Budapest Régiségei 30. (1993)

Harl, Ortolf: Die Stellung der Frau bei den einheimischen Stämmen Nordpannoniens : eine sozial- und kunstgeschichtliche Studie = A nő helyzete Észak-Pannónia bennszülött törzseinél 7-37

Stele der Comatumara aus Szentendre Brustbild zweier Frauen, im Zwischenbild zwei Reiter(innen?) Comatumara Vani f(ilia) (a)n(norum) XXVI h(ic) s(ita) e(st), T(itulum) p(osuit) Mesio co(n)iugi su(a)e et socrui vi(vae) Usi(a)e RIU 899 Anlaß zur Errichtung des Grabsteines war der Tod der Comatumara. Außergewöhnlich ist, daß ihr Gatte Mesio auch seine noch lebende Schwiegermutter Usia auf den Grabstein setz­te (hatte sie ein attraktives Erbe zu vergeben ?) Ebenso außergewöhnlich das Zwischenbild mit seinen zwei Reitern auf schweren Pferden und die Gewänder der Reiter mit ihren zwei schwalbenschwanzförmigen Zipfeln. Die Rei­ter sind mit Sicherheit nicht bewaffnet, die Form der Sättel weicht von der bekannten 43, römischen Sattelform mit der langen Decke ab, es ist nicht einmal sicher zu beurteilen, ob man die charakteristischen Sattelhörner der römischen Sättel sieht, oder ob es sich um das nach hinten ausbauschende Überkleid der Reiter handelt. Das bei der Reiterei so belieb­te Riemenzeug mit seinen Zierscheiben könn­te aufgemalt gewesen sein. Es fehlt also jede Andeutung eines militärischen Charakters. Da ich der Überzeugung bin, daß alle Be­standteile der Stele, also Inschrift und Bilder, zusammenpassen und so aufeinander abge­stimmt sind, daß der Verstorbene in seiner Person und seiner sozialen Stellung optimal dargestellt ist, läßt sich die Schlußfolgerung nicht abweisen, daß es sich bei den Reitern auf dem Zwischenbild nur um die beiden Frauen selbst handeln kann. Wer will, mag in den unterschiedlichen Größen von Pferd und Rei­ter sogar eine Abstufung zwischen Mutter und 50. Tochter wahrnehmen. Frauen zu Pferd, das wäre ein Novum in der norisch - pannoni­schen Kunst, aber die Evidenz spricht nicht dagegen: Eine Frau mit protzigem Arm­schmuck, Tochter eines Vaters, der den Na­men eines Quadenkönigs trägt , hoch zu Roß wie ein Mann aus dem Reiteradel - mehr ' Sozialprestige kann man gar nicht erwarten. An dieser Stelle darf die Frage erlaubt sein, wie denn eigentlich die britannischen Köni­ginnen Boudicca und Cartimandua (siehe Sei­te 1) ihren Stamm bereisten, vor ihren Trup­pen auftraten oder, wenn es gar zum Kampf gekommen ist, ihre Kommandofunktion aus­übten - zu Fuß oder gar in der Sänfte wie eine vornehme Römerin? Auf dem Rücken eines feurigen Pferdes natürlich und natürlich im 52. Männersitz, denn anders waren die Beweg­lichkeit und die Ausdauer, die vom Anführer einer Truppe gefordert wurden, nicht zu er­zielen. Aber auch in Friedenszeiten ist die Königin eines Keltenstammes nicht anders denkbar als hoch zu Roß, umgeben von den berittenen Anführern der einzelnen Clans. Wenn, wie ich meine, das Zwischenbild des Grabsteins der Comatumara Vani f. tatsäch­lich die im Hauptbild dargestellten Frauen auf dem Rücken ihrer Lieblingspferde wieder­gibt, dann lernen wir auch gleich zwei bisher unbekannte weibliche Kleidungsstücke ken­nen. Einen Mantel mit weiten Schößen und darunter natürlich lange Hosen, die ein dezen­tes Reiten im Herrensitz erst ermöglichten. Selbstverständlich sitzen Damen von solchem Adel nicht auf einem hölzernen Militärsattel, wie ihn die römischen Auxiliartruppen ver­wendeten, sondern auf kostbaren Satteldek­ken aus Stoff oder Leder. Abb. 3 Stele der Masuia aus Szentendre Ehepaar im Brustbild, Frau in Tracht. Im Zwi­schenbild Wagenfahrt, über den Pferden die Aufschrift Belicus amicus Masuia Casui f(ilia) an(norum) LXV. T(itu­lum) p(osuit) Namio Atunis f(ilius) co(n)iugi et sibi vivo I Belicus amicus RIU 911 Stele der Suppa und der Tertia aus Wulkapro­dersdorf Halbfigur einer Frau in Tracht, aber ohne Kopfbedeckung, in den Armen ein Wickel­kind Suppa Verucivifilia an(norum) XXV(et) Tertia fil(ia). Veri(an)us coniugipos(uit). H(ic) s(ita) e(st) K. KAUS, Heimatbuch Wulkaprodersdorf 51 Eine verheiratete Frau mit Kind auf dem Arm, aber ohne Kopfbedeckung. Stele der Adnamata aus Dunaújváros Im Hauptbild ein Kranz mit Rosetten Adnamata Carveicionis f(ilia) ann(orum) L h(ic)s(ita) e(st). Cl(audius?) Cesorisco(n)iugi p(ientissimae) t(itulum) m(emoriae)p(osuit) SCHOBER Nr. 113, Abb. 51; RIU 1147 Stele der Admonia aus Tatabánya Brustbild einer Familie mit Kind, Frau an­scheinend nicht in Tracht. Im Sockelbild Rei­ter D M Admonia Caraconis (filia) ann(orum) XXVI coniugieiusAbascantus benemer(en­ti)pos(uit) RIU 716 (auf Grund der vielen Parallelen ist die Ergänzung auf Caraconis filia dem unbe­gründeten serva vorzuziehen). Stele der Derva aus Dunaújváros Bildfeld weggebrochen Derva Sisina f(iliae) an(norum) XX h(ic) s(ita) e(st). Ceresces co(n)iugi ... RIU 1226 19

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