Budapest Régiségei 30. (1993)

Lorenz, Thuri: Strassenverbindungen im Ostteil von Noricum = Noricum keleti részének úthálózata 39-43

len (etwa 60 km) nach dem Hauptort des Territoriums Flavia Solva angegeben. Durch den Fundort im Murtal unterhalb der römischen Siedlung auf dem Kugelstein ist die Existenz der Straße flußaufwärts in die Berge bestätigt. Mit der Angabe der 40 Meilen kommt ein weiterer Faktor des römischen Straßenwesens in den Blick. Es ist die Eigentümlichkeit sowohl die Tabula Peutingeriana wie der Itinerarien Antonini und Bur­digalense, die Entfernungen zwischen den einzelnen Orten zu vermerken. Hierin stehen die spätantiken Quellen noch in Verbindung mit den Interessen der hellenistischen Philosophie. Distanzen spielen dort eine große, aus ihrem praktischen Wert resul­tierende Rolle. Auch auf der Karte des Agrippa müssen sie schon wichtig gewesen sein. Bei einer Durchmusterung der Entfernungsanga­ben - mögen sie nun zutreffen oder nicht - lassen sich drei Kategorien unterscheiden. Die weiten Strecken, welche in Persien und Indien von einer Station zur nächsten zurückgelegt werden mußten, stehen im Ge­gensatz zu den nur wenige Meilen betragenden Ab­ständen in Gebieten, welche durch eine alte Urbani­sierung gekennzeichnet sind. Dazwischen liegen zahlenmäßig im Übergewicht die Distanzen von 20 Meilen als Mittelwert, also etwa zwischen 15 und 25. Mit ihnen mag die normale Reisegeschwindigkeit er­faßt sein, die je nach der Schwierigkeit des Geländes mal größer mal geringer ausfallen konnte. Das Maß erinnert an die bei dem spätantiken Militärschriftstel­17 1er Vegetius überlieferte Anordnung des Augustus und des Hadrian, wonach Legionen im Standlagcr dreimal monatlich einen Übungmarsch durchführen mußten: 10 Meilen hin, 10 Meilen wieder zurück ­also im Ganzen 20 Meilen als Training für den Ernst­fall. Der Meilenstein des Severus Alexander aus dem Murtal besagt demnach mit seinen 40 Meilen, daß von Flavia Solva bis hierher zwei Etappen zurückzulegen waren. In der Mitte der Strecke liegt Kaisdorf, wo in den vergangenen drei Jahren Reste einer größeren römischen Siedlung freigelegt worden sind. Dieser Ort, dessen römischer Namen wegen der Auslassun­gen auf der Tabula Peutingeriana nicht angegeben werden kann, bot auf der Reise nach Norden von der Hauptstadt die Möglichkeit einer ersten Übernach­tung. Am zweiten Tag erreichte man den Kugelstein und am dritten die Stelle, wo die Mürz in die Mur mündet als möglichen Anstieg zu den Erzvorkommen in den Bergen. Nicht unumstritten ist die Annahme, daß hier das vom antiken Geographen Ptolemaios er­19 • wähnte Poedicum lag. Die Abstände zwischen die­sen Orten betragen 20 Meilen oder liegen ein wenig darüber. Aber nicht nur in der Nord-süd-richtung diente die kleine Stadt bei dem heutigen Kaisdorf als Station. Sie lag an einem Knotenpunkt und hat auch für die Ost­west-Achse diese Aufgabe erfüllen können, wie sich auf Grund neuer Grabungsergebnisse und den Resul­taten eines Surveys belegen läßt. Danach reichte die 40 Besiedlung auch hinab in die flußnahen Auen, ein Ge­biet im Bereich von Überschwemmungen, mit einer Straße, welche zu einer Furt geführt haben kann. Überquert man hier die Mur, so gelangt man in öst­licher Richtung über Orte mit römischen Resten wie Hausmannstätten in ein Tal, das schon früher für eine Route genutzt worden ist und in dem heute ein Stück der Südautobahn verläuft. Nach etwa 20 Meilen er­reicht man bei der heutigen Kleinstadt Gleisdorf wie­der eine stadtähnliche Römersiedlung an einer von Westen heranführenden, von Häusern begleiteten Straße, die 1988 bis 1990 neuerlich untersucht wur­de. Die Reste von Handwerksbetrieben und Klein­industrie kennzeichnen diesen Ort, der einen Reisen­den wohl versorgen konnte. Weiter in Richtung nach Osten gelangt man leicht nach Norden gewendet in das Gebiet von Löffelbach, das von einer verkleinert an Piazza Armerina erinnernden Villa beherrscht wird, wo die Route aber in den bogenförmig hier sich quer legenden Alpenausläufern enden müßte. Wahrscheinlich zweigte der Weg von Gleisdorf schon vorher direkt nach Osten ab, um nach etwa 20 Meilen Waltersdorf zu erreichen, das mit seinen römischen 7^ Denkmäler ebenfalls ein wichtiger Ort gewesen sein muß. Von hier sind es zwei Tagesetappen nach Sa­varia, das auf diese Weise nicht nur in der Nord-Süd­Richtung als Station gedient hat, sondern auch von Westen nach Osten, da die Straße von hier auch durch Mittelpannonien hindurch nach Aquincum weiter ver­folgt werden kann. Diese Verbindung läßt sich von Kaisdorf aus auch nach Westen weiterführen. Als Hinweis auf eine wich­tige Ausfallstraße in diese Richtung können die in der Verlängerung der Murtrasse außerhalb des Siedlungs­areals aufgedeckten Fundamente eines aufwendigen, in Art eines Altars gestalteten Grabmonumentes an­gesehen werden. Reste des mit Reliefs verzierten Auf­baus kamen als Spolien aus einem nahe gelegenen Brunnenrand zutage. Da solche aufwendigen Grab­bauten in der Regel an Überlandstraßen vor der Stadt ihren Platz hatten, ist auch westlich der Siedlung mit einer solchen zu rechnen. Von hier aus kann man auf Grund von Indizien mit einer Straße rechnen, die süd­lieh an der Villa vom Thalerhof vorbei auf die Berge zustrebte, ohne daß sich z. Z., genaueres über deren Verlauf sagen läßt. Die römische Siedlung bei Maria Lankowitz nach etwas mehr als 20 Meilen ist der Ort, an welchem der Aufstieg zu einem Pass beginnen konnte. Er befindet sich heute bei dem sog. Gaberl auf 800 m Höhe. Etwas südlich davon ist noch die Spur einer mittelalterlichen Trasse sichtbar, die aber wahrscheinlich einer älteren Route folgt. Sie bietet den Übergang in das obere Murtal mit Anschluß an die von Virunum ausgehende Verbindung nach Ovi­lava (Wels) oder Iuvavum (Salzburg) und das westli­che Noricum. Eine Kartenskizze mag den vorge­schlagenen Verlauf der Verbindung zwischen Savaria und der nach Westen weiterführenden Station Ad •yr\ Pontem im oberen Murtal veranschaulichen.

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