Budapest Régiségei 27. (1991)
ANYAGKÖZLÉSEK - Zsidi Paula: Újabb villa az aquincumi municipium territoriumán (Bp. III. ker. Kaszás dűlő-Csikós utca) 143-179
PAULA ZSIDI DES MUNICIPIUMS VON AQUINCUM NEUERE VILLA AM TERRITORIUM Die Erforschung der Villen auf dem Territorium des Municipiums von Aquincum wurde in den letzten Jahrzehnten, infolge der erforderlichen Forschung des Legionslagers und der Zivilstadt inmitten der grossen staatlichen Bauarbeiten, in den Hintergrund gedrängt. Den Rückstand möchte diese Arbeit durch Publikation einer neuerlich ans Tageslicht gebrachten Villa einigermassen wettmachen. Mitte September 1980 traf eine Meldung des Unternehmens VITÉV von dem in Bau befindlichen Objekt im Ried Kaszás bei der Csikós Gasse (Budapest III. Bez. Konskr. Nr 19755) ein. (Abb. 1) Gelegentlich der dem Bauvorhaben vorangehenden Erdarbeiten kamen auf einer Fläche von 30 x 40 m die Grundmauern eines gut umgrenzten römischen Gebäudes zum Vorschein. Das Ergebnis der fast 3 Monate dauernden Fundrettung, die der Meldung folgte, war eine fast völlig erschlossene Villa. (Abb. 6) Die Villa befindet sich ca 500 m vom südwestlichen Eckturm der Zivilstadt Aquincum. (Abb. 5) Die Villa erhob sich auf einer kleinen Anhöhe des von den drei römischen Hauptverkehrsstrassen umgegebenen flachen Geländes. Der gegen Osten gerichtete Bau gehört zu den Längshaus-Villentypen mit Mittelkorridor. Am Grundriss konnten wir 16 Räume unterscheiden, deren Funktion wir anhand der Grundrissparallelen und des Fundmaterials zu bestimmen versuchten. (Siehe Abb. 6) 1. Porticus 2. Mittelkorridor 3.-6. Wohn- und Arbeitsräume 7. Freier Hof 8.-9. Hausheiligtum (?) 10-12., 16. Wirtschaftsräume (Speicher, lagerräume, Werkstätten) 13-15. Wohn- und Arbeitsräume Aus dem Grundriss der Villa und der erhalten gebliebenen Mauerungstechnik ist es ersichtlich, dass das Gebäude wiederholt erweitert und umgebaut wurde. Aufgrund dessen können wir mindestens 4 Bauperioden unterscheiden. (Abb. 12) 1. Penode: Den Kern des Gebäudes bildeten die Räume 1.-6., sowie der sich ihnen im Westen anschliessende freie Hof. (Abb. 7) 2. Periode: Um den freien Hof wurden Wirtschaftsräume errichtet (10-12. bzw. 16.) 3. Periode: In nordöstlicher Richtung wurde das Gebäude mit weiteren Wohn- bzw. Arbeitsräumen erweitert. (Räume 13-15) 4. Periode: Das Ergebnis des letzten Umbaues ist das in der südlichen Ecke des Hofes errichtete Hausheiligtum(?) (8-9). Gleichzeitig wurden auch andere kleinere Änderungen durchgeführt. (Z.B. der kleine Anbau an der Ostseite des Raumes 10.) Die Bauangaben lieferten auch Stützpunkte bezüglich der absoluten Chronologie der Perioden. Die in der ersten Periode gebaute Villa mit Mittelkorridor ist in Pannonién in der ganzen Periode vom Ende des 2. Jahrhunderts bis ans Ende des 4. Jahrhunderts kennzeichnend. Innerhalb dieser dürfte die Bauzeit jener Villen die mit dem Grundriss unserer die meisten Parallelen aufweisen, die Mitte des 2. Jahrhunderts bzw. die darauf folgende Periode gewesen sein. Die Erweiterungen der vierten Periode können aufgrund von Grundrissparallelen für das 4. Jahrhundert angesetzt werden. Ebenso verweist die Mauerungstechnik der Räume 13-15 auf die spätere Epoche der Römerzeit. Wir ergänzten die Ergebnisse der bautechnischen Forschung mit der Analyse des in der Villa angetroffenen — leider recht ärmlichen — Fundmaterials. (Abb. 13-22) Im Laufe der Analyse veranschaulichten wir in einer Tabelle die territoriale Verteilung der zum Vorschein gekommenen Funde und projizierten diese auf den Grundriss der Villa. (Abb. 23) Im Verlauf dessen stellte es sich heraus, dass ein Grossteil der ärmlichen Funde aus dem Abfall ausserhalb der Villa stammt. Im * Fundmaterial verdient besondere Aufmerksamkeit ein kleiner Komplex (Bronzedrahte, halbfertige Produkte, Rohmaterial) der wahrscheinlich aus der kleinen Reparaturwerkstatt im südlichen Teil der Villa hervorkam. Hinsichtlich der Zeitbestimmung der Villa ist das Münzmaterial von Bedeutung, das vom Anfang des 3. Jahrhunderts bis zu den sechziger Jahren des 4. Jahrhunderts mit kurzen Unterbrechungen fortlaufend erscheint. Ebenso wichtig ist zur Zeitbestimmung das Keramikmatrial, das den Grossteil des Fundmaterials bildete und nur wenige importierten Gegenstände enthielt (hauptsächlich in Rheinzabern verfertigten Stücke aus der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts bis zur zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts). Ein Teil der Hauskeramik besteht aus den Erzeugnissen der Töpenwerkstätten in Aquincum vom 2. Jh., ein anderer Teil jedoch gleicht dem Material der spätrömischen Begräbnisstätten. Durch Vergleich der Forschungsdaten der Gebäudearchitektur und der Analyse des Fundmaterials erhalten wir ein umfassendes Bild der Villa. Der Kern des Villengebäudes (erste Bauperiode) dürfte nach den markomannischen Kriegen, in den letzten Jahrzehnten des 2. Jahrhunderts errichtet worden sein. Vom Gebäude mit dem Mittelkorridor fehlen die Komforteinrichtungen und die Zierelemente, somit kann angenommen werden, dass es sich seiner Funktion nach um ein Gebäude wirtschaftlichen Charakters handelt, das aber auch für Wohnzwecke verwendet wurde. Die wirtschaftliche Entwicklung in der Umgebung der Villa dürfte um die Wende des 2-3. Jahrhunderts bzw. am Anfang de 3. Jahrhunderts die Erweiterung der Villa erfordert haben (2. Periode). Diese Entwicklung wurde nach der Mitte des 3. Jahrhunderts durch den barbarischen Angriff gegen Aquincum gestört, jedoch konnte gegen Ende des 3. Jahrhunderts wieder ein wirtschaftlicher Aufschwung verzeichnet werden. Obwohl die für diese Zeit charakteristischen Importartikel die Bewohner der Villa nicht erreichen und diese auch weiterhin eine luxuriösen Zierelemente beanspruchen, verleihen sie dennoch durch die Ausgestaltung der nördlichen Räume dem Gebäde ein neues Antlitz (3. 159