Budapest Régiségei 30. (1993)

VALLÁS = RELIGION - Fitz Jenő: Templum provinciae in Gorsium? = Templum provinciae Gorsiumban? 161-176

telalterliche Scherben, Eisengeräte, Hufeisen auf das Abtragen der Mauern hin. Die späteste Mauerexploi­tation erfolgte im Gebiet des Palastes, hier datieren Denare des slawonischen Banus die Steinausbeute. An der erhalten begliebenen westlichen Seite der Stadt­mauern wurden viele Hausteine bei dem Bau einge­mauert, aufgrund der am östlichen Stadttor gefunde­nen Steine waren auch an den übrigen Seiten Hausteine. Diese befinden sich heute nicht mehr in Gorsium, sie dürften irgendwohin, zu größeren Bau­arbeiten wegtransportiert worden sein. Als Möglich­keit können vielleicht am meisten die königlichen Bau­arbeiten zu Székesfehérvár in Rechnung kommen, da es äußerst unwahrscheinlich ist, daß man die Haustei­ne aus dem Steinmaterial der Stadtmauern bei den Transporten aus Székesfehérvár an Ort und Stelle zu­rückgelassen hätte. Aufgrund der Länge, Breite und annähernden Höhe der ausgebeuteten Mauern dürfte das Steinmaterial aus Gorsium nicht nur den ganzen Steinbedarf der Bauarbeiten von Székesfehérvár zur Zeit des Hl. Stephans befriedigt haben, es blieb davon aber auch noch für das 13. Jh. reichlich übrig. Es kön­nen hier noch die mittelalterichen historischen und ar­chäologischen Daten beigefügt werden. Föveny war anfangs königlicher Besitz, wurde von König Hl. Ste­phan dem Kapitel von Székesfehérvár geschenkt. Dem Kapitel wurden auf diese Weise nicht nur Grundbesitz und Brückenzoll zuteil, sondern es erhielt zu seiner Bautätigkeit auch noch ein unerschöpliches Steinmaterial. Die nach Brigetio durch das Tal von Mór führende römische Straße verlief in der Nähe von Fehérvár, sie wurde aber trotzdem nicht zu den Stein­lieferungen benutzt. Über den römischen Schichten kam nämlich eine mittelalterliche Straße von guter Qualität zum Vorschein, die von der römerzeitlichen Orientierung abweichend, geradenwegs nach Székes­fehérvár führte. Dieser Weg, der in Gorsium in die nach Sopianae führende Straße eingemündet hat, wird von einer Urkunde in der Form: ad magnam viam que de Fuen vadit. erwähnt. Einerseits läßt sich also beweisen, daß man die Steine nach Fehérvár aus Gorsium geliefert hat, an­derseits, daß Gorsium im Mittelalter zum Steinbruch gebraucht worden ist, in dieser Steingrube (in den Stadtmauern) muß also mit Hausteinen von beträcht­licher Menge gerechnet werden. Gleichzeitig gibt es aber keinerlei Beweise dafür - außer der in Frage stellbaren Auslegung einzelner Inschriften -, daß es zu Steinlieferungen auch von anderswo gekommen wä­re. Dies wäre wegen des 7 km weit gelegenen Ruinen­feldes auch gar nicht nötig gewesen. Es würde von einer jeden praktischen Erwägung fern stehen zu ver­muten, daß man das Steinmaterial zu den großange­legten königlichen Bauarbeiten mit vieler Mühe, ein­zeln von den in der weiteren Gegend noch zerstreut herumliegenden römischen Denkmälern eingeholt, sie auf ungebahnten Wegen transportiert oder von 70 km Entfernung aus den Ruinen von Aquincum an Ort und Stelle geliefert hätte, wo doch in der Gemarkung der 170 Stadt, an einer guten Straße Bau- und Hausteine in reichlicher Menge zur Verfügung gestanden haben. Untersuchen wir nicht nur die vermutlich aus Aquincum stammenden Inschriften, sondern auch sämtliche römische Hausteine in Székesfehérvár, so kann in diesen, wie dies Barkóczi in mehreren Auf­sätzen nachgewiesen hat, die Arbeit, der Stil Werk­stätte von Gorsium beobachtet werden, durch die sie sich von den Produkten der Aquincumer Werkstätten gut absondern lassen. Die Voraussetzung der Aquin­cumer Steintransporte wird demnach - im Gegensatz zu Gorsium - von keinerlei materiellen Beweisen un­termauert, die Steine selbst können nicht an Aquincu­mer Werkstätten geknüpft werden. Die Ableitung aus Aquincum basiert auf den Text einzelner Inschriften, was schon im voraus eine Frage der Interpretation ist. Hätte man die sich auf Aquin­cum beziehenden Inschriften aus Aquincum herge­bracht, so müßten folglich aus Ószőny, die sich auf Brigetio beziehenden, aus Intercisa die Inschrift des von den Soldaten der cohors I milliaria Hemesenorum gebauten Elagabal-Tempels, aus Vetus Salina die den Soldaten der cohors III Batavorum erwähnende Inschrift zurückgeführt werden. Der Tempel des Mark Aurel hat in der Tat nicht unbedingterweise zum provinziellen Kaiserkult gehört, jedoch die Vereh­rung des für Pannonién in Pannonién jahrelang kämp­fenden Kaisers scheint - im Kultzentrum der Provinz als etwas selbstverstänliches zu sein: war hinpassend. Die in Székesfehérvár zum Vorschein gekommenen Inschriften von Aquincumer Beziehung: CIL III 3347 Altar von zwei Duumvirn von Aquin­cum zum Heil des Mark Aurel und Commodus, am 11. Juni 178 CIL III 3354 Grabstein des Sexvirn der colonia Aquincum CIL III 10336 Errichter der zu Ehren des gewese­nen Statthalters Claudius Maximus gestellten Basis die Bürger der cana­bae von Aquincum AnnEp, 1973,437 Die Dekurionen, von Aquincum und Sirmium ah praepositi annonae gestellt im Jahre 213 Die Aquincumer Herkunft des Altars aus 213 kann selbst aufgrund der Inschrift nicht vorausgesetzt wer­den. Die auf den 11. Juni datierten Inschriften wurden aud dem Pfaffenberg zu Carnuntum dem Iuppiter Op­timus Maximus Kf...J, die vom Geliertberg stammen­den dem Iuppiter Optimus Maximus Teutanus gewid­met, in beiden Fällen an der Kultstätte. Auf dem Fragment von Székesfehérvár blieb der Name der Gottheit nicht erhalten, die Errichtung des Altars er­folgte zweifellos in ähnlichem Millieu. Um den Stein mit dem Gellértberg in Verbindung bringen zu kön­nen, müssen wir die Theorie des Kaiserkultes in Gor­sium ablehnen, aus dem Text der Inschrift erhellt aber selbst in diesem Falle nicht eindeutig die Stelle der

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