Budapest Régiségei 34. (2001)
STUDIEN = TANULMÁNYOK - Hebert, Bernhard: Neue Römersteine aus der Oststeiermark 123-134
BERNHARD HEBERT NEUE RÖMERSTEINE AUS DER OSTSTEIERMARK Der Nordteil der im Grenzbereich 1 von Noricum zu Oberpannonien gelegenen Oststeiermark, insbesondere der Bezirk Hartberg, ist sehr reich an römerzeitlichen Steindenkmälern, 2 die in den allermeisten Fällen 3 als Spolien im Mauerwerk von Kirchen oder seltener Profanbauten auf uns gekommen sind. In den letzten Jahren wurde neben wissenschaftlichen Bearbeitungen auch einer konservatorischen Betreuung verstärkte Aufmerksamkeit gewidmet. 4 Besondere Sorge galt den durch den unlängst vorgelegten Rekonstruktionsvorschlag von O. Harl 5 wieder intensiv diskutierten Römersteinen von Bad Waltersdorf 1965 aus dem Mauerwerk von Kirche 7 und Kirchhofmauer gelöst {Abb. 1) und ungeschützt als kleines Freilichtmuseum aufgestellt, wiesen sie zunehmend schwere Schäden durch Witterungs- und Frosteinwirkung auf. 8 Nach jahrelangen Vorbereitungen durch das Bundesdenkmalamt und mehrfachen Umplanungen entschloß sich die Marktgemeinde Bad Waltersdorf zur Errichtung eines eigenen "Römerzeitlichen Museums", das im Wesentlichen aus einem pavillionartigen Lapidariumsneubau (Entwurf Ingrid und Jörg Mayr; Abb. 2) besteht, der gute Erhaltungsbedingungen für die gereinigten und konservatorisch gesicherten 10 Steine garantiert." Im Zuge der Umstellung und Restaurierung der Steine 1997/98 fiel auch die Entscheidung, die drei bislang im Pfarrhof angebrachten Reliefs aus dem Mauerwerk zu lösen 12 und ebenfalls im neuen Museum aufzustellen. Dies erlaubte zusätzliche Beobachtungen, die für den Rekonstruktionsversuch O. Harls, 13 aber auch als Bereicherung unseres Denkmälerbestandes nicht unwichtig sind: Der Stein 14 mit dem Relief des "Norischen Mädchens" mit Schirm 15 erwies sich tatsächlich als Eckblock {Abb. 3). Die linke Anschlußfläche des - leider bereits bruchstückhaft 16 eingemauerten - Steins zeigt einen fragmentierten Graberoten 17 im gängigen Schema; erhalten ist die linke Körperseite des geflügelten Genius mit der unter die Achsel gesetzten Fackel und der kranzhaltenden linken Hand. Das von Harl als Eckblock gedachte Dienerrelief 8 erwies sich dagegen als rechter Abschluß einer querrechteckigen, links gebrochenen Platte (Dicke 21 cm, Abb. 4). Vom vorgeschlagenen Platz muß der Stein mit der Rosette 19 weichen. Es handelt sich nicht um ein Fragment eines Zwischenfrieses, sondern eines gekrümmten unteransichtigen Bauteils, einer Archivolte: Die große Rosette saß in der Mitte der Bogensoffitte, die bei der sekundären Verwendung des Steines begradigt worden war, sodaß vom anschließenden Relief nur geringe Reste erhalten blieben {Abb. 5). 20 Nicht weit entfernt von Bad Waltersorf liegen Kirche und ehemaliges Kloster von St. Johann bei Herberstein mit einem ebenfalls bemerkenswerten Bestand an Römersteinen, 21 der sich in einem tw. sehr schlechten Erhaltungszustand 22 befand. Die vom Bundesdenkmalamt betreute Außenrestaurierung der Kirche im Jahr 1998 ermöglichte neben umfangreichen und kostspieligen restauratorischen Arbeiten an den Römersteinen v. a. durch großflächige Putzerneuerungen im unteren Bereich mehrere Neuentdeckungen. 23 Es wurden zahlreiche, als Baumaterial im barocken Mauerwerk verwendete und, soweit feststellbar, schmucklose Marmorteile dokumentiert, 24 unter denen sich Blöcke mit Dübellöchern und Anschlußflächen, aber auch - in der Südostecke der Loretokapelle - eine große lorica {Abb. 6) fanden. Zwei kleine neu entdeckte Reliefstücke (liegend eingemauertes Fragment eines kannelierten Pfeilers 22x13 cm; Fragment mit Resten von Gewandfalten oder eher Blattwerk 19x12 cm) nahe dem bereits bekannten Tierjagdrelief 5 zeigen wie dieses die Verwendung von Bruchmaterial im barocken Mischmauerwerk. Nur bei diesem Tierfries (Abb. 7.) erbrachte die an all jenen Stellen, wo es sinnvoll schien, durchgeführte Suche nach überputzten Relief- oder Rahmungsteilen einen gewissen Erfolg: Das jetzt neben dem springenden Hasen sichtbare, aber ausgesprochen schlecht erhaltene Medaillon erlaubt eine Rekonstruktion z. B. in Analogie zum großen Zwischenfries des Priscianer-Monuments von Sempeter, der in der Mitte und an den Ecken entsprechende Medaillons mit frontal Viedergegebenen Medusenköpfen aufweist. 26 Ebenfalls nicht sichtbar eingemauert, sondern mit der Reliefseite nach unten im südwestlichen Eckverband der rechten barocken Querkapelle eingesetzt (in Abb. 6 gekennzeichnet) war ein bemerkenswertes Bauglied. 27 Es handelt sich um einen querliegenden Block (Br. 99 cm, H. 29 cm, D. 27 cm), dessen reliefierte Vorderseite rechts und links von abgeschlagenen, aber zumindest in den Umrissen und tw. auch in den Innenkonturen deutlichen Blattkapitellen eingenommen wird, die jeweils auch auf der anschließenden Schmalseite, nicht aber auf der nur grob geglätteten und geraden Rückseite ausgebildet sind. In der Mitte des dazwischenliegenden gatten Feldes rahmt ein durch eine einfache Leiste gebildetes Medaillon einen nach links springenden lebendig gearbeiteten Pegasos {Abb. 8). 2S Zwei Dübellöcher sitzen an 123