Caracalla in Verbindung zu bringen sind, 9 während die Flava (Nr.4. 23), Aelii (Nr. 10. 19. 52) und Septimii (13. 49) in der Minderheit bleiben. Der wichtigste Datierungshinweis ergibt sich aber aus der Erwähnung von Magistraten des municipium Brigetio. Nach der von A. Mócsy 10 vertretenen Meinung wäre Brigetio aufgrund der Inschrift CIL III 11007 = RIU II 450 eine Gründung von Caracalla, nach Barkóczi 11 aufgrund der Inschrift CIL III 3649 = RIU III 773 wohl richtig aber bereits des Septimius Severus. Das municipium Brigetio ist nach Mócsy 12 aufgrund der Inschrift CIL III 4335 = RIU II 604 zu einem nicht genauer bekannten Zeitpunkt gegen die Mitte des 3. Jh. n. Chr. zur colonia erhoben worden. Damit ergibt sich für alle Sarkophage mit Nennung des municipium Brigetio (Nr. 3. 9. 10. 14. 15. 22. 29A. 46. 50) eine Datierung in die 1. Hälfte des 3. Jh. n. Chr. Von den Sarkophagen mit Eroten in den Seitenfeldern beiderseits der Tabula stammen insgesamt 17 Exemplare (Nr. 1-17) aus Brigetio. Von diesen haben 10 Exemplare eine zu Datierungszwecken auswertbare Inschrift (Nr. 2. 3. 4. 6. 8. 9. 10. 13. 14. 15). Von diesen Inschriften lassen sich je eine auf die Zeit ab Marc Aurel (Nr. 4), auf die Zeit ab Marc Aurel oder eher Caracalla (Nr. 6), zwei auf die Zeit ab Septimius Severus (Nr. 2 und 13), eine auf die Regierungszeit des Alexander Severus (Nr. 8) und fünf Inschriften (Nr. 3. 9. 10. 14. 15) auf die l.Hälfte des 3. Jh. n. Chr. beziehen. In typologischer Hinsicht lässt sich feststellen, dass vier Sarkophage (Nr. 1-4) den 201