Budapest Régiségei 34. (2001)

AKTEN DES 6. INTERNATIONALEN KOLLOQUIUMS ÜBER PROBLEME DES PROVINZIALRÖMISCHEN KUNSTSCHAFFENS HISTORISCHES MUSEUM DER STADT BUDAPEST, 11-16. MAI 1999, AQUINCUM = 6. NEMZETKÖZI KOLLOKVIUM A RÓMAI KORI PROVINCIÁLIS MŰVÉSZETRŐL, BUDAPESTI TÖRTÉNETI MÚZEUM, 1 - Póczy Klára: Die Anfänge des Sammelns römischer Steidenkmäler in Stadtbereich von Budapest 10-13

Kaiserporträt. Im 13. Jahrhundert wurde das Porträt für die Kirche umgearbeitet, so dass es nun Christus oder vielleicht den hl. Franziskus darstellt. 5 Annähernd einhundert Jahre späteren Datums ist der außerhalb des südlichen Tores der Burgmauer ste­hende Komplex der Klarissenkirche mit Kloster in Óbuda. Bei der Variante des 14. Jahrhunderts hat man auch hier - ähnlich wie bei der Franziskanerkirche ­den frühchristlichen Kirchenkomplex aus dem 4. Jahrhundert für den Zweck der neuen Kirche genutzt. In der Abriss-. Verfüllungs- und Planierungsschicht, die im Zuge der Erweiterung der mittelalterlichen Kirche und des Klosters entstand, blieben auch hier Fragmente antiker Säulen, Gesimse und Werksteine sowie ein Rest vom Torso einer umgearbeiteten Skulptur erhalten. 6 In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, kurz nach dem Mongolenüberfall, erlässt der ungarische Monarch eine Anordnung, königliche Zentren künftig auf Anhöhen zu errichten, die besser zu verteidigen sind als Ebenen. Auf dem heutigen Burgberg wird die Burg Buda gebaut (nach den schriftlichen Dokumenten trug bis dahin die Festung von Óbuda den Namen Budavár). Für den neuen Palast ist auf dem Burgberg eine königliche Steinmetzwerkstatt tätig, und in dieser Zeit bringt man auch einige typische Exemplare der in Óbuda noch immer sehr zahlreich herumliegenden antiken - Aquincumer - Steindenkmäler in die Burg: Sie dienen als Muster für die „Neuen" und hier werden sie kopiert. Besonders beliebt sind die sog. Steine mit Kränzen, 7 die bereits den Übergang ins 15. Jahrhundert, in die Renaissance, andeuten. Zur Regierungszeit von König Matthias (1457-1490) ist das bewusste Sammeln der Aquincumer Steindenkmäler schon offensichtlich. Einer seiner humanistischen Gelehrten, Feiice Feliciano - er kam aus Norditalien und gehörte dem Mantegna-Kreis an -, erhielt vom Herrscher den Auftrag, im neuen Palastflügel auf dem Burgberg eine der Mode des Zeitalters angemessene Sammlung römischer Altertümer zusammenzustellen. Der unter dem Namen Antiquus erwähnte Gelehrte brachte die hauptsächlich aus römischen Münzen, kleinen Bronzen, Steindenkmälern mit Inschrift und einigen antiken Skulpturen bestehende Sammlung 8 im Vorraum der berühmt gewordenen Bibliothek König Matthias' unter. Von allen Stücken fertigte er eine detaillierte, mit Maßen versehene Beschreibung für den Katalog an. Eine Nymphenskulptur aus Marmor inspirierte einen der Dichter sogar zu einem Gedicht. Ende des 17. Jahrhunderts, als der von den Türken besetzte mittlere und südliche Teil Ungarns wieder befreit waren, beauftragte die Wiener Hofkammer den Kriegsingenieur Marsigli, er möge die unter der hun­dertfünfzigjährigen Türkenherrschaft erlittenen Schäden auflisten, mit anderen Worten die tatsächliche Lage festhalten. Die daraus entstandene Dokumen­tation ist von unermesslichem Wert und für die Römerzeitforschung auch heute eine brauchbare Quelle. Aus den Angaben geht nämlich hervor, dass die monumentalen römerzeitlichen Bauten in der Gebäudesubstanz der Städte aller Landesteile die zahlreichen Kämpfe, Angriffe und Belagerungen noch am besten überstanden hatten. Auch im Raum Aquincum bildeten die „Ruinen der alten antiken Bauten" die Fixpunkte in den Aufnahmen des Grafen Marsigli, 9 die noch heute Genauigkeit und Verlässlichkeit garantieren, wenn man die Messungen nachvollzieht. Neben den Gebäuderesten bemerkten die Ingenieure außerdem einige interessante Steindenkmäler, 10 die sie ebenfalls auflisteten. Das zehnbändige Werk erschien 1726 in mehreren Sprachen. Das 18. Jahrhundert hat im Hinblick auf die Sammlung bzw. Kartographierung der römischen Steindenkmäler aus mehreren Gründen Heraus­ragendes geleistet. Einer der Gründe: In den meisten türkisch besetzten oder von Kämpfen betroffenen Siedlungen brannte man die Kirchen nieder. Ihr Wiederaufbau ist vor allem jenen hochrangigen Kirchenmännern bzw. wohlhabenden Bischöfen zu verdanken, die Rom kannten. Sie alle waren lange Jahre Bewohner des Collegium Romanum, oder noch eher des Collegium Germanicum-Hungaricum, und begeisterten sich für den Barockstil der damals mit großem Elan neuerstehenden Urbs. Das spiegeln die Dome bzw. Pfarrkirchen von Vác (Waitzen), Eger (Erlau), Pápa, Szombathely (Steinamanger) usw. wider. Für diese Bauten verwendete man auch römerzeitliche Skulpturen, die aus der Umgebung ­oder von weiter her - zu den Baustellen transportiert wurden. Zahlreiche niveauvolle Steindenkmäler aus Aquincum schmücken das Bistum von Vác am linken Donauufer (Sammlung Migazzi). 11 Eine andere - unser Thema näher berührende ­Motivation des Sammeins im 18. Jahrhundert ist die immer breitere Kreise ziehende Wirkung der antiken Ausgrabungen im italischen Pompeji, Herculaneum oder Rom. Von dem Beispiel angespornt beginnen auch auf diesem Gebiet in Rom geschulte Geistliche die wissenschaftlich wertvollen und zweckdienlichen Forschungen in Pannonién. Allen anderen voran ver­dient der Name Schönvisner Erwähung: Er führt zunächst in Aquincum, später in Savaria archäologi­sche Freilegungen durch. Und was seine Leistung noch erhöht, er bewahrt die freigelegten Ruinen in einem „Schutzgebäude" für die Nachwelt auf... Seine lateinischsprachigen Publiaktionen über die Grabungen sind noch heute brauchbar, seine auf das Wesentliche konzentrierten Beschreibungen kann man als beispielhaft bezeichnen. In Óbuda, an der Stelle der Zivilstadt Aquincum, sammelt Schönvisner mehrere Steindenkmäler, beschreibt sie, ja lässt sie sogar abze­ichnen. Darunter ein mit einer das Flusswasser verkör­pernden Gottheit und drei Nymphen verziertes Relief. Nach dem Text der antiken Inschrift schmückte das Relief einst einen der Prachtbrunnen am Aquincumer Forum. 12 11

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