Budapest Régiségei 30. (1993)

TÖRTÉNET, TOPOGRÁFIA = GESCHICHTE, TOPOGRAPHIE - Mees, Allard: Probleme um die Anfangsdatierung von Aquincum = Aquincum korai időszakának kérdéséhez 61-85

Allard MEES PROBLEME UM DIE ANFANGSDATIERUNG VON AOUINCUM In den vergangenen Jahren haben sich die Kenntnisse über die Topographie des römischen Legionslagers in Budapest erheblich verbessert. Ursache sind die groß­en Grabungskampagnen, die wegen der „Modernisie­rung" des alten Óbuda durchgeführt werden mußten. Dabei wurden die lange vermuteten Militäranlagen aus dem 1. Jahrhundert entdeckt. Neben einem nach­gewiesenen Alenlager vermutet man auch die Existenz eines Holz-Erde - Legionslagers sowie eines Auxili­-1 arkastells (siehe, Abb. 1.). Durch den Fund einer Bau­inschrift konnte die Anfangsdatierung des Alenlagers auf 73/74 n. Chr. festgestellt werden. Erst vor kurzem wurden auch am Rande der Zi­vilstadt, etwa 2 km nördlich des Legionslagers, Mili­tärbauten aus dem ersten Jahrhundert beobachtet. Damit stellt sich die Frage, wie sich die durch die Bauinschrift des Alenlagers gegebene Anfangsdatie­rung der militärischen Anwesenheit in Budapest um 73/74 n. Chr. zu dem Fundmaterial verhält. Dazu wur­den die südgallischen Sigillaten aus La Graufesenque und Banassac herangezogen, weil die Feinchronologie, die aus dem Vorkommen dieser Fundgattung ablesbar ist, mittlerweile als eine der zuverlässigsten in der Ar­chäologie gilt. In dieser Studie wurden sämtliche Sigillaten aus dem Altbestand des Budapester Historischen Mu­seums, sowie die aus neueren Publikationen herange­zogen. Die Funde sind auf Tafel 1-12 abgebildet. Trotzdem kann hier nicht von einer repräsentativen Stichprobe des in Budapest gefundenen Materials ge­sprochen werden, da die Funde aus den neueren Gra­bungen noch ihrer Bearbeitung harren. Es stellte sich dabei heraus, daß die südgallischen Sigillaten erst ab 90 n. Chr. nach Budapest geliefert wurden. Sowohl die Dekorationen, als auch das For­menspektrum (nur 3 Fragmente der Form Drag. 29) sind typisch für Fundorte, die in den neunziger Jahren des ersten Jahrhunderts gegründet worden sind. Ver­gleichbare Fundorte sind: Cannstatt (D), Ellingen (D), 5 Heldenbergen (D), 6 Holt/Castle Lyons (GB), 7 Watercrook (GB) 8 und Wilderspool (GB). 9 Die Da­tierung dieser in domitianischer Zeit gegründeten Fundorte beruht meistens auf einer Mischung histori­scher Gegebenheiten und dem Sigillaten-Spektrum. Im Allgemeinen wird heutzutage davon ausgegangen, daß das Produktionszentrum La Graufesenque bis ca. 120 n. Chr. exportiert hat. Um 110 n. Chr. wurde in dem unweit von La Graufesenque gelegenen Ort Ba­nassac die Sigillata-Herstellung aufgenommen und bis etwa 150 n. Chr. fortgeführt. 10 Auffällig ist, daß die frühesten südgallischen Sigil­laten sowohl in der Zivilstadt, als auch im Gebiet um das Legionslager gefunden wurden. Auffällig ist auch die große Menge der in den Canabae gefundenen süd­gallischen Sigillaten (siehe Abb. 1-2), wobei der Anteil von La Graufesenque-Produkten in den Fundorten di­rekt um das Militärlager zunimmt. Daraus könnte man mit aller Vorsicht hinsichtlich der geringen Anzahl Gefäßreste ableiten, daß die Militäranlagen etwas frü­her entstanden sein könnten als die Zivilstadt. Sicher ist jedoch, daß um 90 n. Chr. beide Orte bereits in­tensiv besiedelt waren und die südgallischen Sigillaten wohl nicht zu den frühesten Funden in Aquincum ge­rechnet werden können. Demnach gibt es in Aquincum eine Diskrepanz zwischen der Anfangsdatierung des Alenlagers um 73/74 n. Chr. und dem Beginn der Belieferung mit südgallischen Sigillaten. Vergleicht man die Situation mit anderen panno­nischen Fundorten, dann fällt sofort auf, daß sich dort eine ähnliche Situation vorfindet. Die Fundorte AI­11 1 *) 1 ^ 14 bertfalva, Arrabona, Baláca, Gorsium' Osi­jek, Salla und Vetus Salina weisen keine südgal­lischen Sigillaten auf, die zwingend vor etwa 90 n. Chr. datiert werden müssen. Auch in den pannonischen Le­gionslagern ist eine ähnliche Situation erkennbar: Bri­•18 »19 getio und Poetovio haben ein vergleichbares Sigil­laten-Spektrum. Aus Carnuntum wurden bis vor kurzem keine Sigillaten vorgelegt, die eine vor-domi­tianische Zeitstellung erlaubten. Erst vor wenigen Jahren wurde dort eine Fundstelle entdeckt, wo einige wenige in neronischer Zeit datierbare südgallische Si­22 gillaten angetroffen wurden. Ansonsten gibt es aus Carnuntum bis jetzt keine Funde, die eindeutig in vor­neronischer Zeit datiert werden müssen. Weiter west­• • 2^ 24 lieh deuten die Fundorte Klosterneuburg, Linz, Salzburg, 25 Virunum, 26 Wallsee, 27 Wels 2 * und Salz­29 bürg darauf hin, daß in Noricum (und im benach­barten Mähren) ein Anfang der Sigillaten-Beliefe­rung in Noricum um 70 n. Chr. angenommen werden muß. In Moesien dagegen wurde die Ware aus La Graufesenque und Banassac frühestens ab den neun­ziger Jahren verkauft. Die Gegend um Aquileia wur­de wahrscheinlich nach den „Regeln" der Donau-Pro­vinzen - also nach 90 n. Chr. - mit südgallischen Sigillaten beliefert. Deutlich ist also, daß Noricum bereits ab den sieb­ziger Jahren systematisch durch die südgallischen Pro­duktionszentren beliefert wurde. Der pannonische Markt wurde (mit der Ausnahme in Carnuntum) da­gegen erst ab etwa 90 n. Chr. für die Ware aus dem 61

Next

/
Thumbnails
Contents