Budapest Régiségei 30. (1993)
Harl, Ortolf: Die Stellung der Frau bei den einheimischen Stämmen Nordpannoniens : eine sozial- und kunstgeschichtliche Studie = A nő helyzete Észak-Pannónia bennszülött törzseinél 7-37
Car. 175, 1985, 57-76), auf deren Sockelbild der Verstorbene hoch zu Streitroß und in voller Ausrüstung abgebildet ist, und die gegen 100 n. Chr. datierte Stele des T. Flavius Draccus aus Vindobona (O. HARL, Classica et Provincialia Festschr. E. Diez, 1978,73-81), auf deren Sockelbild der Calo mit dem Pferd und den Waffen des Verstorbenen dargestellt ist. Beide Reiter stammen aus der Adelsschicht, mit der wir uns hier beschäftigen, und beide wollen mit dem Nebenbild die Aussage des Hauptbildes ergänzen, damit sie der Nachwelt auf der Höhe ihrer Lebenskraft bzw. mit ihren Statussymbolen in Erinnerung bleiben. Für einen Realtitäsbezug der NebenbiWer tritt auch M. P. Speidel ein (The soldiers servants, Ancient Society 20,1989,240 f.). Klar sichtbar ist eine Aufgabenteilung zwischen der Inschrift, dem Haupt- und dem Nebenbild: Das Hauptbild stellt die/den Verstorbenen vor, die Inschrift nennt Namen wie übrige Daten und das Nebenbild erläutert die Tätigkeit und den sozialen Status. Nicht ohne Grund bezeichnen daher die Grabinschriften das Grabdenkmal häufig als monumentum == Erinnerungsmal (von: monere jemanden erinnern, auf etwas aufmerksam machen). Vergebens wird man daher auf den eben erwähnten und auf vielen ähnlichen Nebenbildern nach transzedentalen Inhalten suchen. Von dieser positivistischen - Position ausgehend halte ich es für sinnvoll, in Zweifelsfällen zuerst einmal alle auf die Lebenssituation der/des Verstorbenen hinweisenden Anspielungen des Nebenbildes auszuschöpfen und erst danach einen Jenseitsbezug zu suchen. Aus dieser Sicht habe ich keine Probleme, sogar das so beliebte Totenopfer, trotz des offensichtlichen Bezugs auf den Leichenschmaus und trotz der de facto gleichen Gefäße und Speisen, die dem Vestorbenen ins Grab gelegt wurden, als Ausdruck der Lebensfreude und des sozialen Besitzstandes zu betrachten. Wahrscheinlich wird sich diese Frage nie eindeutig lösen lassen, weil ihre Beantwortung unwillkürlich auch von der Lebenserfahrung und Lebenseinstellung des Betrachters beeinflußt wird. Abgekürzte Literatur BARKÓCZI1983 L. BARKÓCZI, Steinmetzarbeit der trajanischen Zeit in Gorsium und Intercisa, Alba Regia 20,1983, Székesfehérvár 57-66 GARBSCH 1965 J. GARBSCH, Die norisch-pannonische Frauentracht im 1. und 2. Jahrhundert 1965 96. Daß ein Wagen auf einem Nebenbild auch andere Tätigkeiten „versinnbildlichen" kann (E. WALDE - PSENNER, Das Wagenrelief von Maria Saal - Ein Denkmal munizipaler Repräsentation, 135-138 mit weiterführender Literatur), soll damit nicht geleugnet werden. Entscheidend ist, daß der soziale und wirtschaftliche Kontext, der hinter dem Grabdenkmal steht, berücksichtigt wird. 97. Das Photo und Beschreibung im CSIR unpräzis sein, sollte vor weitergehenden Schlüssen der im Museum von Neunkirchen verwahrte Stein genauer betrachtet werden. 98. Celts and the Classical World (1989) 249 (mit Bezug auf Caes. b. G. 5, 14 und Cass. Dio 62, 6 über mögliche Polyandrie), 99. Hier wäre der Grabstein des Oplus Laepocus Volseti f., eines Veteranen aus einer nicht genannten Truppe, der beim Hilfstruppenlager Lussonium (Dunakömlőd) gefunden wurde (RIU 1022 = CSIR Lussoniüm Nr. 37) und in mehrfacher Hinsicht aufschlußreich ist, zu besprechen: Er gehört auf Grund des Namensformulars spätestens der claudischen Zeit an und sieht so einheimisch aus, daß man ihn, wäre die Inschrift weggebrochen, als für einen etwas reicher ausgestalteten Bruder (gerahmtes Inschriftfeld, Brustbild in abgerundeter Nische) des Grabsteines der Bilatusa Cauti 1. (Nr. 3) halten könnte. Jedoch verrät der Name den Verstorbenen als Oberitaliker: Er war also fremd in Pannonién und hatte, als er nach 29 Militärjahren im Alter von 53 starb, keinerlei Angehörige, sodaß ihm ein Erbe den Grabstein setzen mußte. Der Stein zeigt, wie sehr der Dienst beim Militär die Gründung von Familien behinderte bzw. durch die räumliche Trennung die bestehenden Familienbande zerriss. Zum extrem langen Militärdienst der Auxiliarsoldaten vor allem in der julisch - claudischen Zeit (30-40 Jahre, in einem Fall sogar 50 Jahre), die sich erst in flavisch-trajanischer Zeit reduzierte, siehe G. ALFÖLDY, Römische Heeresgeschichte. Beiträge 1962-1985, MA VORS III (1987), 222 f. MÓCSY1992 Pannonién und das römische Heer. Ausgewählte Aufsätze von András MÓCSY, MAVORS VII (1992) NAGY 1988 M. NAGY, Die nordpannonische Gruppe der mit sog. Astralsymbolen verzierten Grabsteine. Communicationes Archaeologicae Hungáriáé 1988,94-110 33